Wien

Bub in Schule abgelehnt, Mama "bettelte" um Restplatz

In seiner Wunschschule wurde Anton (9) aufgrund "fehlender Wohnortnähe" abgelehnt. Nach "Heute"-Anfrage gibt es für ihn nun doch einen Platz.

Louis Kraft
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Kein Platz für Anton (9). Das Bundesgymnasium Geringergasse lehnte ihn ab, die Mama ist verzweifelt auf der Suche nach einer Alternative.
Kein Platz für Anton (9). Das Bundesgymnasium Geringergasse lehnte ihn ab, die Mama ist verzweifelt auf der Suche nach einer Alternative.
Johanna Schlosser / picturedesk.com (Symbolbild)

Der Februar ist für viele Eltern eine Zeit der Unsicherheit: Grund ist die Anmeldefrist für die Schulen. Diese lief in Wien heuer von 21. bis 25. Februar. Doch mit der Anmeldung alleine ist es nicht getan: Erst eine oder zwei Wochen später steht fest, ob das eigene Kind tatsächlich auch einen Platz bekommt. Wer da abgelehnt wird, steht oft vor einer kaum lösbaren Aufgabe.

So erging es auch Martina M.: Ende Februar meldete sie ihren Sohn Anton (9, alle Namen geändert) im Bundesgymnasium Geringergasse (Simmering) an. Am 3. März bekam Frau M. dann die schriftliche Mitteilung, dass Anton abgelehnt wurde. Am Tag darauf erkundete sich die Mama in der Schuldirektion über den Grund für die Ablehnung. "Die Direktorin erklärte, es liege an der fehlenden Wohnortnähe. Das ist völlig absurd, wir wohnen kaum 15 Minuten fußläufig von der Schule entfernt", so Martina M. zu "Heute".

Eltern abgelehnter Schüler müssen um "Restplätze betteln"

Da die Anmeldung nur für eine Schule möglich ist und die Wunschschule Anton nicht aufnimmt, ist Frau S. nun verzweifelt auf der Suche nach einer Alternative. "Ich dachte, wenn man in einer Schule abgelehnt wird, wird man die nächstgelegenen Schulen verwiesen", erzählt die verzweifelte Mama, "doch stattdessen wird man einfach abgewiesen und muss in Schulen um Restplätze betteln". 

Laut einer Information der Bildungsdirektion Wien ist "Wohnortnähe" eine relative Größe und davon abhängig, wie viele Kinder mit welchen Adressen für einen Schulstandort angemeldet worden sind. "Wohnortnähe" bezieht sich also nicht rein auf die geographische Nähe, sondern beinhaltet auch, ob eine andere AHS besser zu erreichen ist oder wie sicher der Schulweg ist.

Teure Privatschulen oder Schulen in anderen Bezirken als Alternative

Doch in Antons Fall macht das keinen Sinn. Denn die Schulen, die die Direktion zur Auswahl stellte, sind entweder Schulen in anderen Bezirken oder Privatschulen, die für die alleinerziehende Mama nicht leistbar sind. Und jede der vorgeschlagenen öffentlichen Gymnasien liege mehr als 30 Minuten mit verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt. Und da nicht nur Martina M. auf Suche nach einem "Restplatz" für ihren Sohn sucht, wird das Angebot immer geringer und der Radius, also die Entfernung von Schule zum Wohnort, immer größer.

Vor diesem Hintergrund ärgert sich Frau M. besonders, dass offenbar Nachbarskinder problemlos einen Platz in der Geringergasse bekommen haben, obwohl diese teils sogar weiter entfernt wohnen als Anton. "Ich halte dieses Vorgehen für höchst fragwürdig und für einen 9-Jährigen schlichtweg nicht zumutbar, wenn es zwei Gymnasien in Fußwegnähe gibt. Schon allein zu den öffentlichen Verkehrsmitteln würde er fast solange brauchen wie zum Gymnasium in der Geringergasse", erklärt Martina M.

Nach "Heute"-Anfrage nun doch Platz für Anton

"Heute" fragte bei der Bildungsdirektion Wien nach. Die Entscheidung über die Aufnahme oder Ablehnung von Schülern an einem Schulstandort liegt zwar in den Händen der jeweiligen Direktion, dennoch gab es seitens der Bildungsdirektion eine gute Nachricht. "Wir möchten mitteilen, dass der Schüler an der Geringergasse in einer DLP-Klasse (Dual Language Programme, also zweisprachige Klassen, Anm.) aufgenommen wurde". 

Zudem wird in der Stellungnahme betont, dass die Bildungsdirektion "stets bemüht" sei, die Wunschschule zu ermöglichen. Dies bedürfe aber viele Gespräche und nicht immer könne jeder 1. "Wunsch" erfüllt werden. "Dort wo die Wunschschule nicht möglich ist (aus verschiedenen Gründen), arbeitet ein sehr engagiertes und service-orientiertes Team in der Bildungsdirektion für Wien und bietet eine Umberatung an", heißt es weiter. In den meisten Fällen könne so der 2. "Wunsch" berücksichtigt werden.

Mama Martina zeigt sich gegenüber "Heute" erleichtert: "Ich bekam einen Anruf von der Schuldirektion. Da wurde mir für Anton ein Platz einer Englisch-Klasse angeboten, dafür muss er nur einen Eignungstest machen". Für Anton ging die Klassensuche gut aus, dennoch fordert Frau M. eine Änderung des Systems. "Allein in Simmering werden so viele Kinder abgelehnt, dass man damit eine ganze Schule füllen könnte," kritisiert sie. 

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