Es ist sein erster Auftritt seit der historischen Rücktrittsankündigung: Papst Benedikt XVI. wird heute vermutlich die letzte große liturgische Zeremonie seines Pontifikats abhalten. Am Nachmittag (17.00 Uhr) will das 85-jährige Oberhaupt der Katholiken im Petersdom in Rom die Aschermittwoch-Messe zum Beginn der Fastenzeit feiern. Zuvor ist am Vormittag (10.30 Uhr) eine Generalaudienz geplant.
im Petersdom in Rom die Aschermittwoch-Messe zum Beginn der Fastenzeit ab. Es kam zu einem Massenandrang. Der Papst bittet um Gebete sowie um Erneuerung und Bekehrung. Zuvor stand am Vormittag eine Generalaudienz vor 12.000 Menschen auf dem Programm. Pontifikat klingt mit Abendessen und Gebet aus. Irische Missbrauchsopfer kritisierten Benedikt XVI.
Bei der Aschermittwochsliturgie, seinem letzten großen Gottesdienst vor dem Rücktritt, hat Papst Benedikt XVI. die Gläubigen in der Fastenzeit zu Erneuerung und Bekehrung aufgerufen. Die Fastenzeit diene gerade dazu, die Haltungen und konkreten Handlungen zu erneuern.
"Heute sind viele bereit, sich die, Kleider zu zerreißen angesichts von Skandalen und Ungerechtigkeiten - die natürlich von anderen begangen worden sind -, aber wenige nur scheinen bereit, am eigenen Herzen zu arbeiten, am eigenen Gewissen und an den eigenen Intentionen, und dabei dem Herrn die Wandlung, Erneuerung und Bekehrung zu überlassen", sagte der Heilige Vater.
Es sei wichtig, sich dessen zu besinnen und dies in dieser Fastenzeit zu leben: Jeder müsse sich bewusst sein, dass der Weg der Buße nicht alleine bewältigt werden könne, sondern gemeinsam mit den vielen Brüdern und Schwestern in der Kirche, so der Papst.
"Ich denke besonders an die Sünden gegen die Einheit der Kirche, an die Spaltungen im Leib der Kirche. Die Fastenzeit in einer intensiveren und sichtbareren kirchlichen Gemeinschaft zu leben, und die Individualismen und Rivalitäten zu überwinden, ist ein demütiges und kostbares Zeugnis für jene, die dem Glauben fern stehen oder gleichgültig sind", erklärte der Heilige Vater.
Großer Andrang
Bei der vermutlich letzten großen liturgischen Feier mit dem scheidenden Papst: Benedikt XVI. ist es zu einem Massenandrang gekommen. Tausende Menschen standen Schlange, um den Petersdom zu betreten und der vom Papst zelebrierten Aschermittwochs-Liturgie gemeinsam mit den Kardinälen und Bischöfen der Kurie beizuwohnen.
Der sichtbar müde Papst bat die Gläubigen um Gebete, die ihn, sowie die Kirche "in diesem besonderen Moment" unterstützen könnten. Der Heilige Vater dankte allen Gläubigen, vor allem jenen der Diözese Roms. Der Heilige Vater hatte schon bei der Generalaudienz am Aschermittwoch in der Aula Nervi Er die Gläubigen gebeten, für ihn und für die Kirche, sowie für den künftigen Papst zu beten.
Da zu dem Gottesdienst mit der Austeilung des Aschekreuzes besonders viele Besucher erwartet wurden, war die Messe von der römischen Kirche Santa Sabina aus Platzgründen in den Petersdom verlegt worden. Die Basilika Santa Sabina nahe dem touristischen Schlüssellochblick wäre für diese Feier viel zu klein gewesen, betonte der vatikanische Pressesprecher Pater Federico Lombardi.
Schon Stunden vor dem Beginn der Aschermittwochs-Liturgie reichte die Schlange der Wartenden einmal um den Petersplatz. Tausende Gläubige, Pilger und Touristen wollten dabei sein, wenn der deutsche Papst noch einmal im Dom eine Feier leitet.
Bis 28. Februar im Amt
"Bis zum 28. Februar wird Papst Benedikt XVI. unser Papst bleiben, mit allen seinen Funktionen", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Nach seiner Rücktrittankündigung nimmt Benedikt weiter Termine wahr. Dazu gehören laut Lombardi Treffen mit Bischöfen und ausländischen Staatsgästen in den kommenden Tagen.
