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Liste Pilz Rebell will jetzt Tierschutzlobby gründen

Heute Redaktion
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Sebastian Bohrn Mena will jetzt Tieren mit einer neuen Tierschutz-Lobby zu einer "eigenen Stimme" verhelfen.
Sebastian Bohrn Mena will jetzt Tieren mit einer neuen Tierschutz-Lobby zu einer "eigenen Stimme" verhelfen.
Bild: VBM

Der Tierschutzaktivist und frühere Liste Pilz Mitarbeiter Sebastian Bohrn Mena will Tieren jetzt "endlich zu ihrer eigenen Lobby" verhelfen.

Die letzten Monate waren für den Jung-Politiker Sebastian Bohrn Mena eine bewegte Zeit. Nach öffentlich geäußerter Kritik an Listengründer Peter Pilz warf ihn die Partei kurzerhand raus. Aufgeben ist für den Tierschutzaktivisten aber dennoch keine Option. Er will jetzt eine "Tierschutzlobby" gründen um so den Tieren in Österreich endlich auch zu einer wirksamen Interessenvertretung zu verhelfen. "Heute" sprach mit ihm über den aktuellen Stand der Dinge in Punkto Tierschutz in Österreich und seine weiteren Vorhaben.

"Heute": Herr Bohrn Mena, wie bewerten Sie den aktuellen Tierschutz in Österreich?

Bohrn Mena: Als sehr problematisch! Der Punkt ist, dass von der Politik immer wieder formuliert wird, dass wir "ja eh schon so hohe Tierschutzstandards haben" und das wir im europäischen Vergleich eh schon so gut da stehen würden. Auf dem Papier alleine betrachtet würde das auch stimmen. Wir haben mit dem Bundestierschutzgesetz seit 2015 auch tatsächlich ein relativ ambitioniertes Gesetz, das jedoch seine Schwächen in der Praxis offenbart. Durch die vielen vielen Ausnahmen und Verweise in dem Gesetz ergibt sich am Schluss, dass es immer noch eine Vielzahl von Missständen gibt.

"Heute": Was müsste sich ändern um diesen Missständen Einhalt zu gebieten?

Bohrn Mena: Kurzfristig könnte man da schon sehr viel machen. Es gibt gewisse Praktiken, wie etwa die Ferkel-Katastration, die nur als Tierquälerei bezeichnet werden können und die ausschließlich durch die Intensiv-Tierhaltung notwendig gemacht werden, weil es ansonsten zu Verletzten kommen würde. In Bio-Betrieben wird auf diese Maßnahmen inzwischen verzichtet, dieser Bereich ist aber sehr sehr klein.

Im Großen und Ganzen werden wir das System aber nur ändern können, wenn wir auch das Konsumverhalten sprechen. Da kommt es natürlich sehr stark auf den Einzelnen an. Das Problem ist nur, dass die Menschen oft gar nicht wissen was sie eigentlich essen. In der Gastronomie und in der öffentlichen Beschaffung erfahren die Menschen das auch gar nicht. Solange der Bürger aber nicht voll umfassend informiert ist, so lange kann man aber auch nicht von einer Verantwortung des Einzelnen sprechen.

"Heute": Wie kann man als Konsument etwas für den Tierschutz in Österreich machen? Haben Sie Tipps?

Bohrn Mena: Naja, an der Kasse kann der Konsument natürlich schon etwas machen indem er Bio-Waren einkauft. Bio ist nicht das Ende, aber es ist ein guter und richtiger Schritt. Das Problem ist nur, dass Bio-Produkte sehr teuer sind. Das ist ja eigentlich das Perverse, aber die Rechnung zahlen in diesem Fall die nachfolgenden Generationen. Die konventionelle Produktion mag zwar unmittelbar billiger sein, allerdings schadet sie der Umwelt und auch dem eigenen Körper.

Außerdem haben viele Armutsgefährdete Personen oftmals alleine schon aus finanziellen Gründen überhaupt nicht die Möglichkeit auf die relativ teuren Bio-Produkte umzusteigen. Außerdem muss man sich in diesem Zusammenhang vergegenwärtigen, dass nach wie vor nur 2 Prozent des Schweinefleisches in Österreich aus Bio-Betrieben stammen.

"Heute": Wie bewerten Sie die Tierschutzpolitik der aktuellen Türkis-Blauen Regierung?

Bohrn Mena: Die Tierschutzpolitik dieser Bundesregierung existiert überhaupt gar nicht. Ich finde es ja in diesem Zusammenhang sehr interessant, dass etwa FPÖ-Parteiobmann Strache vor der Wahl noch erklärt hatte: "Tierschutz wird Chefsache". Außer der Ankündigung Pferde vielleicht bald als Waffe missbrauchen zu wollen ist da aber noch überhaupt gar nichts gekommen. Das ist ja das Gegenteil von Tierschutz!

Die ÖVP wiederum ist im Punkt Tierschutz traditionell eine Partei der Blockierer, die zuerst einmal die ökonomische Nutzung von Tieren in den Vordergrund stellt.

Jetzt haben wir eben die Konstellation von einer Regierungspartei die blockiert und einer die das Thema Tierschutz auch für ihre eigenen fremdenfeindlichen Agenden missbraucht. Grundsätzlich ist also beim Thema Tierschutz nicht viel zu erwarten von dieser Regierung.

Daher plädiere ich aber dafür, dass wir damit beginnen sollten Tierschutz Parteigrenzen übergreifend zu verstehen. In diesem Punkt ist die Bevölkerung schon viel weiter als die Politik. Denn in Wahrheit will niemand in Österreich Tierleid verantworten müssen. Das wäre auch mein Appell an die Bundesregierung: Hört auf das Thema Tierschutz für die eigenen Parteiinteressen zu instrumentalisieren und fangt an das Thema über politische Grenzen hinweg zu betrachten.

"Heute": Sie haben jetzt eine neue Tierschutz-Lobby angekündigt: Wie kann man sich diese vorstellen? Haben Sie bereits Unterstützer für diese Idee gewinnen können?

Bohrn Mena: Es geht mir darum den Tieren in Österreich endlich auch eine eigene Lobby zu verschaffen. Ich toure momentan gerade durch Österreich und treffe mich mit vielen Tierschutzaktivisten und versuche dabei auch Quervernetzungen zwischen den einzelnen Personen und Organisationen aufzubauen. Die Rückmeldungen die ich dabei bekomme sind leider oftmals diesselben: Es gibt zwar auch schöne Momente, aber zumeist fühlen sich die Menschen von der Politik alleine gelassen. Deshalb liegt es jetzt im Gegenzug an uns Druck von unten auf die Politik aufzubauen.

Es geht mir darum eine neue Bewegung für den Tierschutz aufzubauen und das über alle Parteigrenzen hinweg. Nur so können wir den stimmlosen Tieren endlich eine eigene Stimme verleihen, die auch gehört werden wird!

"Heute": Danke für das Gespräch.

Bohrn Mena: Danke.

Hier der Video-Appell Bohrn Menas:

(red)