Wien

Blut, Kleiderbügel – Abtreibungs-Protest am Stephansdom

Ein gutes Dutzend Aktivisten legte sich mit Kunstblut beschmiert und halbnackt vor den Wiener Stephansdom.

Leo Stempfl
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Mehrere Personen lagen mit Kunstblut beschmiert und von Kleiderbügeln umgeben vor dem Stephansdom.
Mehrere Personen lagen mit Kunstblut beschmiert und von Kleiderbügeln umgeben vor dem Stephansdom.
Feministisches Bündnis "My Body My Choice"

Es war eine historische Entscheidung, die weltweit für Entsetzen sorgte. Der Oberste Gerichtshof der USA, der Supreme Court, hat seine Sicht der Rechtssache Roe vs. Wade aufgehoben. Darin wurde, obwohl Schwangerschaftsabbrüche auch in den USA de jure illegal sind, ein entsprechendes Recht darauf aus der Verfassung abgeleitet.

Doch Donald Trump konnte eine ungewöhnlich hohe Zahl an Richtern ersetzen – die Rechtsprechung ist seitdem klar konservativ geprägt. Nun ist es jedem Bundesstaat selbst überlassen, ob er Schwangerschaftsabbrüche erlaubt oder eben nicht. Republikanische Staaten wie Ohio machten davon bereits gebrauch, aktuell wird einem zehnjährigen Mädchen, das vergewaltigt wurde, dieses Recht verweigert. Es drohen Strafen von bis zu 15 Jahren Haft.

Auch in Österreich illegal

Auch in Österreich sind Schwangerschaftsabbrüche nach wie vor illegal. Laut § 96ff StGB sind sie unter bestimmten Voraussetzungen aber straffrei – etwa innerhalb der ersten drei Monate. Die Kosten sind jedoch privat zu tragen und die Versorgung in Bundesländern wie Tirol ist mehr als dürftig.

Aus diesem Grund fand Sonntagfrüh eine feministische Protestaktion vor dem Wiener Stephansdom statt. Insgesamt versammelten sich 18 Aktivisten, verteilten Fyler und hielten Reden. Als Höhepunkt legten sich elf von ihnen schließlich mit Kunstblut bemalt und umgeben von Kleiderbügeln auf den Boden vor dem Dom. Darstellen soll das die nun in den USA wohl wieder vermehrt durchgeführten unsachgemäßen Methoden zur Beendigung von Schwangerschaften.

Mehrere Personen lagen mit Kunstblut beschmiert und von Kleiderbügeln umgeben vor dem Stephansdom.
Mehrere Personen lagen mit Kunstblut beschmiert und von Kleiderbügeln umgeben vor dem Stephansdom.
Feministisches Bündnis "My Body My Choice"

Unnötige Todesfälle

Nicht zu verhindern hingegen wären Abtreibungen selbst, da diese durch ihre Kriminalisierung eben nicht weniger werden, sondern nur tödlicher. Frauen, trans- und genderqueere Personen werden durch diese Gesetze systematisch ihrer körperlichen Selbstbestimmung beraubt. Die Entscheidung, ein Kind auszutragen oder nicht, gehöre hier dazu und dürfe nicht staatlich bestimmt werden.

Die Forderungen für Österreich

Auf Österreich umgelegt wird konkret die Tilgung von Schwangerschaftsabbrüchen aus dem Strafgesetzbuch sowie der Ausbau einer Infrastruktur für zugängliche, von den Krankenkassen gedeckte, professionelle Abbrüche gefordert.

Weiters stößt man sich an den Demonstrationen der "Pro Life"-Bewegung, die jährlich einen "Marsch für die Familie" austragen. Neben christlichen Fundamentalisten tümmeln dich dort auch bekannte Rechtsextreme. Als Reaktion darauf gibt von queer-feministischer Seite mit dem "Marsch fürn Arsch" eine Gegendemonstration.