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Bildungschancen bei uns besonders ungleich

In Österreich sind die Bildungschancen weniger gleich verteilt als in den meisten anderen Industriestaaten. Das hat die OECD festgestellt.

Heute Redaktion
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Symbolbild
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Bild: iStock

Laut dem "Equity in Education" ("Chancengleichheit in der Bildung")-Bericht der OECD hat Österreich Nachholbedarf.

Was heißt "Gleichheit der Bildungschancen"?

Die OECD stellt fest, wieviele Möglichkeiten Kinder und Erwachsene im Bildungssystem haben - je nachdem, aus welcher sozialen Schicht sie kommen.

Menschen mit weniger persönlichen, sozialen, finanziellen und kulturellen Ressourcen tun sich schwerer beim Erwerb von Bildung. Da spricht man auch viel von "bildungsfernen Schichten" und Eltern, die Kindern aufgrund von Geldknappheit nicht alles ermöglichen können.

Mitgliedsländer der OECD
Australien, Belgien, Chile, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Finnland, Griechenland, Irland, Island, Israel, Italien, Japan, Kanada, Lettland, Luxemburg, Mexiko, Niederlande, Norwegen, Neuseeland, Österreich, Portugal, Polen, Schweden, Schweiz, Spanien, Slowakei, Slowenien, Südkorea, Tschechien, Türkei, Ungarn, Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich.

Man kann sich das ganz banal so vorstellen: Kinder von Akademikern gehen eher auf die Uni als Kinder von Eltern mit Lehrabschluss oder Hilfsarbeitern.

Ergebnisse des Berichts

Die OECD hat die Bildungschancen in allen Industrienationen der Erde untersucht. Wirklich gleich sind die Chancen nirgendwo, überall entscheidet der soziale Hintergrund über den Bildungserfolg.

Zu welchem Grad das der Fall ist, ist aber unterschiedlich. Im Vergleich mit den anderen Ländern sind die Hürden für Kinder aus "bildungsfernen Schichten" hoch.

Sozialstatus

Wie definiert die OECD den "Sozialstatus" in diesem Bericht? Man schaute sich den höchsten Bildungsabschluss und den Beruf der Eltern an, fragte ob es einen Computer bzw. Breitbandanschluss im Haushalt gibt, wie viele Bücher es daheim gibt und ob eine Zeitung abonniert wird.

Schlechter in der Schule

Bei der PISA-Studie 2015 wurden hauptsächlich Naturwissenschaften abgefragt. Österreichische Schüler erreichten im Schnitt 495 Punkte. Kinder aus dem laut Sozialstatus untersten Viertel erreichten diese Punktzahl nicht, sie kamen auf 448 Punkte. Kinder aus dem obersten sozialen Viertel erreichten viel mehr, nämlich 545 Punkte.

Auch stellte die OECD fest, dass 16 Prozent der Leistungsunterschiede bei der PISA-Studie in Österreich allein durch den unterschiedlichen sozialen Status bedingt waren. Der Wert ist ähnlich wie in Deutschland, aber liegt drei Prozent über dem OECD-Schnitt von 13 Prozent. In Norwegen und Estland beträgt er nur 8 Prozent.

Das sagt die Politik

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sieht sich bestätigt. Er habe Schwerpunkte gesetzt, Benachteiligungen soll möglichst früh entgegengewirkt werden - eben bereits beim Übergang von Kindergarten in die Volksschule, wie er in einer Aussendung schreibt.

Die Opposition - in Gestalt von SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid - schlägt vor, einen "Chancenindex" für Schulen umzusetzen. 5.000 zusätzliche Lehrer in Brennpunktschulen wären hilfreich, sowie kostenlose Nachhilfeangebote in ganz Österreich.

Die Ungleichheit bei den Bildungschancen lasse sich auch durch einen raschen Ausbau der Ganztagsschulen vermindern, glaubt die SPÖ. Die NEOS sind ebenfalls dieser Meinung, der dortige Bildungssprecher Douglas Hoyos will mehr Geld in die Hand nehmen.

"Dass der soziale Status der Eltern immer noch eine wesentliche Rolle beim Bildungsweg der Kinder spielt, ist in einem Land wie Österreich nicht hinzunehmen", findet Liste-Pilz-Bildungssprecherin Stephanie Cox. (red)

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