Wien

Bürgerinitiative warnt: "Markthalle tötet Naschmarkt"

Der Bau einer Markthalle am Naschmarkt sorgt weiter für Ärger. Am Samstag versammelten sich zahlreiche Gegner und forderten das Aus für das Projekt.

Louis Kraft
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Die Bürgerinitiative "Freiraum Naschmarkt" kämpft weiter gegen den Bau der geplanten Markthalle am Naschmarkt. Mit einem Plan in XXL diskutierten sie die Auswirkungen des Baus auf den Naschmarkt und seine Standler. Die waren sich weitgehend einig: Die Markthalle werde den Naschmarkt "töten".
Die Bürgerinitiative "Freiraum Naschmarkt" kämpft weiter gegen den Bau der geplanten Markthalle am Naschmarkt. Mit einem Plan in XXL diskutierten sie die Auswirkungen des Baus auf den Naschmarkt und seine Standler. Die waren sich weitgehend einig: Die Markthalle werde den Naschmarkt "töten".
"Freiraum Naschmarkt"

Unter dem Titel "Wem gehört die Stadt? Wem gehört der Naschmarkt?" fand Samstagnachmittag auf Einladung der Bürgerinitiative "Freiraum Naschmarkt" eine Podiumsdiskussion mit Experten sowie Marktstandlern am Naschmarktparkplatz statt. Rund drei Stunden lang wurde dabei über die Pläne von Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) gesprochen, hier eine Markthalle zu errichten. 

Dabei habe sich gezeigt, dass "viele Marktstandlerinnen und Marktstandler die Hallenpläne von Stadträtin Ulli Sima strikt ablehnen. Für uns Anrainerinnen und Anrainer ist das Desinteresse der Stadtpolitik an der weiteren Entwicklung des Naschmarktes komplett unverständlich. Wir fordern Bürgermeister Ludwig (SPÖ, Anm.) auf endlich tätig zu werden, da Stadträtin Sima überfordert scheint", so Bernhard Cella von der Bürgerinitiative gegenüber "Heute".

"Markthalle wird Naschmarkt in wenigen Jahren töten"

Einig waren sich die Händler in ihrer Sorge, dass  eine Markthalle den Naschmarkt binnen weniger Jahre "töten" würde. Eine Markthalle würde ihrer Befürchtung nach nicht mehr Kunden und Kundinnen bringen, sondern Kaufkraft vom Markt abziehen.

Statt einer neuen Halle wünschen sich die Händler eine Ausdehnung der Öffnungszeiten des Flohmarkts, die zu einer Umsatzsteigerung führen werde. Kritik übten die Marktstandler zudem an den Kernöffnungszeiten am Samstag. Es müsse bereits um 16 Uhr mit dem Abbau begonnen werden, um am Samstag um 18 Uhr schließen zu können. Besser wäre aus ihrer Sicht einheitliche Öffnungszeiten von 6 bis 21 Uhr an allen Tagen.

Bürgerinitiative will Bauernmarkt neu beleben

Um dem Naschmarkt neues Leben einzuhauchen, legen die Markthallen-Gegner fünf konkrekte Forderungen vor. So brauche es strukturelle Maßnahmen zur Sanierung des bestehenden Naschmarkts – derzeit nimmt der Handel 3.800 m2, die Gastronomie 2.500 m2 und die Infrastruktur (WC, Marktamt, Trafostation) 800 m2 neben den öffentlichen Flächen ein – sowie ein neues Konzept für den Bauernmarkt am Samstag inklusive Öffnung unter der Woche.

Eine für die Öffentlichkeit transparente Standvergabe soll für ein abwechslungsreiches Angebot mit regionalen Frischwaren und exotischen Lebensmitteln sorgen. Zudem brauche es eine Förderung zur Spezialisierung von Ständen sowie eine neue Parkraumbewirtschaftung und neue Ladezeiten für die Händler.

Peter Degischer von der Agenda Gruppe Wieden "Raum fair teilen" schlug Flugdächer, fixe Tische mit Sonnenschirmen und Sitzgelegenheiten vor, um den bereits bestehenden Bauernmarkt am Samstag attraktiver zu gestalten. Simon Andreas Güntner, Soziologe an der TU Wien sah einen "historischen Auftrag für diesen Raum, ein Boulevard zu sein. Es muss hier um eine Freiraum-Planung gehen". Doch genau dem würde eine Markthalle entgehen stehen, kritisiert Architekt Andreas Vass: "Eine Markthalle besetzt mehr Raum als sie Raum freigibt". Für ihn sei die Entwicklung des Naschmarkts in den vergangenen Jahrzehnten "fragwürdig", denn: "Es lässt sich allgemein eine Tendenz beobachten, dass nur in Gebäuden, nicht in Räumen gedacht wird. Mit Gebäuden kann man viel Geld machen – öffentliche Räume kosten Geld". 

Bürgermeister Ludwig soll Gesprächsverweigerung beenden

In ihrem Betreiben um eine "innovative Wiederbelebung des Naschmarkts" sehen sich die Anrainer und Marktstandler von der Stadtpolitik im Stich gelassen. "Trotz Einladung blieben Bürgermeister Michael Ludwig, die StadträtInnen Ulli Sima, Jürgen Czernohorsky und Christoph Wiederkehr sowie der Mariahilfer Bezirksvorsteher Markus Rumelhart der Podiumsdiskussion fern", so Cella.

Daher richtet er der Stadtregierung nun medial die Bitte aus, "die Gesprächsverweigerung zu beenden, den Dialog zu suchen sowie endlich ihre Aufsichtspflicht wahrzunehmen und den Naschmarkt nicht weiter verkommen zu lassen".

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