Großer Jubel bei Generalaudienz
Am vorletzten Tag seiner Amtszeit (27. Februar) hielt der Papst seine letzte Generalaudienz auf dem Petersplatz ab. Unter dem großem Jubel tausender Gläubiger betrat Benedikt am Vormittag die Audienzhalle am Petersdom. Bereits Stunden vor der Generalaudienz waren die Gläubigen zum Petersplatz gekommen und hatten die Reihen der etwa 12.000 Menschen fassenden Halle bis zum letzten Platz gefüllt.
Benedikt XVI. versicherte dann vor 3.550 Menschen, dass er "in voller Freiheit" und für das Wohl der Kirche seinen Rücktritt erklärt habe. Er bat die Gläubigen, für ihn und für die Kirche, sowie für den künftigen Papst zu beten. "Ich habe in diesen für mich nicht einfachen Tagen die Liebe empfunden, die ihr mir entgegenbringt", erklärte der Papst in einer kurzen Ansprache. Mit einem großen Applaus hatten die Pilger die Ankunft Benedikts in den Nervi-Saal begrüßt. Die Gläubigen schwenkten Taschentücher mit den weißgelben Farben des Vatikans.
Konklave ab dem 15. März
Am 28. Februar wird Benedikt sein Pontifikat aufgeben - das hat es in der Neuzeit noch nie gegeben. Das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. wird am 28. Februar in Castel Gandolfo mit einem Abendessen ausklingen, also ohne einen offiziellen Schlussstrich.
Benedikt fliegt um 17 Uhr per Helikopter vom Vatikan in die päpstliche Residenz südlich von Rom. Nach dem Abendessen werde er wohl in der Kapelle beten und die Anwesenden begrüßen, "alles mit großer Normalität." Um 20 Uhr endet das Pontifikat, wobei weiterhin niemand weiß, wie Benedikt dann heißen wird: Emeritierter Bischof von Rom, früherer Papst, Kardinal Ratzinger? "Darüber wird im Vatikan nachgedacht", sagte Lombardi.
Das Konklave zur Wahl des Nachfolgers wird 15 bis 20 Tage nach Beginn der Sedisvakanz, also nach dem Rücktritt von Josef Ratzinger am 28. Februar, stattfinden. "Wenn alles problemlos verläuft, kann man davon ausgehen, dass das Konklave ab dem 15. März beginnt", sagte der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Bis Ostern soll feststehen, wer neuer Papst wird.
Nachfolge-Kandidaten bereits in Position
Als geeignete Nachfolger werden unter anderem der Mailänder Erzbischof Angelo Scola (71) und die beiden Afrikaner Peter Turkson (64) aus Ghana und Francis Arinze (80) aus Nigeria genannt. Auch Kardinal Marc Ouellet (68) aus Quebec und dem New Yorker Erzbischof Timothy Dolan (63) werden Chancen eingeräumt.
Kurienkardinal Leonardo Sandri (69) aus Argentinien genannt. Aus Asien gilt der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle (55) als "papabile", also als möglicher Papst.
Kritik
Irische Missbrauchsopfer haben mit scharfer Kritik an der Amtsführung von Papst Benedikt XVI. auf dessen angekündigten Rückzug reagiert. "Der größte Gefallen, den er uns allen getan hat, war sein Rücktritt", sagte die Aktivistin Christine Buckley der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch in Dublin. "Ich war enttäuscht, dass der Papst nicht nach Irland gekommen ist, nachdem der Missbrauch bekannt wurde." Stattdessen habe er irische Bischöfe nach Rom einbestellt.
Obwohl Benedikt XVI. sich bei den irischen Opfern systematischen Missbrauchs durch katholische Geistliche entschuldigt hat, werfen Aktivisten ihm vor, in erster Linie den Vatikan aus der Schusslinie heraushalten zu wollen. Auch der irische Premierminister Enda Kenny hatte den Kirchenstaat scharf kritisiert für seine Rolle bei der Vertuschung sexuellen Missbrauchs in Irland. Im Jahr 2011 hatte Irland seine diplomatische Vertretung im Vatikan geschlossen - offiziell allerdings aus Kostengründen.