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BioShock The Collection im Test: dystopisches Epos

Mit BioShock und seinen Nachfolgern BioShock 2 und BioShock Infinite hat 2K Videospielgeschichte geschrieben.

Heute Redaktion
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In Sachen Storytelling zählen alle drei Titel zu den Meisterwerken der Gaming-Welt. Nun wurde das Trio remastered und als BioShock: The Collection in einer Box für die neue Konsolengeneration sowie für den PC veröffentlicht. Für unseren Test begeben wir uns noch einmal auf den Horror-Thriller-Tauchgang und -Höhenflug.

Bevor wir nur ein Wort über die Umsetzung der Remastered-Versionen verlieren: Wer BioShock nicht kennt und noch nie gespielt hat, der kann hier direkt zu lesen aufhören und hat nur eine Pflicht - sich das Spiel zu besorgen. Zumindest die ersten beiden BioShock-Spiele, wahrscheinlich auch das dritte, sind epische Juwelen, Spiele, die man in Tests schwer beschreiben kann, die man erleben muss. BioShock prägte nicht nur durch das überragende Storytelling einen ganzen Spielezweig, sondern ist auch noch heute bestimmende Kraft und Vorbild zahlreicher Entwickler.

Zudem zählt BioShock zu den bestbewertetsten Spielereihen aller Zeiten. Alleine der erste Teil erreicht eine Durchschnittsbewertung aus allen Kritiken von 96 bei 100 möglichen Punkten. Wäre BioShock ein Film, ein Oscar-Regen wäre sicher. Doch auch so wurde die Reihe mehrfach preisgekrönt. Nun gibt es diese legendären Spiele in der Überarbeitung von Blind Squirrel Games in 1.080p HD und mit bis zu 60 Frames pro Sekunde - für rund 50 Euro bekommt man hier die Chance, Gaming-Geschichte zu erleben.

Was bietet The Collection?

Enthalten sind auf den zwei Discs alle drei Spiele und alle Einzelspieler-Erweiterungsinhalte. Die neu aufgelegte Sammlung enthält ebenso eine brandneue Director-Kommentar-Serie namens "ImaginingBioShock", die durch das Sammeln goldener Filmrollen freigeschaltet wird, die überall in der Unterwasserstadt Rapture des ersten BioShock verteilt liegen. Damit können bis zu zwei Stunden an Director-Kommentaren von Creative Director Ken Levine und Animation Director Shawn Robertson freigeschaltet werden.

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In der Collection sind damit die Erweiterungen Museum of Orphaned Concepts und Challenge Rooms für BioShock, Minerva's Den und Protector Trials für BioShock 2 sowie Clash in the Clouds, Burial at Sea - Episode 1 und Burial At Sea - Episode 2 für BioShock Infinite enthalten. Außerdem gibt es die Zusatzinhalte Belohnungs-Paket 'Industrial Revolution', 'BioShock Infinite'-Upgrade-Paket, 'Columbia's Finest'-Paket, Comstocks 'China Broom'-Schrotflinte und Comstocks 'Bird's Eye'-Scharfschützengewehr. Hier bekommt man also wirklich alles, was bisher im BioShock-Universum erschienen ist. Neue Storyteile hätten dem Remaster klar gut getan, doch auch in dieser Form bietet die Sammlung selbst für Kenner starke Anreize.

Tief im Meer beginnt der Wahnsinn

Ein bisschen Story-Zusammenfassung muss sein. BioShock präsentierte sich ab dem ersten Teil als Ego-Shooter mit Horror- und Rollenspiel-Elementen. BioShock spielt im Jahr 1960 und folgt dem Protagonisten Jack, der sich nach dem Betreten eines Leuchtturms in einer dystopischen Unterwasserwelt namens Rapture wiederfindet. Diese sollte ein Ort des Friedens für die menschliche Elite sein, zeigt sich aber als Schauplatz des Grauens. Der Spieler erkundet diese Welt, setzt sich mit Waffen und genetischen Fähigkeiten Gegnern zur Wehr und trifft auf eine Welt, in der Wahnsinn, Politik, Religion und Geheimnisse regieren.

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BioShock bietet, wie auch seine Nachfolger, brillante Story-Twists - und einige der heftigsten Jumpscares der Spielewelt. Daneben greifen aber alle Spiele auch reale Themen und Konflikte auf: Ethische und ethnische Herausforderungen, medizinische und wissenschaftliche Grenzen, politische und ideologische Ideen bis hin zu radikalem Extremismus, Religion und sektenhaftem Wahnsinn. Die BioShock-Titel sind mehr als Spiele, sie sind digitale Kritiken der Realpolitik und des Weltgeschehens.

