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Brand auf der Fähre: 40 Menschen werden vermisst

Heute Redaktion
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Die Evakuierung der Unglücks-Fähre Norman Atlantic ist abgeschlossen. Alle Passagiere und sämtliche Besatzungsmitglieder sind von Bord gebracht worden. 478 Menschen waren auf dem Schiff gewesen. 427 wurden gerettet, zehn haben das Unglück nicht überlebt. Mindestens 40 Menschen werden also noch vermisst.

Die Evakuierung der ist abgeschlossen. Alle Passagiere und sämtliche Besatzungsmitglieder sind von Bord gebracht worden. 478 Menschen waren auf dem Schiff gewesen. 427 wurden gerettet, zehn haben das Unglück nicht überlebt. Mindestens 40 Menschen werden also noch vermisst.
In der Nacht auf Sonntag war die Autofähre Norman Atlantic auf ihrer Fahrt auf der Adria in Brand geraten. An Bord waren 478 Menschen, zehn davon sind tot. Am Montagnachmittag wurde die geschah, abgeschlossen, das Boot ist jetzt leer. Als letzter hat Kapitän Argilio Giacomazzi die Fähre verlassen.

Der 62-jährige Italiener Giacomazzi aus der ligurischen Hafenstadt La Spezia gilt als erfahrener Kapitän, der auf eine 40-jährige Karriere zurückblicken kann. Sein Engagement zur Rettung aller Passagiere wurde von Italiens Premier Matteo Renzi gelobt. Renzi dankte auch den Rettungseinheiten der Marine und der Küstenwache. Den Familien der Topdesopfer sprach er sein Beileid aus.

Die zehn Todesopfer sind noch nicht identifiziert worden. Am Sonntag starb ein Grieche, der stundenlang neben seiner Frau im Meer getrieben hatte und nach der Rettung verstarb. Am Montag wurden neun weitere Leichen aus dem Wasser geholt.

Die Staatsanwaltschaften in Bari und Brindisi leiteten Ermittlungen wegen fahrlässigen Schiffbruchs und fahrlässiger Tötung ein. Der Schiffseigner, die italienische Reederei Visentini, bestreitet Mängel an Bord.

Bei der Evakuierung soll es auch zu Panik und Schlägereien an Bord gekommen sein (siehe nächste Seite). Außerdem schloss Renzi nicht aus, dass sich auch blinde Passagiere an Bord befinden. Denn unter den Geretteten waren auch zwanzig Personen, die nicht auf der Passagierliste standen. Eine griechische Militärmaschine sollte sie im italienischen Bari aufnehmen.

Nächste Seite: Panik und Schlägereien an Bord, Pannen bei der Evakuierung

Panikartige Szene haben sich an Bord der in Brand geratenen Adria-Fähre "Norman Atlantic" abgespielt. Überlebende berichteten von Schlägereien unter Passagieren, die sich Zugang zu den Rettungsbooten und zu den Hubschraubern sichern wollten. Auch die griechische Sopranistin Dimitra Theodossiou, die an Bord der Fähre nach Italien zu einem Auftritt wollte, wurde in Handgreiflichkeiten involviert.

Star-Sopranistin: Männer prügelten auf Frauen ein

"Die Männer, darunter Iraker, Türken und Pakistani, waren im unteren Teil des Schiffes versammelt worden, denn man wollte Kindern, älteren Menschen und Frauen Vorrang bei der Rettung geben", erzählte die Künstlerin der Tageszeitung "La Repubblica" vom Montag. "Die Männer wollten jedoch davon nichts wissen, sie schlugen uns und schoben uns weg, um sich als erste in Sicherheit zu bringen. Ich bin auch geschlagen worden, doch ich habe es geschafft, zum Hubschrauber zu gelangen. Es war schrecklich, ich werde es nie vergessen."

Sopranistin kam unterkühlt ins Spital

Die Sopranistin wurde von einem Hubschrauber des italienischen Heeres gerettet und unterkühlt ins Krankenhaus der apulischen Stadt Lecce eingeliefert. "Ich habe an Bord auch viel Solidarität erlebt. Menschen nahmen sich an der Hand und machten sich gegenseitig Mut. Sie sagten: 'Wir werden es schaffen'", so die Sängerin.

Frauen und Kinder zuerst?  - Nicht auf der Norman Atlantic

Über Schlägereien an Bord berichtete auch der griechische Lkw-Fahrer Christos Perlis. "Die Menschen traten sich gegenseitig, um in den Hubschrauber einzusteigen. Wir haben versucht, für Ordnung zu sorgen und Kindern und Frauen den Vorrang bei der Rettung zu geben. Einige Männer haben jedoch begonnen, uns zu schlagen, weil sie als erste zum Helikopter gelangen wollten", sagte der 32-Jährige.

Kein Feueralarm an Bord

Ein türkischer Passagier, Saadet Bayhan, berichtete, dass kein Brandalarm ertönt sei. "Die Passagiere haben sich gegenseitig geweckt. Wir haben eine Situation wie an Bord der Titanic erlebt. Zum Glück sind wir nicht zugrunde gegangen", so der Passagier.

Fünf Soldaten bei Rettung verletzt

Fünf Militärs der italienischen Marine wurden bei der Rettungsaktion verletzt. Vier von ihnen mussten wegen Rauchgasvergiftungen behandelt werden. Ein weiterer Armeeangehöriger brach sich bei der Rettungsaktion ein Bein.

Ersatz-Fähre ab Dienstag unterwegs

Die griechische Gesellschaft ANEK, die die Unglücksfähre gechartert hatte, hat inzwischen wieder die Verbindungen auf der Linie Igoumenitsa-Ancona aufgenommen. Die Fähre "Hellenic Spirit" ersetzt die "Norman Atlantic" und wird am Dienstag im Hafen von Ancona in Italien eintreffen.

APA/red.