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Borderlands 3: So gut war Ballern schon lange nicht

Heute Redaktion
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Ist Borderlands 3 eine echte Evolution, oder nur ein neuer Aufguss der gleichen Formel? Wir haben den neuesten Ableger des beliebten Loot-Shooters getestet.

Bereits das erste Borderlands hat 2009 viele Shooter-Fans begeistert: Die Suchtspirale aus immer besseren Waffen und neuen Fähigkeiten zog die Zocker schon damals gnadenlos in ihren Bann. Es war aber der zweite Teil, der den Begriff "Borderlands" zum Synonym für den ultimativen Loot-Shooter schlechthin machte. Größer, bunter, verrückter, mit einer tollen Story samt einprägsamen Charakteren und einem unvergesslich genialen Bösewicht: Borderlands 2 war ein riesen Sprung nach vorne. Ob das mit dem dritten Teil der Spieleserie erneut gelingt? Wir haben uns einmal mehr für euch in die Space-Western-Welt gestürzt!

Vertrautes Spielgefühl

Anhänger der Serie werden sich in Borderlands 3 sofort wohlfühlen. Auf den ersten Blick hat sich nicht viel verändert. Die bunte Cel-Shading-Grafik sieht nach wie vor gut aus, vor allem in den effektreichen Gefechten. Große Grafik-Sprünge gibt es gegenüber dem Vorgänger nicht. Am Spielprinzip wurde – Fans wird's freuen – nicht geschraubt und die Steuerung geht Veteranen sofort in Fleisch und Blut über.

Das neue Borderlands vermeidet auf Biegen und Brechen, den treuen Fans durch unüberlegte Neuerungen auf die Zehen zu treten – und gut tut daran. Denn der jüngste Ableger wird zwar keine neuen Spielerschichten für sich erobern, dank kleiner Details macht er aber nahezu alles besser.

Bösewichte ohne Tiefgang

Nachdem ihr euch für einen von vier Charakteren entscheidet, heißt euch ein alter Bekannter willkommen – der tollpatschige Roboter Claptrap! Das Spiel beginnt im Ödland von Pandora, wo ihr der Sirene Lilith, auch sie bestens bekannt aus den Vorgängern, und ihrer Crimson Raiders-Truppe im Kampf gegen die Calypso-Zwillinge beisteht. Und euch auf eine gehörige Portion Action, Gewalt und schwarzen Humor (der nicht immer zündet) gefasst machen dürft.

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Die Story wollen wir an dieser Stelle nicht durch Spoiler verderben. Nur so viel: Die neuen Bösewichte können mit "Handsome Jack" leider nicht ganz mithalten. Sie sind Karikaturen von nervigen, geltungsbedürftigen Live-Streamern, die ihr Leben und ihre Blutrünstigkeiten non-stop an ihre Follower übertragen. Wirklich bedrohlich oder charismatisch wirkt das Duo nicht – die beiden bleiben über weite Teile des Spiels Schablonen ohne Tiefgang.

Charaktere so flexibel wie nie

Große Kritikpunkte gibt es davon abgesehen nicht. Die bekannte Borderlands-Formel wurde an fast jeder Stelle konsequent verbessert. Für uns das größte Highlight: Die neuen vier spielbaren Charaktere (Diashow oben). Schützin Moze kommt mit ihrem Fokus auf rohe Feuerkraft am ehesten einer traditionellen Shooter-Spielweise entgegen und erinnert an den "Gunzerker" aus dem zweiten Teil. Über Beastmaster Fl4k werden sich alle freuen, die im Einzelspieler-Modus zocken, denn ihm greifen drei KI-gesteuerte Begleiter unter die Arme. Agent Zane verlässt sich auf technische Gadgets wie seine Drohne, ein Energieschild und einen digitalen Doppelgänger. Und Sirene Amara ist mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten vor allem im Nahkampf eine Granate.