Hoch im Himmel auf Identitätssuche

In BioShock 2 findet man sich acht Jahre später einmal mehr in der im Art-Déco-Stil gehaltenen Rapture wieder. Dieses Mal soll die Unterwasserstadt nicht weniger zum Mittelpunkt einer Utopie werden. Während es das Ziel eines Experiments ist, den menschlichen Egoismus abzuschaffen, wird auch die Gegnerseite des ersten Teils beleuchtet. Ein Beschützer der ikonischen im Panzertauchanzug verborgenen Big Daddys ist auf der Suche nach seiner Begleiterin, seiner Little Sister. Die Atmosphäre des ersten teils konnte nicht ganz gehalten werden, trotzdem überzeugte BioShock 2.

BioShock Infinite verlässt schließlich den Meeresgrund und steigt im Jahr 1912 in luftige Höhen. Wieder ausgehend von einem Leuchtturm wird Detektiv Booker DeWitt in die fliegende Stadt Columbia geschossen, soll dort eine Frau namens Elizabeth befreien und lässt den Konflikt zwischen den ultranationalistischen Gründern und den Unterdrückten, aber von Hass geblendeten Vox Populi in Gewalt umschlagen. Booker DeWitt lernt dabei nur nach und nach seine eigentliche Rolle in der Himmels-Utopie kennen.

Quelle: YouTube

Starke Gesellschafts- und Polit-Kritik

Neben der Gesellschaftskritik aller Teile beschäftigt sich Infinite besonders mit dem amerikanischen Exeptionalismus. Infinite vermixt den Anspruch dieser Theorie, nach der den USA eine "besondere Rolle" unter allen Ländern und Nationen der Erde zukomme, mit Aspekten von Fremdenhass, Rassismus und Fanatismus. BioShock spielt sich nicht nur genial, die Titel wühlen auch gedanklich auf, beschäftigen den Spieler lange Zeit.

Liest man in der Himmelsstadt Plakatslogans wie "Our holy duty is to guard against foreign hordes" ("Unsere heilige Pflicht ist es, wachsam gegenüber den fremden Horden zu bleiben") oder "Her eyes, so blue. Her skin, so white. Or are they? We must all be vigilant to ensure the purity of our people" ("Ihre Augen, so blau. Ihre Haut, so weiß. Sind sie doch, oder? Wir müssen alle wachsam bleiben, um die Reinheit unseres Volkes zu gewährleisten"), zeigt sich, in welch vermeintlich fantasierten digitalen Welt die konfliktreichsten Themen unserer Zeit angesprochen werden.

Fazit

Sieht man sich die Collection an, so fallen die grafischen Verbesserungen sofort auf. Der Bildausschnitt kann optional größer gewählt werden, die Beleuchtung sowie Nebel-, Rauch- und Dunsteffekte wurden von Grund auf neu umgesetzt. Zudem wurden die Texturen verschärft. Zu diesen Verbesserungen kommt als großer Pluspunkt auch ein neuer Schwierigkeitsgrad hinzu - vor allem Shooter-Profis hatten eine größere Herausforderung bei den originalen Titeln schmerzlich vermisst. Detailverliebte bekommen zudem Entwicklerkommentare und ein begehbares Konzeptstudien-Museum. Bemängeln kann man das Fehlen des Multiplayer in BioShock 2, der aber seit Anbeginn nur Schminke auf einem bereits vollendeten Meisterwerk war. Grafisch sieht BioShock, vor allem der erste Teil, auch nach Jahren nun überarbeitet großartig aus, auch wenn die Technik etwas angestaubt ist und es sicherlich nicht zu den Grafik-Spitzenreitern der Spielewelt zählt.

Von der inhaltlichen Genialität ging nichts verloren, BioShock: The Collection packt den Spieler wie beim Erscheinen der Originalteile. So mag man als Minuspunkt anführen, dass die Sammlung wenig Neues und wenig Boni bietet - zurecht, doch dafür bekommt man drei Videospiel-Meisterwerke, die auch heute noch zum Besten zählen, in grafisch neuem Look. In Verbindung mit allen Erweiterungen und Zusatzinhalten ist es der perfekte Grund, wieder nach Rapture abzutauchen oder zu Columbia hochzufliegen, um einmal mehr zu erleben, wie Spiele funktionieren sollen: Atmosphäre aufbauen, eine Geschichte erzählen, den Spieler in eine intelligente, immersive Umgebung und einen packenden Action-Titel ziehen. BioShock: The Collection demonstriert das schöner als jemals zuvor.