Welt

Blutige Proteste gegen Dutroux-Komplizin

Heute Redaktion
14.09.2021, 16:17

Die Freilassung der früheren Frau des Kindermörders Dutroux schlägt in Belgien immer noch hohe Wellen. Viele Bürger sind empört. In Michelle Martins Zufluchtsort in den Ardennen kam es zu gewaltsamen Zwischenfällen.

Bei Protesten gegen die vorzeitige Freilassung der Ex-Frau von Kinderschänder Marc Dutroux ist es am Samstag in Malonne bei Namur zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die aufgebrachte Menge machte ihrem Ärger deutlich Luft. Protest-Teilnehmer rissen Straßenschilder aus, zerstörte Absperrungen und warf mit Steinen auf Polizisten. Die Beamten antworteten mit Gummiknüppeln, Pfefferspray und Kabelbindern. Zwei Personen wurden vorläufig festgenommen.

100 Menschen nahmen an Protest teil

Etwa 100 Menschen hatten in der Nähe des Nonnenklosters protestiert, wo Michelle Martin seit Wochenbeginn lebt. Die Polizei, die das Ordenshaus schützt, verstärkte ihre Präsenz. Üblicherweise sind 15 Polizisten Tag und Nacht im Einsatz.

Als Martin am Dienstagabend nach ihrer Freilassung in dem Ardennen-Ort angekommen war, hatten bereits rund 50 erboste Bürger vor dem Kloster protestiert. Martin war als Komplizin Dutroux' zu 30 Jahren verurteilt worden, von denen sie 16 abgesessen hat. Ihr weiterhin inhaftierter Ex-Ehemann ist der bekannteste und am meisten gefürchtete Verbrecher des Königreichs - er hatte in den 1990er Jahren sechs Mädchen entführt und gefoltert, vier von ihnen starben.

Regierung will Strafgesetz verschärfen

Angesichts der heftigen Kritik an der Freilassung von Michelle Martin hat die belgische Regierung eine Verschärfung der Strafgesetze angekündigt. Ministerpräsident Elio Di Rupo sagte mehreren belgischen Zeitungen vom Samstag, er wolle gegen "Straffreiheit" für Verbrecher vorgehen. "Unser Ziel muss sein: Nein zur Straffreiheit", sagte Di Rupo. "Wir müssen eine ganze Reihe eingeleiteter Reformen im Justizwesen weiterverfolgen sowie Reformen im Bereich Polizeiwesen."

Michelle Martin war 1996 zusammen mit dem Pädophilen Dutroux festgenommen und im Jahr 2004 zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Im Juli gab ein Gericht in Mons jedoch ihrem Antrag auf vorzeitige Entlassung aus der Haft statt. Diese in Belgien höchst umstrittene Entscheidung wurde am Dienstag vom Kassationsgericht bestätigt.

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