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Zocker nach tödlichem Scherzanruf angeklagt

Heute Redaktion
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Tyler B. (25) aus Kalifornien ist nun wegen fahrlässiger Tötung angeklagt.
Tyler B. (25) aus Kalifornien ist nun wegen fahrlässiger Tötung angeklagt.
Bild: Glendale Police Department

Wegen eines Streits mit einem anderen Gamer im Shooter "Call of Duty" alarmierte Tyler B. die Polizei: Ein unbeteiligter Familienvater musste deshalb sterben.

Dem 25-jährigen Zocker aus Kalifornien wird jetzt im US-Bundesstaat Kansas fahrlässige Tötung angelastet, nachdem er Ende 2017 mit einem Scherzanruf einen Polizeieinsatz ausgelöst hat, bei dem ein unbewaffneter Familienvater erschossen wurde – "heute.at" berichtete.

Via Videoübertragung aus dem Gefängnis in Los Angeles wohnte Tyler B. dem ersten Verhandlungstag in dem Gericht in Kansas bei. Zusätzlich zu dem Tötungsdelikt ist er wegen Falschalarmierung und Behinderung der Exekutive angeklagt.

Er hatte nach dem Streit um eine kleine Wette mit einem anderen "Call of Duty"-Spieler die Polizei alarmiert und behauptet, es habe eine Schießerei in einem Einfamilienhaus in Wichita (Kansas) gegeben. Wie aus den Gerichtsprotokollen hervorgeht, soll der Kalifornier angegeben haben, dass er seinen Vater mit einem Kopfschuss niedergestreckt und seine Mutter und ein Geschwisterchen mit vorgehaltener Waffe bedrohe. Zudem habe er im ganzen Haus Benzin ausgeleert und gedroht es "einfach anzuzünden".

Es handelte sich dabei um einen Scherzanruf nach dem Swatting-Schema, bei ein dramatischer Falschalarm inszeniert wird, um ein Sondereinsatzkommando das Domizil des Opfers stürmen zu lassen.

Als die Polizei bei der Adresse in Wichita ankam, öffnete ihnen Andrew F. (28) unverhofft die Türe. Wie aus dem Polizeibericht hervorgeht, soll er eine verdächtige Bewegung mit seinem Arm in Richtung Gürtel gemacht haben. Ein Beamter fürchtete eine Waffe und drückt ab – der 28-Jährige wurde von einer Kugel getroffen und getötet. Er hinterlässt zwei Kinder im Alter von zwei und sieben Jahren.

Die Ermittler betreten bei der Aufklärung des Vorfalls Neuland, wie Staatsanwalt Marc Bennett aus Sedgwick County zugeben musste. Der Fall werfe Fragen auf, ob die aktuellen Gesetze hinsichtlich Computer-betreffender Verbrechen ausreichend seien.

"Die Gesetzgebung ist dabei, die Technologie einzuholen", so Bennett: "Ich sage nur, was für mich persönlich sowieso offensichtlich ist, ohne ein Kommentar zu diesem konkreten Fall abgeben zu wollen."

Für die Familie des getöteten Mannes ist das nur ein schwacher Trost. "Was gibt den Cops das Recht, einfach das Feuer zu eröffnen", klagt die Mutter des 28-Jährigen, Lisa F., und erklärt, Andrew F. sei kein Gamer gewesen. "Dieser Cop hat meinen Sohn wegen eines falschen Alarms ermordet!"

Der Angeklagte, Tyler B., ist für die Polizei kein Unbekannter. Er soll bereits in der Vergangenheit "Swatting"-Anrufe getätigt haben. Er soll noch im Jänner erneut einem Richter vorgeführt werden. (red)