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Berlusconi soll heute den Rücktritt einreichen

Heute Redaktion
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Der scheidende Premier Silvio Berlusconi wird voraussichtlich am Samstag zurücktreten und aus seinem prunkvollen Regierungssitz in Rom ausziehen müssen. Der 75-jährige Mailänder, der seit 20 Jahren Italiens politische Szene beherrscht, hielt sich bisher mit Verzögerungstaktiken über Wasser.

Es ist eine heiße Phase in Italien: Am Freitag stimmte der Senat dem Stabilitätsgesetz zu, Samstag wird es auch im Abgeordnetenhaus verabschiedet. Dann ist für Berlusconi der Zeitpunkt gekommen, "Adieu!" zu sagen. Montag soll Ex-EU-Kommissar Monti das Ruder übernehmen und harte Sparmaßnahmen umsetzen - ein Vorgang, den man aus Griechenland kennt. Schon jetzt gehen wütende Bürger auf die Straße und protestieren.

Berlusconi selbst wird nach seinem Abgang nicht langweilig werden. Er will weiterhin eine Führungsrolle im italienischen Mitte-rechts-Block spielen, seine Mitte-rechts-Partei "Volk der Freiheit" (PdL) neu gründen und für die Neuwahlen zu rüsten, die spätestens im Frühjahr 2013 vorgesehen sind. Außerdem muss er zu drei Prozessen vor Gericht erscheinen: Wegen der Sexaffäre um die damals minderjährige Marokkanerin Karima el-Marough alias "Ruby Herzensbrecherin", wegen Bestechung seines ehemaligen Anwalts David Mills und wegen einer Steueraffäre um seinen Medienkonzern Mediaset.

Zurück zum AC Milan

Von seinen amtlichen Pflichten entlastet, will Berlusconi zurück zu seiner großen Liebe, dem Fußball. "Ich werde wieder die Führung meines Klubs AC Milan übernehmen", kündigte Berlusconi zur Freude der vielen Fans seines Vereins an.  Aber auch das Ruder seines Medienimperiums, das er wegen des politischen Engagements seinen erwachsenen Kindern überlassen hatte, will Berlusconi wieder übernehmen.

Dem Premier weht aber auch Kritik aus der Bevölkerung entgegen: Beim Verlassen seiner römischen Residenz, in der er am Freitagabend zu einem Gipfeltreffen seiner Mitte-Rechts-Partei geladen hatte, wurde Berlusconi von einer Gruppe von Personen ausgepfiffen und heftig beschimpft. "Geh nach Hause!" und "Du bist die Schande Italiens!", riefen ihm die aufgebrachten Demonstranten zu. Berlusconi stieg schnell in sein Auto ein und fuhr mit seinen Leibwächtern davon.