Österreich

Blackout zu X-Mas? Mehrheit vertraut blind dem Staat

Im Blackout-Fall vertraut die Mehrheit auf den Staat. "Falsch", so Blackout-Experte Saurugg, der auch die Blackoutgefahr über Weihnachten einschätzt.

Blackout zu X-Mas? Mehrheit vertraut blind dem Staat
Blackout-Experte Herbert Saurugg über Vorsorge und die Blackout-Gefahr über Weihnachten
istock, privat

Laut dem aktuellen Blackout Readiness Check 2023 des renommierten Beratungsunternehmens "Ernst & Young" erwarten die Mehrheit der Österreicher im Falle eines Blackouts Hilfe vom Staat. Der Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge, Herbert Saurugg, warnt jedoch, dass dies eine herbe Enttäuschung für sie werden könnte.

"Die Eigeneinschätzung vieler Menschen, dass sie mit einer Ersatzbeleuchtung gut vorbereitet sind, ist trügerisch. Ein überregionaler und länger andauernder Stromausfall bedeutet nicht nur die Zeit des Stromausfalls selbst, sondern hat einen langwierigen Wiederanlauf der Versorgungsketten zur Folge. Dieser Prozess kann Wochen dauern, bis hier wieder Stabilität eintritt. Wenn die Mitarbeiter nicht ausreichend zu Hause vorbereitet sind und sich nicht selbst für 14 Tage versorgen können, werden möglicherweise nicht genügend Mitarbeiter zur Arbeit erscheinen, um die Systeme wieder hochfahren zu können", warnt Herbert Saurugg.

Bei einem Blackout - das brauchst Du

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    Wenn alles finster ist, dann...
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    Getty Images/iStockphoto

    Herbert Saurugg erinnert somit mahnend erneut, dass der Staat einfach nicht in der Lage ist, Millionen von Menschen zu versorgen, wenn die üblichen Strukturen nicht funktionieren. In der Sicherheitskommunikation gibt es noch viel Verbesserungsbedarf. "Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass nach einem Stromausfall alles schnell wieder normal weitergeht, wie bei einem gewöhnlichen Stromausfall", so Saurugg.

    Der Staat ist nicht in der Lage, Millionen von Menschen zu versorgen, wenn die üblichen Strukturen nicht funktionieren
    Herbert Saurugg
    Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge

    Doch der Experte hat keine guten Nachrichten: "Doch das ist in keiner Weise zu erwarten. Manche Gemeinden glauben fälschlicherweise, dass sie mit dem Kauf eines Notstromaggregats ausreichend auf einen Blackout vorbereitet sind. Tatsächlich gibt es zahlreiche weitere Maßnahmen, die ergriffen werden müssen. Die Gemeinde muss sich um verschiedene Aspekte kümmern, wie die Wasserver- und Abwasserentsorgung, die Gesundheits- und Lebensmittelnotversorgung sowie die Versorgung von gestrandeten Personen oder Touristen. Auch die Kinderbetreuung muss organisiert werden, damit die Eltern arbeiten können. Die Müllentsorgung ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, der noch geklärt werden muss. Was passiert mit Unmengen an verdorbenen Waren? Daher sollten zu optimistische Aussagen immer kritisch hinterfragt werden. Wenn jemand angibt, dass die eigene Organisation gut vorbereitet sei, gilt das nur, wenn auch die eigenen Mitarbeiter und die Bevölkerung gut vorbereitet sind."

    Es ist weiters unklar, ob es rund um Weihnachten eine erhöhte Blackout-Gefahr gibt, wie in der Umfrage abgefragt wurde. Die nächsten Tage werden jedoch durch den angekündigten Sturm in Nordeuropa eine größere Herausforderung für jede Infrastruktur darstellen, einschließlich der Stromversorgung. Obwohl viel Windstrom produziert werden kann, kann es auch zu Ausfällen kommen. "Es geht nicht darum, etwas vorherzusagen, was unmöglich ist. Entscheidend ist, dass niemand es ausschließen kann. Wir sollten als Gesellschaft reifer werden und uns freuen, wenn Dinge nicht eintreten, anstatt die Überbringer von schlechten Nachrichten zu bestrafen", meint der Blackout-Papst. Der längere Stromausfall im Murtal vor ein paar Wochen hat gezeigt, wie hilfreich eine persönliche und kommunale Vorsorge auch in solchen Fällen ist.

    Auch die aktuelle Entwicklung im Nahen Osten und im Roten Meer könnte erneut Überraschungen mit sich bringen. 2021 blockierte ein Container-Schiff den Suezkanal für eine Woche und löste weltweit ein Logistikchaos aus. Jetzt stehen wir erneut vor einer solchen Situation: Fast alle Handelsschiffe müssen nun die viel längere Route um das Kap der Guten Hoffnung wählen, was zu Lieferverzögerungen und weiteren Preisanstiegen führen wird. Daher ist zu erwarten, dass auch das Jahr 2024 turbulent beginnen und weitergehen wird. Saurugg schließt mit dem Rat, immer Vorsorge zu treffen, um einen Puffer für Überraschungen zu schaffen.

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