Welt
Bombenserie erschüttert EM-Veranstalter Ukraine
Serienanschlag im Land des Euro-Mitveranstalters Ukraine. Bei mehreren Bombenanschlägen in der Stadt Dnjepropetrowsk wurden am Freitag zur Mittagszeit 15 Menschen verletzt. Wie durch ein Wunder gibt es keine Toten zu beklagen. Dennoch ist nun eine Diskussion über die Sicherheit während der Euro 2012 unausweichlich
Serienanschlag im Land des Euro-Mitveranstalters Ukraine. Bei mehreren Bombenanschlägen in der Stadt Dnjepropetrowsk wurden am Freitag zur Mittagszeit 27 Menschen verletzt. Wie durch ein Wunder gibt es keine Toten zu beklagen. Dennoch ist nun eine Diskussion über die Sicherheit während der Euro 2012 unausweichlich.
Zersplitterte Scheiben, blutende Menschen und ein zusammengebrochenes Handynetz. In Dnjepropetrowsk regierte Freitagmittag das Chaos. Sirenen von Einsatzkräften waren in der ganzen Stadt zu hören. Die vier Explosionen in Dnjepropetrowsk ereigneten sich kurz nacheinander. Mindestens 27 Menschen, unter ihnen neun Kinder, wurden durch die in Mistkübeln versteckten Sprengsätze nach Angaben des Innenministeriums verletzt.
Die erste Explosion um 11:50 Ortszeit (09:50 Uhr MEZ) wurde von einem Sprengsatz ausgelöst, der in einem Papierkorb nahe einer Straßenbahnhaltestelle deponiert worden war. Dabei wurden 13 Menschen verletzt. Die zweite Explosion ereignete sich demnach eine halbe Stunde später in der Nähe eines Kinos, dabei kamen elf Menschen zu Schaden. Bei einer dritten Explosion in der Nähe eines Parks in der Innenstadt zogen sich drei Menschen Verletzungen zu. Auch der vierte Anschlag ereignete sich in der City. Die Generalstaatsanwaltschaft stufte die Anschläge als Terrorakt ein.
Terrorakt 42 Tage vor der Euro
Die Ukraine ist im Juni Co-Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft. Die 1,1 Millionen-Einwohner-Stadt rund 400 Kilometer südöstlich von Kiew ist kein Austragungsort des Turniers. Dennoch steht die Ukraine nun zunehmend unter Druck. Das Land muss vor der Euro sämtliche Sicherheitsbedenken aus der Welt schaffen. Offiziell sieht die Europäische Fußball-Union (UEFA) keine unmittelbare Veranlassung zu neuen EM-Sicherheitsmaßnahmen
D Situation in der Ukraine werde 'beobachtet', hieß es am Freitag aus der Verbandszentrale in Nyon. "Diese Ereignisse beeinträchtigen in keiner Weise das Vertrauen der UEFA in die von den ukrainischen Behörden geplanten Sicherheitsmaßnahmen für die UEFA EURO 2012, die ein heiteres Turnier ohne Zwischenfälle gewährleisten werden", hieß es.
Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch sprach nach den Anschlägen von einer Herausforderung für den Staat. Innenminister Witali Sachartschenko wollte sich laut der Nachrichtenagentur Interfax Ukraine so schnell wie möglich nach Dnjepropetrowsk im Zentrum des Landes begeben.
Geburtsstadt von Timoschenko
Der Hintergrund war zunächst unklar. Möglicherweise besteht aber eine Verbindung zur Inhaftierung von Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko - Dnjepropetrowsk ist ihre Geburtsstadt. Timoschenko war am vergangenen Freitag aus Protest gegen ihre Haftbedingungen . Nach Aussagen der Ärzte leidet die Oppositionsführerin an einem nicht behandelten und sehr schmerzhaften Bandscheiben-Vorfall, der sich zu einem chronischen Leiden ausgeweitet hat. Ihr Gesundheitszustand habe sich "deutlich verschlechtert".
Die Ex-Regierungschefin verbüßt eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs. Grund ist ein Gasgeschäft mit Russland in ihrer Zeit als Ministerpräsidentin. Der Westen kritisierte die ukrainische Führung wegen der Inhaftierung Timoschenkos scharf. Die EU forderte die Regierung in Kiew bereits auf, ihren Botschafter zu der kranken Politikerin vorzulassen.