Tirol

Bub (9) in Camp von Betreuer missbraucht

Anklage gegen einen 74-Jährigen Ex-Feriencamp-Leiter. Der Mann muss sich wegen Missbrauchsverdachts vor Gericht verantworten – ihm droht Haft.

Clemens Pilz
Star-Anwalt Nikolaus Rast vertritt das Opfer.
Star-Anwalt Nikolaus Rast vertritt das Opfer.
Denise Auer

Im Fall um Feriencamps in Westösterreich ist die Anklage gegen den ehemaligen Leiter der Lager rechtskräftig: Der Wiener Pensionist (74) muss im Oktober in Innsbruck vor Gericht. Er soll sich 2009, wie berichtet, an einem neunjährigen Buben vergangen haben, es geht um den Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen und des Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses.

Erinnerung lange verdrängt

Das Opfer hatte, so sein Anwalt Nikolaus Rast, das Erlittene tief in sich begraben und verdrängt. Erst, als letztes Jahr ähnliche Verdachtsfälle durch Medienberichte und den Verein „Bündnis Kinderschutz“ publik wurden, kam die Erinnerung zurück.

Laut Anklageschrift legte sich eines nachts ein Betreuer – seine Identität ist unklar – ins Zelt des Neunjährigen, hielt ihm den Mund zu und missbrauchte ihn. Als sich der Bub am nächsten Tag dem Campleiter anvertraute, habe ihm dieser den schmerzenden Analbereich eingecremt und ihn getröstet, dies gehöre "zum Erwachsenwerden dazu" und werde beim nächsten Mal nicht mehr so weh tun.

Dann habe ihn der Leiter zum Oralsex gezwungen, bis sich das Kind losreißen konnte und in ein nahe gelegenes Waldstück flüchtete. Dort fanden ihn später andere Teilnehmer des Camps. Aus Scham und Angst habe der Bub ihnen nicht von dem Missbrauch erzählt.

Opfer sagte bereits aus

Das heute 22-jährige Opfer hat bereits vor Gericht ausgesagt und wird dem Prozess daher nicht persönlich beiwohnen. Der betagte Angeklagte bestreitet sämtliche Vorwürfe, für ihn gilt die Unschuldsvermutung.