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Gibt es diese Spionage-Chips aus China wirklich?

Trojanisches Pferd oder doch nur eine Zeitungsente? Experten streiten sich über die Existenz von chinesischen Spionage-Chips.

Heute Redaktion
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Ein bösartiger Chip, der so groß wie ein Reiskorn sein soll, spaltet die Fachwelt. Losgetreten wurde die Diskussion durch mehrere Artikel von "Bloomberg Businessweek", die diesen Monat erschienen sind. Laut dem US-Magazin wurden in China solche Chips in Server eingebaut. Diese Bauteile sollen dann in die USA geliefert worden sein, um dort rund 30 Firmen auszuspionieren.

Die Geschichte schlug weltweit hohe Wellen. Die angeblich betroffenen Tech-Firmen und auch mehrere Behörden distanzierten sich vehement von den Meldungen. Allen voran Apple, mit ungewohnter Deutlichkeit.

Festgefahrene Situation

In einem Interview mit Buzzfeed.com hat sich Apple-CEO Tim Cook nun erstmals persönlich dazu geäußert: "Wir haben alles auf den Kopf gestellt und forensisch untersucht und kommen zum Schluss: Das ist nicht passiert. Das ist nicht wahr", so Cook. Er fordert das Magazin auf, die Story zurückzunehmen.

Doch das US-Magazin denkt nicht daran und hält fest: "Die Story ist das Ergebnis von mehr als 100 Interviews und einem Jahr Recherche." Man stehe zu der Geschichte und vertraue den unterschiedlichen Quellen, erklärt "Bloomberg Businessweek" in einer Mitteilung, die der BBC vorliegt.

Der IT-Sicherheitsexperte Stefan Friedli von Scip AG.

Das Schweizer Nachrichtenportal "20 Minuten" hat bei Stefan Friedli, IT-Sicherheitsexperte bei der Firma Scip AG, nachgefragt, was er davon hält.

Stefan Friedli, was spricht dafür, dass die Story stimmt?

Ich habe keine Insider-Informationen und kann hier ebenfalls nur spekulieren. Das Magazin "Bloomberg Businessweek" hat aber einen guten Ruf und betreibt meines Wissens sehr grundlegendes Fact-Checking.

Was spricht dagegen?

Kritische Fragen wurden nicht beantwortet und die Dementis der angeblich betroffenen Firmen sind extrem deutlich. Die Frage ist: Wer hat von der Geschichte am meisten profitiert? Ohne ein entsprechendes Motiv bewegt man sich aber schnell auf einer verschwörungstheoretischen Ebene.

Wie realistisch sind solche Spionage-Chips generell?

Hardware ist ein komplexes Thema. Selbst Experten auf dem Gebiet haben Mühe, es in seiner Ganzheit zu verstehen. Die Entwicklung solcher Chips wäre sehr aufwendig. Das Gleiche gilt aber auch für die Entdeckung: Die tiefgreifende Analyse von Hardware auf Chipebene kann schnell sechsstellige Beträge kosten. (tob)