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Brasilien: Club ließ Gäste nicht aus Feuer-Disco

Heute Redaktion
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Brasilien ist im Schockzustand. Nach jüngsten Angaben starben 233 junge Menschen bei dem verheerenden Brand im Nachtclub Kiss in Santa Maria im Süden des Landes. Präsidentin Dilma Rousseff brach eine Auslandsreise ab und ordnete drei Tage Staatstrauer an. "Es ist für uns alle eine Tragödie", sagte sie. Die Diskothek war zu einer tödlichen Falle geworden, als um 02.30 Uhr am Sonntagmorgen ein Feuer ausbrach. Die meisten Opfer starben durch Rauchvergiftung.

im Süden des Landes. Präsidentin Dilma Rousseff brach eine Auslandsreise ab und ordnete drei Tage Staatstrauer an. Die Diskothek war zu einer tödlichen Falle geworden, als um 02.30 Uhr am Sonntagmorgen ein Feuer ausbrach. Die meisten Opfer starben durch Rauchvergiftung. Viele wurden bereits begraben.

Auf den Friedhöfen in der Universitätsstadt Santa Maria wurden am Montag bereits die ersten Opfer beigesetzt. In Brasilien müssen Bestattungen grundsätzlich etwa 24 Stunden nach dem Tod erfolgen. Die Tragödie ist die zweitgrößte Brandkatastrophe in der Geschichte Brasiliens. 1961 kamen in Niteroi bei einem Feuer in einem Zirkus über 500 Menschen ums Leben.

Über 100 Menschen noch im Spital

Bei den aktuellen Opfern handelt es sich nach Angaben des Zivilschutzes um 118 junge Männer und 113 Frauen. Über 100 Menschen sind noch in Krankenhäusern. Die Mehrheit leide an Rauchvergiftung. Etwa ein Fünftel der Verletzten habe bei dem Unglück Brandwunden erlitten, sagte Gesundheitsminister Alexandre Padilha. 30 Patienten seien an Atemgeräte angeschlossen.

Zu der Tragödie kam es nach ersten Erkenntnissen, als eine Band während ihres Auftritts eine Art Leuchtfackel als pyrotechnische Show-Einlage entzündete. Die Funken setzen vermutlich das Dämmmaterial aus Isolierschaum an der Decke in Brand. Es verbreitete sich ein hochgiftiger Rauch, dem sofort viele der Nachtclub-Besucher zum Opfer fielen. Ein Mitglied der Band "Gurizada Fandangueira", die auf der Bühne spielte, kam ebenfalls ums Leben.

Ausgang nur nach Bezahlen - erste Verhaftungen

Die Feuerwehr erklärte, dass zum Zeitpunkt der Katastrophe eine wichtige Tür abgeschlossen war. In der Diskothek kam es zu einer Massenpanik. Zeugen berichteten zudem, dass die Sicherheitsleute des Nachtclubs am Anfang nur Besucher hätten herauslassen wollen, die auch ihre Rechnung bezahlt hätten. In Brasilien ist es üblich, dass man Eintritt, Getränke und Essen auf einem eigenen Zettel vermerken lässt und erst beim Verlassen der Diskothek bezahlt.

Die brasilianische Polizei hat mehrere Menschen vorläufig festgenommen. Dabei handelte es sich unter anderen um einen der Besitzer der Diskothek sowie ein Mitglied der Band. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Feuerwehrleute und Besucher verzweifelt Körper aus dem völlig verqualmten Eingang ziehen. Die Bilder zeigten auch viele auf dem Boden liegende Leichen. In der Diskothek konnten bis zu 2.000 Besucher feiern. Wie viele Menschen in der Nacht auf Sonntag tatsächlich in dem Gebäude waren, war weiter unklar.

WM-Countdown abgesagt

Die Nachricht von dem Unglück sorgte weltweit für Bestürzung. Die Teilnehmer des Gipfels der EU und der Staaten Lateinamerikas und der Karibik gedachten in Chile der Opfer der Tragödie. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ebenfalls in Chile war, sprach Rousseff ihr Beileid aus. Eine für am Montag in Brasilia geplant Feier anlässlich des Countdowns für die verbleibenden 500 Tage zum Anpfiff der WM in Brasilien wurde abgesagt.

Rousseff war nach der Nachricht über die Tragödie direkt von Chile nach Santa Maria geflogen. Dort sprach sie in einem Gymnasium mit Familien und Freunden der Opfer. Es kam zu erschütternden Szenen. Die Staatschefin nahm dabei Angehörige in den Arm. Sie wurde vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Marco Maia, begleitet. "Das ist die Art von Tragödie, die man sich nicht vorstellen kann", sagte er.

Betriebslizenz der Feuerwehr ausgelaufen

Der Gouverneur des Bundesstaats Rio Grande do Sul, Tarso Genro, kündigte umfassende Ermittlungen an. Die meisten Opfer erstickten in der Menge oder wurden zu Tode getrampelt. Ersten Berichten zufolge war auch die Betriebslizenz der Feuerwehr für die Diskothek ausgelaufen. Allein 180 Menschen kamen in den Toiletten um, wohin sie auf der Suche nach einem Fluchtweg gerannt waren.

"Ich werde das Bild nie vergessen - die jungen Leute, die noch während ihrer Flucht stoppten, um andere mit Herzmassagen wiederzubeleben", erzählte Augenzeuge Max Müller der Nachrichtenagentur AFP. Der 33-jährige Computerspezialist: "Viele wussten gar nicht, wie das geht - und brachen den Leuten auch noch die Knochen."