Asylantrag abgelehnt, dann stach Mann auf Kinder ein

Bei einer brutalen Messerattacke wurden am Donnerstag vier Kleinkinder lebensgefährlich verletzt. Nun soll der Syrer psychiatrisch untersucht werden.

Der mutmaßliche Täter des brutalen Messerangriffs in Annecy, bei dem vier Kleinkinder und eine erwachsene Person lebensgefährlich verletzt wurden, ist am Freitag einer psychiatrischen Untersuchung unterzogen worden. Eine derartige Untersuchung sei für Freitagmorgen geplant, sagte Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstagabend dem Fernsehsender TF1. Derweil werden mehr und mehr Details zum Täter bekannt.

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Asylanträge in mehreren Ländern gestellt

Wie "Le Parisien" schreibt, habe sich Abdalmasih H., der sich seit November 2022 in Frankreich aufhält, mehrere Wochen im Park in Annecy aufgehalten, bevor es am Donnerstag zur Bluttat kam. Der syrische Staatsbürger habe seit seiner Ankunft in einem Hauseingang im Zentrum von Annecy übernachtet, wie ein Anwohner sagt. "Er ging stets früh zu Bett, putzte sich immer die Zähne und schnitt auch seine Nägel – ich dachte, er hätte einen Job."

Wie der französische Innenminister Gérald Darmanin sagte, habe der mutmaßliche Täter in den letzten Monaten in diversen Ländern einen Asylantrag gestellt – darunter auch in der Schweiz, wo dieser noch hängig sein soll. "Die Gründe sind für uns nicht erklärbar. Er hätte dies nicht tun müssen, da er seit zehn Jahren in Schweden Asyl hatte", so Darmanin gegenüber dem Fernsehsender "TF1".

Das wusste die Polizei über den Täter 

Den Behörden war der 31-Jährige offenbar weitestgehend unbekannt: Laut dem örtlichen Gericht habe er in "geordneten Verhältnissen gelebt". Am 28. November 2022 hatte der Syrer einen Asylantrag gestellt, der aber vor kurzem abgelehnt wurde, weil Abdalmasih H. bereits in Schweden den Flüchtlingsstatus besaß. Abdalmasih H. kam im Sommer 2013 nach Schweden und war eine Zeit lang mit einer Frau verheiratet, die er in der Türkei kennen gelernt hatte. Später verließ er das Land, weil er keine Staatsbürgerschaft erhielt.

Abgelehnter Asylantrag habe ihn "wahrscheinlich aufgebracht"

Wie die in den USA lebende Mutter des mutmaßlichen Täters sagt, habe der 31-Jährige unter "schweren Depressionen" gelitten. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagt die in den Vereinigten Staaten lebende Frau, dass der abgelehnte Asylantrag in Schweden ihn "wahrscheinlich aufgebracht" habe. Sie selbst habe vom psychischen Zustand ihres Sohnes nichts gewusst, sagte die Mutter. Erst ihre frühere Schwiegertochter habe ihr davon berichtet. "Sie sagte, dass es ihm nie gut gehe, er sei immer depressiv, mit düsteren Gedanken, er wolle das Haus nicht verlassen, er wolle nicht arbeiten (...)".

Die in Schweden lebende Ex-Frau des Mannes reagierte laut eigener Schilderung fassungslos, als sie von dem Angriff erfuhr. "Ich weiss nicht, was mit ihm passiert ist (...) Es ist schrecklich", sagte sie der AFP. Das Paar hatte sich im vergangenen Jahr scheiden lassen, der Mann reiste später nach Frankreich.

Mögliche Motive 

Laut den Ermittlern lasse derzeit "nichts auf ein terroristisches Motiv" schließen, wie die Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis am Donnerstag sagte. Wie in den Videos vom Messerangriff zu hören war, schrie Abdalmasih H. während seines Angriffs "Im Namen Jesu Christi". Bei seiner Einreise in Frankreich deklarierte sich der syrische Staatsbürger als "Ostchrist". Die Anwohner von Annecy berichten derweil, dass der 31-Jährige einen nicht besonders religiösen Eindruck gemacht habe.

Drei Personen in Lebensgefahr 

Der Angriff im Südosten Frankreichs, bei dem fünf Menschen lebensgefährlich verletzt wurden, darunter vier Kleinkinder, hatte international Entsetzen ausgelöst. Die brutale Attacke ereignete sich am Donnerstagmorgen um etwa 9.45 Uhr. Nach Angaben der Polizei schwebten zwei Kinder und ein erwachsener Mensch in Lebensgefahr. Die anderen beiden Kinder waren leichter verletzt.

"Wir haben gesehen, wie eine Person spielende kleine Kinder angreift, offensichtlich waren sie sein Ziel", berichtet ein Augenzeuge. "Danach versuchten einige Leute, den Mann zu fassen. Er rannte aber weg und die Polizei griff ein. Der Mann sprach Englisch und wirkte verwirrt. Zuerst dachten wir alle, es sei eine Inszenierung, aber wegen der Schreie der Leute merkte man, dass es Realität war", erzählte ein Zeuge der "Szene France Bleu Pays de Savoie".

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