Österreich

Beschuldigte Lehrerin: "Es geht um Politik und Geld"

Die Ballettlehrerin, die im Zentrum der Vorwürfe gegen die Wiener Staatsoper steht, hat einem italienischen Ballettmagazin ein Interview gegeben.

Heute Redaktion
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In einem Interview mit dem italienischen Tanzmagazin "Giornale della danza" hat die beschuldigte Lehrerin der Ballettakademie der Wiener Staatsopernschule auf die Vorwürfe reagiert. Sie spricht von einer "schmutzigen Angelegenheit": Es gehe "um Geld und Politik". Offensichtlich habe man unliebsame Beteiligte loswerden wollen.

"Es stimmt, manchmal war ich verärgert!"

Gegen sie und zwei weitere Lehrer hat die Staatsanwaltschaft diese Woche offiziell ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. In dem vorangegangen Bericht des "Falters" wurde der Ballettakademie vorgeworfen, dass Kinder "Opfer autoritärer, gewalttätiger und gefährlicher Unterrichtsmethoden geworden" seien.

"Es stimmt, dass ich mich manchmal geärgert habe. Vielleicht habe ich auch zu viel Disziplin abverlangt. Meine Schüler mussten immer 15 Minuten vor dem Unterricht da sein, damit sie sich aufwärmen, das gehört zur Arbeit", so die Lehrerin.

"Meine Hände nütze ich nur, um die Bewegungen zu zeigen."

Zahlreiche Schülerinnen hätten sie angerufen und viele "schöne Briefe" geschrieben, um ihr Mut zuzusprechen. Für ihre Schülerinnen seien die Berichterstattungen der letzten Wochen Lügen, so die Lehrerin im Interview. Einer der vielen Vorwürfe aus dem "Falter" lautet, dass die Frau gegenüber den Schülern gewalttätig geworden sein soll. Sie widerspricht: "Meine Hände nütze ich nur, um die Bewegungen zu zeigen."

"Unser Job ist eine spezielle Welt", so die Ballettlehrerin. Sie werde so weitermachen wie zuvor und sich nicht unterkriegen lassen, bekräftigt sie. Ein Projekt an der Mailänder Oper erwarte sie nächste Woche. Ihr Wunsch wäre es, im Fernsehen eine Stellungnahme dazu abzugeben.

"Balletttänzer sind Diener des Publikums"

Auf die Frage, warum sie eine Tanzlehrerin geworden sei, antwortete sie: "Auch ich habe mein ganzes Leben mit meiner Lehrerin trainiert und getanzt. Dank ihr habe ich vieles gelernt. Sie sagte mir, dass ich nach Moskau gehe kann. Sie lehrte mir auch, was es heißt, zu dienen. Wir sind die Diener des Publikums, denn das Publikum zahlt und hat das Recht auf Unterhaltung. Daher muss man alles dem Publikum schenken und dafür muss man die Schüler gut trainieren und Talente aufbauen."

Staatsanwaltschaft ermittelt

Vergangene Woche waren schwere Vorwürfe gegen die Ballettakademie der Staatsoper an die Öffentlichkeit gelangt. Die Schüler seien dort gedemütigt worden, Gewalt und Drill ausgesetzt gewesen. Die Lehrerin war im Zuge der Vorwürfe bereits von der Staatsoper entlassen worden. Auch der Vorwurf eines sexuellen Übergriffs durch einen Lehrer steht im Raum. Mitte der Woche gab die Staatsanwaltschaft bekannt, gegen die namentlich nicht genannte Lehrerin, den Lehrer und eine weitere Kollegin Ermittlungen eingeleitet zu haben. (no)