Wichtigste Firma vor Kollaps

Benko-Absturz – Countdown zur nächsten Pleite

Bei Benkos größter Gesellschaft Signa Prime wurde der Chef rausgeworfen und ein Insolvenzantrag ist in Vorbereitung.

Angela Sellner
Benko-Absturz – Countdown zur nächsten Pleite
Das Nobel-Kaufhaus "Lamarr" baut René Benko in Wien – die Zukunft ist ungewiss. Denn das "Lamarr" gehört in die Signa Prime Selection, die jetzt auch wackelt.
Karl Schöndorfer / picturedesk.com

Die Uhr tickt im wankenden Immobilien-Imperium von René Benko. Nach der Insolvenz seiner Signa Holding, der Dachgesellschaft des Konzerns, drohen immer mehr Zweige des aus rund 1.000 Firmen bestehenden Signa-Komplexes in die Zahlungsunfähigkeit abzustürzen. Einige kleinere deutsche Signa-Unternehmen hat es schon erwischt, aber nun läuft der Countdown auch für die wichtigsten Töchter Signa Prime und Signa Development.

Das Management der beiden Firmen sei bereits mit der Vorbereitung der Insolvenzanträge beschäftigt, berichtete das "Manager Magazin" kurz vor dem vergangenen Wochenende. Innerhalb der nächsten zwei Wochen sei damit zu rechnen, meinen Insider.

Vom Berliner KaDeWe bis zum Wiener Lamarr

Die "Prime" ist das Filetstück der Signa, in der Benko die Anteile an Top-Immobilien gebündelt hat – darunter am Wiener Goldenen Quartier, dem KaDeWe in Berlin sowie den derzeit stillstehenden Bauprojekten Elbtower in Hamburg und Alte Akademie in München. Die deutsche Kette Galeria Karstadt Kaufhof ist ebenfalls Teil der Signa Prime. Auch das im Bau befindliche Kaufhaus "Lamarr" in Wien gehört dazu, ebenso wie das Hotel Park Hyatt.

Angestrebt wird für die Signa Prime so wie schon für die Holding ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Das Unternehmen würde in diesem Fall fortgeführt und restrukturiert, die Gläubiger bekämen 30 Prozent ihrer Forderungen bezahlt. Auf diese Weise hofft man, den Großteil der Vermögenswerte erhalten zu können. Wenngleich der Wert stetig sinkt  trotzdem ist im Zuge einer Fortführung mehr zu retten als wenn das Unternehmen zerschlagen und abverkauft würde.

Boss fristlos gekündigt

Timo Herzberg, einer von René Benkos wichtigsten Managern und Chef der Firma Signa Prime Selection, wurde fristlos gekündigt.
Timo Herzberg, einer von René Benkos wichtigsten Managern und Chef der Firma Signa Prime Selection, wurde fristlos gekündigt.
Büh, Florian / Action Press / picturedesk.com

Dass in der Signa Prime und auch der Signa Development höchste Alarmstufe herrscht, zeigte auch eine Aktion am Montagabend: Der bisherige Vorstandsvorsitzende der beiden Unternehmen Signa Prime Selection und Development, Timo Herzberg, wurde fristlos gekündigt. Als Grund gab Signa in einer Aussendung nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung "dringenden Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten als Vorstandsmitglied" an. "Die Verdachtslage war eindeutig und ließ den Aufsichtsräten keine andere Wahl" wrid Aufsichtsratspräsident und Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer zitiert.

Timo Herzberg war einer von Benkos wichtigsten Managern – und einer der bestbezahlten. Die vier Vorstände der Signa-Prime-Gruppe erhielten 2022 laut Bilanz gemeinsam mehr als 19 Millionen Euro an Prämien. Wobei der Vorstandsvorsitzende – in diesem Fall Herzberg – üblicherweise einen höheren Anteil absahnt, von bis zur Hälfte des Gesamtbetrags ist die Rede. 

Fragwürdige Geschäfte

Warum genau Herzberg fristlos rausgeworfen wurde, sagte Signa nicht. Laut Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wurden von Signa Prime bereits seit Mitte letzten Jahres erste Rechnungen nicht bezahlt und Gelder hin und her geschoben, wohl ohne Wissen des Aufsichtsrats. Laut FAZ-Bericht gibt es auch schwerwiegende Vorwürfe gegen Herzberg – dass er nämlich fragwürdige Geschäfte getätigt und überdies private Projekte von Signa-Mitarbeitern und auf Rechnung des Unternehmens habe bearbeiten lassen.

Porsche-Sammlung in Signa-Tiefgarage

Der Manager soll auch seine Porsche-Sammlung in der Tiefgarage eines Signa-Gebäudes in Berlin geparkt haben. In der Garage sei zudem für einen sechsstelligen Betrag eine Lüftungsanlage eingebaut worden, damit die alten Autos nicht "leiden". Geplant worden sei die Anlage von Signa-Mitarbeitern. Für Herzberg gilt die Unschuldsvermutung.

Laut FAZ erfolgte der Rauswurf von Herzberg im übrigen just nachdem die Zeitung am Montagmorgen dem Aufsichtsrat der Immobiliengesellschaften einen "umfangreichen Fragenkatalog zu Recherchen geschickt hatte, in denen es um mögliche fragwürdige Geschäfte Herzbergs ging". Für Herzberg gilt die Unschuldsvermutung.

Die Funktion des Vorstandssprechers bei der Signa Prime Selection und Development Selection übernimmt jetzt Sanierer Erhard Grossnigg. Das Unternehmen hatte den 77-Jährigen erst am 1. Dezember als zusätzliches Mitglied in den Vorstand geholt, um die anstehenden Sanierungsprozesse zu begleiten.

IN BILDERN: Was zu Benkos Signa-Reich gehört(e)

1/11
Gehe zur Galerie
    Das "Upper West" (l.) ist mit 119 Metern eines der höchsten Gebäude Berlins.
    Das "Upper West" (l.) ist mit 119 Metern eines der höchsten Gebäude Berlins.
    Reuters
    sea
    Akt.