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Mehr Testosteron als in Broforce gibt es nirgends

Broforce vereint alle Actionikonen der Welt in einem explosiven Titel. Aber reicht das für ein gutes Spiel, oder geht es mit einem Knall unter?

Heute Redaktion
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Kann man 42 der größten Actionhelden der Welt in ein Game stecken? Kann man, wie Broforce schon längere Zeit für PlayStation 4 und PC und nun auch Nintendo Switch beweist. Hier tummeln sich Indiana Jones, Robocop, Rambo, Judge Dredd, Dirty Harry und Co. zwischen Raketen, Explosionen und Schussgefechten. Pardon, eigentlich muss es ja Indiana Brones, Brobocop, Rambro, Bro Dredd, Dirty Brory und Co. heißen.

Dabei war es lange Zeit nicht klar, ob Broforce eigentlich jemals erscheinen wird. Der Titel von Devolver Digital war lange Zeit in der Early-Access-Phase gefangen und machte wenig Anstalten, als fertige Version zu erscheinen. Nun ist der Action-Titel aber da und schlägt nicht nur inhaltlich voll ein.

Actionkino-gemäß wird nicht lange um eine Story gefackelt: die aus Action-Helden bestehende Broforce marschiert unter Kommando von "Nelson Brodela" in aller Herren Länder ein, weil dort angeblich Terroristen am Werk sind oder aber auch nur, weil die Bürger eines Landes "komisch sprechen" und dort deshalb sicher etwas nicht in Ordnung ist.

Maßlose Übertreibung, die Spaß macht

Der Spieler steuert zu Beginn jedes Levels einen zufällig ausgewählten Bro, dessen Aufgabe es ist, die Gegner in die Luft zu jagen und seine Bro-Brüder aus Gefängnissen zu retten. Fast sämtliche Levelelemente wie Plattformen, der Untergrund, Brücken und Mauern können zerschossen, gesprengt oder einfach mit dem Messer abgetragen werden.

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Zudem verfügt jeder Bro über individuelle Waffen und Spezialangriffe. Während Bro Dredd automatisch gelenkte Kugeln verschießt und eine selbstgesteuerte Rakete verschießen kann, legt MacBrover Sprengsätze und lockt Gegner mit einem explodierenden Truthahn in die Falle.

Nicht nur an der Helden-Front und bei der Story übertreibt es Broforce maßlos. In den Levels selbst gibt es kaum eine Sekunde, in der nicht der halbe Bildschirm explodiert oder Gegnergruppen in Teilen und Blut-Pixeln herumfliegen. Es ist die sinnlose und extrem überzeichnete Gewalt, die schon beim Action-Kino der 80er und 90er funktioniert hat und es auch hier in Broforce tut.

Schlagkräftig, aber verletzlich

Dass keine Langeweile aufkommt, hat vor allem mit den regelmäßig wechselnden Spielfiguren zu tun. Nicht nur, dass man mit einer Zufallsfigur in ein Level startet, auch bei jeder Geiselbefreiung wechselt der Protagonist zu einem anderen Actionhelden. Die Befreiungen sind gleichzeitig die Speicherpunkte, von denen man im Todesfall neu beginnen kann. Zumindest, solange man genug Helden für Extraleben befreit hat. Die Bros sind nämlich zwar schlagkräftig, sterben aber bereits nach einem eingesteckten Treffer.

Im Großen und Ganzen sind die Charaktere bei ihren Stärken gut abgestimmt, einzelne Ausnahmen finden sich aber. Während etwa Bro Dredd mit seinen beiden gesteuerten Schuss- und Raketenangriffen übermächtig erscheint, muss MacBrover seine Sprengsätze ziemlich nah an Gegnern ablegen und wird so extrem leicht zur Zielscheibe. Abhilfe schafft, dass man nicht unbedingt – außer man jagt die Bestzeit in einem Level – den Nahkampf suchen muss. Statt in die Sichtlinie einer Gruppe Minigun-Schützen zu treten, sprengt man einfach die Plattform unter ihren Füßen weg, und sie fallen in den Tod. Zumindest ein Hauch von der Experimentierfreude eines "Worms"-Titels kommt schon auf.

Auf Knopfdruck posen

Unter der rauen Oberfläche finden sich in Broforce geschickte Mechaniken. Verschiedene Passagen der von links nach rechts verlaufenden Level erfordern Präzisionssprünge oder akrobatische Einlagen, bei denen man sich mit Messereinsatz an Wänden hochhangelt oder sie nach unten rutscht. An die Komplexität eines "Meat Boy"-Games kommt man nicht heran, ein bisschen kniffelig sind einige Abschnitte aber doch. Herausfordernd sind auch Geheimmissionen, in denen man nur einen Bro und dementsprechend nur ein Leben zur Verfügung hat.

Besonders knifflig wird es in den Bosskämpfen: riesige Helikopter und Panzer bis hin zu ganzen mechanischen Todes-Tempeln, die den Bildschirm einnehmen, wollen in die Einzelteile zerlegt werden. Wirklich herausfordernd sind die Bosse wegen ihrer sehr beschränkten Angriffsmuster allerdings nicht. Doch wen stört es? Als richtiger Bro kann man vor ihnen die Muskeln zeigen und so richtig posen – für diese Zurschaustellung wurde übrigens extra ein eigener Button belegt.

Pure Zerstörungswut

Der Retro-Actiontitel ist bei Gameplay und Story wenig innovativ und inhaltsvoll. Und doch begeistert er, wie es auch Actionfilme wie "The Expendables", "Stirb langsam" und "Rambo" taten. Broforce ist ein explosives Feuerwerk, bei dem Mann den Kopf ausschalten und der Zerstörungswut frönen kann. Etwas Geschick ist aber auch gefordert, um in den Explosionen die Übersicht zu behalten oder Auflagen mit Zeitlimits zu erledigen. Der spielerische Mix ist gelungen, Broforce ist fast pure Action mit einer Prise Jump'n'Run.

Wobei: etwas mehr geht noch, und zwar lokal oder online im Koop-Modus mit bis zu vier Spielern. Hier zeigt Broforce, wie Koop sein muss. Alle Level unterstützen die Mehrspielerweise, Mitspieler dürfen ohne Unterbrechungen oder Auflagen ein- oder aussteigen. Stirbt ein Mitspieler, wird er zudem mit dem nächsten geretteten Bro wiederbelebt. Wie sich das so spielt? Mit noch mehr Explosionen, noch mehr Pixel-Blut und noch mehr Zerstörung. Was manchmal unübersichtlich wird, aber extrem viel Spaß macht.