Politik

Burschenschaft feiert mit Brüdern aus der "Ostmark"

Heute Redaktion
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Mit dem Begriff "Ostmark" erregt die Wiener Burschenschaft Teutonia auf Facebook Aufsehen und erntet Kritik. Jetzt versucht Sie sich an einer Erklärung.

"Ostmark" ist einer jener Begriffe, die spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg keine Verwendung im allgemeinen Sprachgebrauch mehr finden. Umso verwunderlicher, dass die Wiener Burschenschaft Teutonia am Samstag in einem Facebook-Posting den von den Nationalsozialisten oft genutzten Begriff verwendet hat.

Wie der "ORF" berichtet, zählt etwa auch FPÖ-Verteidigungssprecher Reinhard Eugen Bösch, der auch Vorsitzender des Landesverteidigungsausschusses des Nationalrats ist, zu den prominenten Mitgliedern der Teutonia.

Wörtlich ist in dem betreffenden Beitrag zu lesen:

"Heute besuchen einige unserer Volltätigen die Semesterabschlusskneipe unserer schlesischen Kartellbrüder der 'Die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn' im schönen Rheinland.

Zusammen mit Farben-, Kartell- und Verbandsbrüdern aus der Ostmark, der BRD und Flandern lassen wir ein weiteres erfolgreiches Semester ausklingen. [...]"

"Anlass für Missinterpretationen"

Darauf angesprochen, erwiderte Bösch gegenüber der APA, er kenne das fragliche Posting nicht. Konkret erklärte Bösch zum Begriff "Ostmark": "Das ist ein historischer Begriff, den ich nicht kommentiere." Etwas später veröffentlichte der Freiheitliche Parlamentsklub eine kurze Stellungnahme, wonach Bösch festhalte, dass "dieser Begriff in betreffenden Zusammenhang vollkommen inakzeptabel sei, weil er zu Missinterpretationen Anlass geben kann."

"Nachhilfestunde" der "Ostmärker"

Das sieht man bei der Burschenschaft Teutonia allerdings anders und verteidigt den Begriff. In einer Montagmittag veröffentlichten "Nachhilfestunde", wird die Verwendung des Wortes auf den Kooperationsverband "Burschenschaft der Ostmark" zurückgeführt. Dieser sei als "Reaktion auf die Nichtzulassung von österreichischen Burschenschaften in der 1902 gegründeten Deutschen Burschenschaft" geschaffen worden.

"Auch nachdem die burschenschaftliche Teilung final nach Ende des Zweiten Weltkriegs überwunden werden konnte, bezeichnet man österreichische Burschenschafter traditionell weiterhin auch als Ostmärker", so die Teutonia. Verlinkt wird allerdings auf einen Wikipedia-Artikel in dem es im selben Atemzug heißt, dass die Austro-Burschenschaften "spätestens ab dem Deutschen Krieg von 1866 dem österreichischen Staat gleichgültig bis ablehnend" gegenüberstanden und den Anschluss an das Deutsche Kaiserreich befürwortet hätten. Und: "Der deutschnationale und antisemitische Politiker Georg von Schönerer übte Ende des 19. Jahrhunderts großen Einfluss auf die österreichischen Burschenschaften aus."

Historischer Kontext

Als Argument für die heutige Verwendung des Begriffs führt die Burschenschaft auch die Wiener Ostmarkgasse in Floridsdorf ins Feld, die seit 1900 diesen Namen trägt – also weit vor den Weltkriegen und dem Nationalsozialismus so benannt wurde.

Zur Geschichte führt die Stadt Wien an, dass "Ostmark" nie eine offizielle Bezeichnung für Teile des heutigen Österreichs gewesen sei, um 1900 aber als populärer Begriff in der Literatur als "alte Bezeichnung unseres Heimatlandes" auftaucht. "Da der Begriff 'Ostmark' wegen seiner belasteten Konnotation gegenwärtig nicht mehr verwendet wird, wurde eine Zusatztafel von der Stadt Wien angebracht, aufgrund des Benennungskontextes aber von einer Umbenennung abgesehen", erklärt die Stadt, warum diese Gasse heute noch so heißt.

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    (rcp)