Coronavirus

Impfungen für Kinder ab 12 Jahren wohl bald möglich

Gemeinsam mit seiner Frau hat der 55-Jährige den ersten Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt. Jetzt macht er mit einer neuen Ansage Hoffnung.

Roman Palman
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Kinder ab 12 Jahren könnten im Sommer mit Biontech/Pfizer geimpft werden. (Symbolfoto)
Kinder ab 12 Jahren könnten im Sommer mit Biontech/Pfizer geimpft werden. (Symbolfoto)
Rolf Vennenbernd / dpa / picturedesk.com

"Europa wird die Herden-Immunität bis Juli, spätestens August erreicht haben" – bumm, zack. Mit diesem "Hoffnungs-Hammer" ("Bild"-Zeitung) sorgt Biontech-Chef Ugur Sahin bei einer Veranstaltung des Vereins der Ausländischen Presse in Deutschland am Mittwoch neuerlich für Aufsehen.

Kinder-Impfung

Nach derzeitiger Einschätzung von Experten, dürfte die Übertragung des Coronavirus ab einer Durchimpfung von 70 Prozent signifikant abfallen. Sahin mahnt aber, dass über den Tellerrand hinausgeblickt werden müsse: Es habe wenig Nutzen, wenn Europa sicher sei und das Virus in anderen Regionen weiter wüte, so der Impfstoff-Experte. Bis zum Ende des Sommers könnte die Pandemie in der EU also in die Knie gezwungen sein.

Deshalb müssten die bisher wirksamen Impfstoffe weltweit schnell zugelassen werden. Für sein eigenes Mittel erwartet Sahin eine Freigabe in China bis spätestens Juli. Anstatt mit Pfizer kooperiert Biontech im Reich der Mitte mit der dort ansässigen Fosun Pharma.

Die Mainzer und der US-Konzern testen inzwischen das Vakzin auch bei Kindern ab dem sechsten Lebensmonat bis zum elften Lebensjahr, im März wurden die ersten Kinder in dieser Studie geimpft.

"Im Juli könnten erste Ergebnisse für die Fünf- bis Zwölfjährigen, im September für die jüngeren Kinder vorliegen, die Auswertung dauert etwa vier bis sechs Wochen", sagte Sahin. "Wenn alles gut geht, können wir, sobald die Daten ausgewertet sind, in verschiedenen Ländern den Antrag auf Zulassung des Impfstoffs für alle Kinder der jeweiligen Altersgruppe einreichen."

Wirksam gegen Doppelmutante

Der deutsche Mediziner hat aber noch eine weitere gute Nachricht parat. Nach ersten Einschätzungen dürfte sein mRNA-Impfstoff auch gegen die Doppelmutante wirksam sein, die Indien derzeit schwer zusetzt. Täglich werden jeden Tag hunderttausende neue Fälle bestätigt, Spitäler und auch Krematorien sind völlig überlastet. Mehr dazu in: "Das Virus verschlingt die Menschen wie ein Monster" >>

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    Die gefährliche Corona-Mutation B.1.167 wütet in Indien. In der Hauptstadt Neu-Delhi kommt es bereits zu Massenabfertigung in Krematorien (25. April 2021).
    Die gefährliche Corona-Mutation B.1.167 wütet in Indien. In der Hauptstadt Neu-Delhi kommt es bereits zu Massenabfertigung in Krematorien (25. April 2021).
    Naveen Sharma / Zuma / picturedesk.com

    Sahin ist, obwohl die Tests noch nicht abgeschlossen sind, optimistisch: "Die indische Variante hat Mutationen, die wir bereits zuvor untersucht haben und gegen die unser Impfstoff ebenfalls funktionierte. Diesbezüglich bin ich also auch zuversichtlich". Gemeinsam mit Pfizer habe man schon mehr als 30 Virus-Varianten durchgetestet.

    Dritte Impfung wird notwendig

    Einen kleinen Dämpfer gibt es aber. Der Schutz durch den Impfstoff wird mit der Zeit nachlassen, eine dritte Impfung könnte notwendig werden. Nach etwa einem halben Jahr nehme die Immunantwort wieder ab, ähnlich ist es bei der Grippe-Impfung.

    "Wir werden also eine dritte Dosis brauchen, um den Impfschutz wieder auf fast 100 Prozent zu bringen", wird der Biontech-Boss in der "Bild" zitiert. Der dritte Stich solle demnach zwischen neun und zwölf Monaten nach der Erstimpfung verabreicht werden. Danach werde eine jährliche Auffrischung notwendig.