"Ich fürchte mich davor, nachts die Wohnung zu verlassen", erzählt Sophie im Gespräch mit "Heute". Die 36-jährige Wienerin lebt in der Wohnsiedlung "Kabelwerk" in Meidling. Seit einigen Monaten haben dort Jugendbanden das Sagen, die Situation hat sich drastisch verschärft. Pöbelnde Jugendliche, beschmierte Wände, Lärm und offener Drogenkonsum gehören inzwischen zum Alltag. Aus Verzweiflung haben einige Bewohner im Kabelwerk und am Schöpfwerk jetzt einen Hilferuf gestartet – in der Hoffnung, endlich Gehör zu finden.
Die Bewohner sind sehr verängstigt. Einerseits möchten sie die Probleme öffentlich machen, doch niemand traut sich offen vor die Kamera. Der Grund: Die Jugendbanden leben in unmittelbarer Nähe und beherrschen die Straßen. "Ich habe Angst, dass sie mir etwas antun", sagt Sophie. Deshalb möchte sie nur verpixelt gezeigt werden.
Früher sei die Gegend noch ein sicherer Ort gewesen. Doch jetzt sind Vandalismus und Gewalt zu ständigen Begleitern des Lebens geworden. "Letztens hat ein Jugendlicher seinen Freunden gezeigt, wie er mit dem Messer jemanden abstechen würde", erzählt eine weitere Bewohnerin. Sie hat die unheimliche Aktion von ihrem Balkon aus gefilmt. Auf dem Video ist zu sehen, wie der junge Mann mit einem großen Messer hantiert.
Angesichts der angespannten Situation schlägt die FPÖ Alarm. "Viele Bewohner haben Angst, die Wahrheit zu sagen, weil sie um ihren Job im stadtnahen Bereich fürchten", erklärt Lukas Brucker, Landesparteisekretär der Freiheitlichen.
Er wirft der SPÖ Untätigkeit vor und fordert mehr Polizeipräsenz. Die Sozialdemokraten weisen die Kritik zurück. SPÖ-Bezirksrat Matthias Postl kontert, die Bezirksvorstehung habe bereits Maßnahmen eingeleitet. "Wir nehmen die Sorgen der Bewohner sehr ernst", versichert er gegenüber "Heute".