Niederösterreich

Brisante Wende – "Kellervater" kämpft um seine Kinder

Tom Landon (54) wurde als "Kellervater" abgetan, seine 6 Kinder abgenommen. Nun kämpft der Niederösterreich um die Obsorge. "Heute" traf ihn zum Talk. 

Christian Tomsits

Sofort wurden Erinnerungen an die furchtbarsten Kriminalfälle der Vergangenheit wach, als am 26. Jänner 2022 im niederösterreichischen Obritz plötzlich sechs unangemeldete Kinder in einem abgelegenen Kellerhaus entdeckt wurden.

DNA-Gutachten beweist Vaterschaft

Am Wochenende kam dann die Wende: Wie sich durch DNA-Tests herausstellte, ist Kellerbesitzer Tom Landon (54), der sich nach einer Pfefferspray-Attacke auf Behördenmitarbeiter verbarrikadiert hatte und von bewaffneten Polizisten kurzzeitig festgenommen wurde, Vater der drei kleinen Buben und 3 Mädchen. 

Die Kinder sind derzeit unter ärztlicher Aufsicht in einem Spital. Laut Astrid Wagner sind es "prächtig entwickelte, quitschlebendige" Kinder. "Kindswohlgefährdung bestand nie und wurde auch nie behauptet", so Wagner. Es musste nur der unklare Personenstand der Kinder geklärt werden. Die Star-Anwältin will Kindsvater Tom Landon nun helfen, sie rasch wieder zurückzubekommen.

Doch wer ist der Mann, der von Nachbarn nur als "Sonderling" oder "Spinner" abgetan wird, lange in England lebte und als Systemaussteiger gilt? "Heute" traf ihn zum Talk.

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    Der als "Kellervater" bezeichnete Tom Landon sprach mit <em>"Heute".</em>
    Der als "Kellervater" bezeichnete Tom Landon sprach mit "Heute".
    Denise Auer

    "Ich bin kein Prepper. Ich wusste bis vor Kurzem nicht einmal, was das ist", sagt der 54-Jährige, obwohl bei ihm groß angelegte Vorräte, etliche Sicherheitsvorkehrungen und Waffen in seinen Kelleranlagen gefunden wurden.

    "Ich habe früher auf Zielscheiben geschossen, brauche die mittlerweile verrosteten Luftdruckgewehre nicht mehr. Und zu den Lebensmittel- und Hygienevorräten: Wir haben sie, weil es die Regierung immer wieder dringend empfiehlt. Wir versuchen ein sehr ursprüngliches Leben zu leben", meinte Landon, der einen strengen "altchristlichen Glauben" pflegt. Vor jeder Mahlzeit wurde mit Frau (40) und Kindern gemeinsam Hände gefaltet und gebetet.

    Man könne sich ihre Familie ungefähr so vorstellen, wie "bei den Amish People in den USA". Nur nutzt der gelernte "Informationstechniker" moderne Technologien, hat Smartphone, PC und Internet. Angemeldet hatte das Paar ihre sechs Hausgeburten allerdings nie.

    Den Kleinen die zwischen 7 Monaten und 7 Jahre alt sind, fehlten jegliche Dokumente.  "Ein Fehler", wie Landon zugibt, für den der Autor und Komponist nun 100 Strafe bezahlte: "Wir hatten das vor, und wir holen das jetzt nach". Weitere Geldstrafen wegen der Nutzung der Presshäuser zum Wohnen (500 Euro) und dem Besitz einer nicht gemeldeten Waffe (650 Euro) kamen hinzu.

    Großonkel war Ernst Kaltenbrunner

    Staat und Gesetze lehnt der Nachkomme eines fürchterlichen NS-Verbrechers nicht ab. Im Gegenteil, um mit seinem "ominösen Ernst-Onkel", der 1946 Nürnberg zum Tode verurteilt und gehängt wurde, zu brechen, ließ er in St. Pölten vor Jahrzehnten seinen Namen ändern – mit allen dafür erforderlichen Unterlagen. Nichtsdestotrotz pflegt Landon eine eigenwillige Beziehung zu Behörden und Staat, soll dafür auch schon unter Beobachtung gewesen sein.

    Der Autor mehrerer umstrittener "Aufklärungsbücher" mit teils höchstproblematischen Inhalten, Theatermacher und Lebenskünstler geriet 2012 bei den Vorbereitungen seines Falco-Musicals in St. Pölten in Streit mit einem anderen Künstler, der ihm Leugnung der Gaskammern und krude Verschwörungstheorien vorwarf – Landon bestritt die Anschuldigungen vehement.

    Einst "beriet" der 54-Jährige aber Dutzende Mitglieder der sogenannten Staatenbündler, von denen einige in Graz 2019 langjährige Haftstrafen wegen Hochverrats ausfassten. Doch Landon selbst will nie Mitglied dieser extremistischen Gruppierung gewesen sein. "Das waren völlige Spinner", meint er.

    Mit seiner Familie versuchte er trotzdem autark zu leben. Landon besitzt kein Auto, baut selbst Gemüse an, reist viel: "Wir sind ein bisschen wie die Kelly Familiy, wohnten mal hier und mal dort. Wir wurden oft angefeindet."

    Auch Landon selbst wurde oft schon Zielscheibe von Angriffen. "In Berlin wurde ich 2011 sogar einmal Opfer einer Messerattacke in einer U-Bahn-Station, verlor 60 Prozent Hörfähigkeit auf einem Ohr und 40 Prozent meiner Sehfähigkeit" Mehrere Operationen retteten sein Leben. 

    In der deutschen Hauptstadt lernte er dann seine Frau kennen, mit der er später nach Niederösterreich zog.

    So sahen die Keller aus

    In Obritz hatte seine Familie übrigens vor, das erste Mal sesshaft zu werden. Vom Ersparten kaufte der Niederösterreicher vier aneinandergereihte Presshäuser. "Das sind keinesfalls nur Keller, sondern sehr wohnliche, helle Häuser, wie Bungalows", betont Landon. Nachdem Nachbarn Kinderstimmen gehört hatten, hielten dort Behördenmitarbeiter Nachschau. Dabei wurden sie von Landon mit Pfefferspray "begrüßt". "Ich habe aber meines Wissens nach niemanden getroffen", sagt er.

    Anschließend verbarrikadierte sich Landon im Weinkeller, bis bewaffnete Polizisten die videoüberwachte Örtlichkeit stürmten und den Hausherren mitnahmen. Vor Ort konnten ein Karabiner aus einem der beiden Weltkriege, Armbrüste, sowie Luftdruckgewehre sichergestellt werden, Ermittlern fanden außerdem massive Vorräte in Regalen und Kisten. 

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      JESSICA GOW / AFP / picturedesk.com