"Leave the World behind"

Dieses Blackout läutet das Ende der Welt ein

Es fängt mit einem harmlosen Internet-Ausfall an, dann sind auch Telefon, TV und Radio weg. Auf Netflix steht jetzt der Untergang bevor… 

Fabian J. Holzer
Dieses Blackout läutet das Ende der Welt ein
Myha’la als Ruth, Mahershala Ali als G.H., Ethan Hawke als Clay und Julia Roberts als Amanda.
JoJo Whilden/NETFLIX

Regisseur Sam Esmail, der mit seiner gefeierten Serie "Mr. Robot" Rami Malek zum Star machte, ist ein Genie, wenn es darum geht, Spannung langsam aufzubauen. Bei "Leave the World behind" (ab 8. Dezember auf Netflix) geht es um keinen kleineren Event, als das Ende der Welt. Das startet aber betont gemütlich: Die New Yorker PR-Frau Amanda Sandford (Oscarpreisträgerin Julia Roberts) will mit ihrem Mann Clay (Ethan Hawke) und ihren beiden Kindern ein paar Tage in der Natur verbringen und mietet ein luxuriöses Ferienhaus in Long Island. Alles ist bestens - abgesehen von einigen Tieren, die sich am Strand seltsam verhalten - , bis plötzlich das Internet ausfällt und auch Telefon, TV und Radio weg sind. Der Strom ist noch da, und so macht die Familie Sandford das Beste daraus. Bis es dann an der Tür klingelt…

Draussen stehen G.H. Scott (Oscarpreisträger Mahershala Ali) und seiner Tochter Ruth (Myha'la), die behaupten, die Vermieter des Hauses zu sein und aufgrund des Kommunikationsausfalls im vermieteten Haus übernachten müssen. Clay hat Verständnis, Amanda weniger, weil sie den Neuankömmlingen misstraut, nicht zuletzt wegen deren Hautfarbe. Die beiden Familien einigen sich dann, dass Scott und seine Tochter in der dunklen Kellerwohnung übernachten dürfen, während die weißen Sandfords weiter im luxuriösen und hellen Obergeschoß bleiben können. So schnell entsteht auch in der Apokalypse eine Zweiklassengesellschaft. Dieser Umstand faszinierte bereits bereits im Roman von Rumaan Alam die deklarierten Fans Barack und Michelle Obama so sehr, dass sie nicht nur das Buch empfohlen haben, sondern jetzt auch als Produzenten der Filmversion mit an Bord sind…

In der Romanverfilmung schält sich die Handlung wie ein Zwiebel Schicht für Schicht. Denn während die Wildtiere rund um das Haus sich immer seltsamer verhalten, wird der Himmel auch von seltsamen Lichtern erhält, die zum Teil von Flugzeugen stammen, die einfach so aus dem Himmel fallen. Und von anderen Menschen ist kaum etwas zu bemerken. So trifft man etwa kurz auf einen namenlosen Prepper - gespielt von Kevin Bacon - der sich zunächst richtig freut, dass er trotz aller Anfeindungen, denen sich alle Prepper gegenüber sehen, am Ende doch kein Spinner war. Nur auf diesen konkreten Weltuntergang war er nicht vorbereitet… 

Keine Alien, kein Militär, keine Tsunamies, keine Massenpaniken, keine Asteroiden: So still geht die Welt unter:

"Leave the world behind" ist kein klassischer Weltuntergangsfilm. Denn es gibt hier keine großen Mobilisierungen des Militärs, keine großen Bestrebungen der Öffentlichkeit, keine Alien-Invasion, keine Mega-Tsunamis, keine Mega-Stürme, keine Asteroiden und keine Massenpaniken. Dafür aber ein sich immens steigerndes Unbehagen der Figuren, das sich grandios auch als Unbehagen der Zuschauer entfaltet. Während die Welt draußen untergeht, könnte sich diese Apokalypse genauso gut auch nur im Ferienhaus in Long Island abspielen, die Spannungen zwischen den Insassen werden von Minute zu Minute intensiver. Sam Esmail hat es hier geschafft einen dystopischen Horrorthriller großteils als Kammerspiel zu inszenieren, denn noch nie war die Menge an Darstellen zu abgezählt wie hier. "Leave the world behind" setzt aber nicht nur auf die Psychologie, denn je länger sich das Untergangsszenario entfaltet, umso mehr passiert dann doch und auf die Geschehnisse werden auch CGI-intensiver. Wer es also liebt, wie sich Spannung immer mehr aufbaut, um sich dann spektakulär zu entfalten wird den Film lieben. Noch ein Tipp: Unbedingt am Abend und ohne zu viele Lichter im Zimmer anschauen! 

Die VIP-Bilder des Tages:

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    Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
    Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
    Instagram/florian.david.fitz
    fh
    Akt.