Österreich

Bundesheer-Bootsdrama: Lage falsch eingeschätzt?

Heute Redaktion
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Nach einem Bootsunfall befinden sich zwei junge Frauen immer noch in kritischem Zustand. Das Bundesheer könnte die Lage am Unglückstag falsch eingeschätzt haben.

Als am 1. September diesen Jahres bei einer Veranstaltung des Bundesheeres in Hainburg an der Donau ein Boot kenterte, dauerte es 40 Minuten bis zwei junge Frauen entdeckt und gerettet wurden. Sie wurden reanimiert, befinden sich aber immer noch in kritischem Zustand.

Eine interne Untersuchungskommission des Bundesheers sieht die Streitkräfte nicht in der Schuld. Hoher Wellengang soll das Pionierboot zum Kentern gebracht haben. Acht Frauen und fünf Soldaten gingen über Bord, weil zwei der jungen Frauen erst nach 40 Minuten gerettet und reanimiert wurden.

Ein Güterschiff oder Schubschiff, das einen hohen Wellengang verursacht haben könnte, war zum Zeitpunkt des Unfalls gegen 9.49 Uhr nicht unterwegs. Ermittelt wird deshalb auch, ob die Wellen, die zum Kentern führten, möglicherweise durch die Fahrweise der Bundesheerboote verursacht wurden.

Kein Notruf durch Bundesheer

Ein Bericht von "ORF Niederösterreich" lässt nun aber Zweifel daran aufkommen, ob das Bundesheer beim Unglück vor Ort richtig reagiert hat. Laut ORF-Recherchen konnte das verunglückte Bundesheerboot spätestens um 10.03 Uhr, also 14 Minuten nach dem Unfall, an eine Sandbank am linken Ufer der Donau gebracht werden. Die Sandbank ist mehr als einen Kilometer von der Unfallstelle entfernt. Ein Notruf wurde erst eine Viertelstunde nach dem Unglück von einem Feuerwehrmann abgesetzt – vom Bundesheer selbst gab es auch später keinen.

Soldaten stehen seelenruhig neben gekentertem Boot

Wie von "ORF.at" veröffentlichte Fotos nahelegen, war zumindest rund eine halbe Stunde lang nicht klar, dass noch Bootsinsassen vermisst werden. Ein Foto, das um 10.17 Uhr in der Nähe der Sandbank aufgenommen wurde, zeigt, wie mehrere Bundesheer-Angehörige entspannt herumstehen, während das gekenterte Boot – unter dem sich zu dem Zeitpunkt noch die vermissten Frauen befanden – direkt daneben im Wasser treibt.

Auch nach einer halben Stunde, als bereits die örtlichen Feuerwehren zu Hilfe gerufen wurden, wird – auch das ist auf einem Foto zu sehen – noch immer nicht erkennbar nach den beiden Frauen gesucht.

Erst gegen 10.28 Uhr wurde das Boot schließlich angehoben und laut einem Einsatzprotokoll die erste Frau ans Ufer gebracht. Dort wurde sie 39 Minuten nach dem Unfall reanimiert. Weitere sechs Minuten vergingen bis auch die zweite Teilnehmerin geborgen werden konnte.

Staatsanwaltschaft wartet auf internen Bericht des Bundesheeres

Die Staatsanwaltschaft Korneuburg wartet den Bericht der bundesheerinternen Untersuchungskommission ab. Seitens des Bundesheeres verwies Pressesprecher Michael Bauer auf das laufende Verfahren. In einer schriftlichen Stellungnahme und auf Twitter teilte er mit: "Der Untersuchungskommission liegen leider noch nicht alle Fakten vor, die für eine abschließende Beurteilung des Unglücks notwendig sind. Wir wollen nicht spekulieren. Insbesondere fehlen noch die wellentechnischen Gutachten sowie die Befragung der unmittelbar am Unfall beteiligten Frauen."

Ein Abschlussbericht soll Anfang Oktober vorliegen. Der Zustand der beiden jungen Frauen ist nach wie vor kritisch. Es ist offen, ob die beiden bleibende Schäden davontragen. Auf Wunsch der Eltern erteilen die Spitäler keine Auskünfte mehr.

(red)

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