Politik

Thornton: "Uninformierter Bote" mit Detailwissen

Am 18. Prozesstag fehlten einige. Befragt wurde Ex-ImmoFinanz-Manager Christian Thornton, der ausführlich über Rechnungswesen referierte.

Heute Redaktion
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Am 18. Prozesstag glänzten gleich mehrere Angeklagte mit Abwesenheit. Neben dem schon länger wegen Krankheit verhinderten Vermögensberater Norbert Wicki war diesmal auch Ex-Meischberger-Anwalt Gerald Toifl nicht da. Die Richterin wurde bereits im Vorfeld informiert, sein Anwalt versprach, ein Arzt-Attest nachzubringen.

Plech im Spital

Überraschender war die Abwesenheit von Ernst Karl Plech. Sein Anwalt erklärte, dass sich Plech in stationärer Behandlung befindet und wohl zwei bis drei Wochen ausfallen werde.

Thornton auf dem heißen Stuhl

Dann begann die Befragung des nächsten Angeklagten, dem ehemaligen Rechnungswesen-Chef des ImmoFinanz-Imperiums, Christian Thornton. In seiner ausführlichen Erklärung zu Beginn seiner Einvernahme erklärt er, dass er in dieser Funktion für das Rechnungswesen "mehrerer Hundert Firmen" verantwortlich gewesen sei.

Entschieden habe aber immer der Chef, Karl Petrikovics. Mit jeder E-Mail, die Thornton von Hochegger bezüglich der Überweisungen der Buwog-Provision erhielt, sei er zu Petrikovics marschiert und habe sich sagen lassen, was damit zu tun sei.

Buwog-Prozess
Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, sein Trauzeuge Walter Meischberger und der Immobilienmakler Ernst Karl Plech müssen sich (neben anderen) vor Gericht in der Causa Buwog und Terminal Tower verantworten. Grassers Freunde sollen sich durch den Verkauf der Bundeswohnungen an das "Österreich-Konsortium" bereichert haben. Die Rolle Grassers (Hat er auch Geld erhalten? Hat er den entscheidende Tipp weitergesagt?) wird das Gerichtsverfahren klären. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Chef hat ihm nichts verraten

Petrikovics trug ihm dabei auf, welchen Rechnungstext die Scheinrechnung beinhalten sollten. Thornton sei dabei klar gewesen, dass Hochegger nicht wirklich in die vorgeschobenen Projekte in Osteuropa involviert war. Er sei jedenfalls davon ausgegangen, dass er wohl irgendeine andere Leistung erbracht haben muss, denn Petrikovics hätte nie etwas gezahlt, wenn es dafür keine Leistung gegeben hätte. Die Abrechnung über eine zypriotische Firma sei für ihn im Rechnungswesen "ganz normal" gewesen.

"Unangenehmer Kontakt"

Der E-Mail-Kontakt mit Hochegger wurde Thornton aufgrund seiner eigenen Unwissenheit irgendwann "unangenehm". Als er bei seinem Chef in Erfahrung bringen wollte, wofür Hochegger genau bezahlt wird, habe ihm dieser jedoch nicht viel verraten. Außer, dass es einen Vertrag gebe, der geheim beim Notar verwahrt werde. Thornton habe seinem Chef vertraut und nicht weiter nachgefragt. Für ihn waren solche Zahlungen und Anweisungen seines Chefs ohnehin ein "Routinevorgang".

"Das geht Sie nichts an"

Die Info, dass es einen Vertrag gibt, habe ihm ja nichts gebracht, wenn er den Vertrag selbst nicht lesen konnte, merkte die Richterin an. "Da hätte er ja auch sagen können, 'Das geht Sie nichts an'". - "Viel mehr hat er mir eh nicht gesagt", stimmt Thornton zu.

Einen Konnex zwischen Hochegger und Walter Meischberger oder gar Karl-Heinz Grasser habe Thornton nie hergestellt. Auch die Möglichkeit, dass es sich bei den Zahlungen an Hochegger um Bestechungsgelder handeln könnte, sei ihm nie in den Sinn gekommen.

Chef ohne Computer

Thornton habe also den "uninformierten Boten" zwischen Hochegger und Petrikovics gespielt. Jede E-Mail von Hochegger an ihn habe er ausgedruckt und mit seinem Chef besprochen. "Wieso eigentlich?", will die Richterin wissen.

"Er (Petrikovics) hatte keinen Computer, das war ihm Unternehmen bekannt. Er konnte damit wahrscheinlich auch nicht umgehen und hatte keine E-Mailadresse", erzählte Thornton.

Die Befragung gestaltete sich erneut sehr detailreich, komplizierte Zahlungsflüsse wurde lang und breit diskutiert. Streckenweise wirkte die Verhandlung wie eine fortgeschrittene Vorlesung in Sachen Rechnungswesen, der wohl wenige im Gerichtssaal zur Gänze folgen konnten.

Am nächsten Prozesstag wird die Richterin Thornton weiter befragen - sie muss mit ihm schließlich noch seine früheren Einvernahmen im Ermittlungsverfahren durchgehen.

Lesen Sie die Details im Live-Ticker nach:

(red)