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"Bumsen, wegwerfen" – neue Reichelt-Sex-Chats enthüllt

Die Vorwürfe gegen den Ex-Chefredaktor von "Bild" wiegen schwer. Einige Betroffene haben sich nun zum ersten Mal ausführlich geäußert.

20 Minuten
Julian Reichelt soll während seiner Zeit als Chefredaktor bei "Bild" diverse Affären mit Mitarbeiterinnen gehabt und seine Macht ausgenutzt haben.
Julian Reichelt soll während seiner Zeit als Chefredaktor bei "Bild" diverse Affären mit Mitarbeiterinnen gehabt und seine Macht ausgenutzt haben.
IMAGO/Jörg Schüler

Julian Reichelt war von 2017 bis 2021 Chefredaktor der deutschen Boulevardzeitung "Bild". Als sich Vorwürfe gegen den Journalisten häuften, die sich um Machtmissbrauch und das Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissen drehen, wurde er entlassen. In der ARD-Sendung "Reschke Fernsehen" haben nun zwölf Frauen und Männer anonym ihre Geschichte erzählt. Einige haben sich laut der Moderatorin Anja Reschke auch Anwälten anvertraut.

Dem Chefredaktor werden diverse Affären mit Mitarbeiterinnen, Drogenkonsum am Arbeitsplatz sowie Amts- und Machtmissbrauch vorgeworfen. "Julian Reichelt ist unberechenbar", sagt eine weibliche Stimme. Im ARD-Studio stehen stellvertretend für die Beteiligten Pappfiguren, die Stimmen werden nachgesprochen.

"Wir müssen einfach mehr die Büros nutzen"

Eine ehemalige Mitarbeiterin sagt, sie habe bereits Herbst 2019 in einem anonymen Brief an den Springer-Verlag die Affären von Julian Reichelt beschrieben. Frauen würden unter Druck gesetzt "da mitzumachen", weil sie sonst "beruflich abgestraft" würden. Konsequenzen folgten erst rund zwei Jahre später, als Julian Reichelt Mitte Oktober 2021 durch den Verlag entlassen wurde.

"Julian Reichelt umwarb mich mit Komplimenten, prophezeite mir eine große Karriere, was mir damals als Volontärin sehr schmeichelte", sagt eine Betroffene. Eine andere sagt, Reichelt habe "anzügliche und übergriffige" Nachrichten gesendet.

Eine der Frauen sagt in der Sendung, Julian Reichelt habe sie für einen Job eingestellt, für den sie eigentlich gar nicht qualifiziert gewesen sei – "zu einem überhöhten Gehalt". Viele der Mitarbeiterinnen berichten, dass sie sich auf sexuelle Handlungen mit dem Chefredaktor eingelassen hätten, aus Angst ihren Job sonst zu verlieren. "Es war die schlimmste Entscheidung meines Lebens", sagt eine. "Ich habe in der Situation nur Ekel empfunden und dachte nur, lass es vorbei gehen." An eine andere Frau schrieb er in einer Textnachricht: "Weil ne dumme Affäre wie du es nicht besser verdient hat, ganz einfach: Bumsen, belügen, wegwerfen."

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    Denise Auer

    Einer weiteren Frau schreibt er: "Ich frage mich die ganze Zeit, ob wir das machen sollten. Es ist halt so riskant und fühlt sich trotzdem so richtig an. Wir müssen einfach mehr die Büros nutzen, wenn die anderen gehen."

    Reichelt streitet die Vorwürfe weiter ab

    Angeklagt wurde Julian Reichelt bisher nur von einer Mitarbeiterin, die unter anderem in den USA für "Bild" berichtete.

    Der Chefredaktor streitet die Vorwürfe weiterhin ab und spricht von einer Verleumdungskampagne gegen ihn. Zu Beginn von "Reschke Fernsehen" wird ein Ausschnitt aus einem TV-Interview gezeigt. Der Moderator fragt: "Warum sind Sie bei der Bild rausgeflogen?" Reichelts Antwort: "Das weiß ich bis heute nicht, das hat man mir so klar nie gesagt."