Die Unterschiede zwischen den Charakteren sind im aktuellen Teil noch besser ausgearbeitet als bisher: Mehr Gadgets und die durchdachten Skills ermöglichen verschiedenste Spielstile. Gab es in Borderlands 2 noch für jeden spielbaren Charakter eine recht eindeutige optimale Skillung, lädt der dritte Teil zum Experimentieren ein. Wer Fähigkeitspunkte falsch investiert hat, muss wie gehabt nicht neu anfangen, sondern kann seine Skilltrees an den Personalisierungs-Terminals zurücksetzen. Spielt ihr zusammen mit anderen menschlichen Spielern, könnt ihr jetzt übrigens wählen, ob Loot instanziert fällt – also für jeden individuell – oder ob alle aus demselben Pool schöpfen.

Abwechslung bieten auch die Umgebungen: Mit dem Raumschiff Sanctuary fliegt ihr verschiedene Planeten an, auf denen ihr euch etwa durch das Ödland, Häuserschluchten wie aus "Blade Runner" und eine Grüne Hölle kämpft. Die Levels sind weitläufig und können mit Fahrzeugen erkundet werden, eine echte "Open World" bietet Borderlands 3 nicht.

Das Schiff dient unterdessen als Basis. Hier stockt ihr Vorräte auf, vergrößert euer Inventar und greift neue Missionen ab. Vorsicht, Suchtgefahr: Moxxis Bar und die Einarmigen Banditen sind wieder dabei. Allerdings hat uns Sanctuary im zweiten Teil besser gefallen. Die verwinkelten Raumschiff-Gänge sehen etwas eintönig aus, die Orientierung fällt nicht immer leicht. Sinnvolle Neuerung: Eine Art Fundbox spuckt jetzt die besten Waffen aus, die während eurer Abenteuer gedropt wurden, die ihr aber nicht selbst eingesammelt habt.

Durchladen und durchstarten

Die Waffen sind einmal mehr die gar nicht so heimlichen Stars des Shooters: Sie werden zufällig aus verschiedenen Einzelteilen und Eigenschaften generiert und bieten inzwischen sogar alternative Feuermodi. Man wählt etwa zwischen Einzelschuss und Dauerfeuer oder verschiedenen Elementarschäden aus. Gewehre des Herstellers Atlas tracken Feinde sogar und ballern um die Ecke. Die Suche nach neuen, stärkeren Waffen ist einer der größten Spielspaß-Garanten. Einige der besten Momente in Borderlands 3 haben wir erlebt, als wir mit einer neuen Wumme zum ersten Mal unter unseren Gegnern aufräumen.

Beim Missionsdesign hat sich nicht viel verändert. Die meisten Aufträge laufen wieder darauf hinaus, irgendwo hinzugehen, dabei alles in die Luft zu sprengen und entweder einen Boss zu töten, oder einen Gegenstand zu erobern. Immerhin wurde in die Präsentation viel Liebe gesteckt: Sogar kleine Nebenmissionen verschleiern mit Humor und guten Geschichten die einfache Struktur, die hinter ihnen steckt. Aus diesem Grund macht es uns auch nichts aus, wenn wir manche Levelabschnitte mehrmals durchlaufen. Mehr Aufwand wurde auch in die Bosskämpfe gesteckt, wobei diese oft nach dem gleichen Muster ablaufen: Schwachstellen ausfindig machen und so lange draufballern, bis sich nichts mehr bewegt.

Unser Fazit

Borderlands 3 erfindet das Rad nicht neu, läuft aber so rund wie nie und zählt zu den besten Shootern der letzten Jahre. Fans der Serie werden bestens bedient und freuen sich über zahlreiche kleine Verbesserungen vom automatischen Munitions-Aufsammeln bis zur übersichtlicheren Minimap. Wer mit den vorherigen Teilen nicht warm wurde, den wird Borderlands 3 nicht überzeugen. Alle anderen dürfen guten Gewissens zugreifen. Auch zum Vollpreis, denn mit einem Durchlauf seid ihr gut 40 Stunden beschäftigt – und der Wiederspielwert ist durch die sehr individuellen Charaktere groß!