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Bub wegen erfundener Krankheit 13 Mal operiert

Heute Redaktion
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Kaylene B. (34) sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Kaylene B. (34) sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Bild: Dallas County Jail

Seine Mutter hatte den kleinen Christopher (8) über 300 Mal in etliche Spitäler geschleift. Erst jetzt schlugen Ärzte Alarm – die 34-Jährige wurde festgenommen.

Mit seinen erst acht Lebensjahren hat der kleine Christopher aus Texas schon mehr Spitäler von innen gesehen, als so manch Erwachsener. Allerdings nicht, weil er an einer chronischen, oder tödlichen Krankheit leidet – er war eigentlich pumperlgesund – sondern weil seine Mutter genau dies den Ärzten und der Welt weisgemacht hatte. Geht es nach ihren Angaben leidet der 8-Jährige unter anderem an Krebs und tödlichen Erbkrankheiten.

Kaylene B. (34) wurde festgenommen, nachdem sie ihren Sohn wegen eines angeblichen Krampfanfalles, der Minuten gedauert haben soll, in ein Spital gebracht hatte. Die Mediziner hatten nach ihrer Untersuchung das Jugendamt verständigt, nachdem sie weder Spuren von Krebs oder eines Anfalls in ihrem Patienten feststellen konnten.

Vater vor Gericht abgeblitzt

"Ich bin sehr besorgt, dass die Mutter vom Erfinden solcher Symptome dazu übergeht, diese künstlich herbeizuführen", schrieb Ärztin Suzanne Dakil in ihrer Stellungnahme an die Child Protection Services (CPS). "Wenn die Frau Chris etwas gegeben hat um einen Anfall auszulösen, könnte dies tödliche Folgen haben." In all den Jahren hatte es 2015 nur eine einzige weitere Beschwerde von Medizinern gegeben. Vater Ryan C. hatte schon lange versucht, die Behörden zu alarmieren, war jedoch immer abgewiesen worden.

"Es war immer die selbe Geschichte: Christopher liegt im Sterben", wird Ryan C. im amerikanischen "Star-Telegram" zitiert. Er lebt in Scheidung, hatte vor Gericht bereits mehrmals um das Sorgerecht angesucht, doch zog immer den Kürzeren. "Der Vater muss nicht in der Nähe seines Kindes sein, weil er keine Ahnung hätte, wie mit so einer Situation umzugehen sei", klagt er über die Justiz. "Jedes Mal, wenn ich vor Gericht zog, haben sie mich als den schlechtesten Mensch auf diesem Planeten dargestellt."

323 Krankenhausbesuche in sieben Jahren

Wie aus den Ermittlungsergebnissen des texanischen Jugendamtes hervorgeht, wurde Christopher zwischen 2009 und 2016 insgesamt 323 in Krankenhäusern und Heilzentren in Dallas und Houston untersucht und 13 Mal gröberen Operationen unterzogen. Er wurde zeitweise mit reinem Sauerstoff beatmet, in einen Rollstuhl gesteckt. Der Bub wurde sogar mittels zentralem Venenkatheter und Infusionen ernährt, was zu einer lebensbedrohlichen Infektion seines Blutes führte. Die 34-Jährige hatte sogar versucht ihm einen Platz in einem Hospiz zu verschaffen und wollte ihn auf die Liste für ein Lungentransplantation aufgenommen wissen.

Kaylene B. könnte demnach unter dem Münchhausen-Stellvertretersyndrom – das Erfinden, Übersteigern oder tatsächliche Verursachen von Krankheiten oder deren Symptomen bei Dritten, meist Kindern, um anschließend die medizinische Behandlung zu verlangen – leiden, wobei dies noch von keiner offiziellen Stelle diagnostiziert wurde. Über die Jahre hatte die Frau mit ihren falschen Behauptungen auf Crowdfunding-Plattformen mehrere Tausend Euro von mildtätigen Spendern herausgelockt.

Vater Ryan C. hat einmal mehr das Sorgerecht beantragt. Christopher und seine zwei Halbgeschwister befinden sich derzeit in der Obhut der CPS. Seit er nicht mehr künstlich ernährt wird, soll sich der 8-Jährige wieder erholen und schon wieder selbstständig essen können. (rcp)