Niederösterreich

Frau hat 50 € pro Woche: "Fahrt zu Arzt ist zu teuer"

Miete oder Essen? Warme Wohnung oder Tanken? Seit den Teuerungen können sich laut Caritas NÖ auch Menschen mit Vollzeit-Jobs nichts mehr leisten.

Tanja Horaczek
Viele ältere Menschen können wegen den Teuerungen ihre Wohnungen nicht mehr heizen.
Viele ältere Menschen können wegen den Teuerungen ihre Wohnungen nicht mehr heizen.
Getty Images/iStockphoto

Hohe Energiekosten, gestiegene Preise bei Mieten und Lebensmittel sowie Spritkosten oder horrende Nachzahlungen – viele Niederösterreicher kommen mit ihren Zahlungen nicht mehr hinterher. Bei der Caritas Sozialberatungsstelle laufen die Telefone heiß.

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    Ulrike Oforha, Teamleiterin Caritas Sozialberatung NÖ, kennt die Sorgen der Menschen.
    Ulrike Oforha, Teamleiterin Caritas Sozialberatung NÖ, kennt die Sorgen der Menschen.
    Caritas

    Über 100 Anfragen in einer Woche

    "Wir hatten in einer Woche 100 Anfragen. Die Leute sind verzweifelt. Und es trifft nicht nur mehr die Unterschicht", teilt Ulrike Oforha, Teamleiterin Caritas Sozialberatung NÖ, im "Heute"-Gespräch mit. Im Jänner 2023 haben sich bereits 394 Personen mit der Sozialberatung in Verbindung gesetzt. Das sind laut Oforha um fast 70 Prozent mehr als im Vorjahr und sie geht davon aus, dass die Zahlen weiter steigen werden.

    Die Menschen haben laut Oforha alle Ressourcen aufgebraucht, sie können sich nichts mehr leisten. Und es trifft auch Personen, die Vollzeit arbeiten. "Unsere Klienten leben nicht im Luxus. Restaurant- oder Kinobesuche sind schon lange gestrichen. Sie stehen vor essentiellen Fragen: Miete oder Essen? Oder soll meine Wohnungen weiterhin warm sein?", sagt Oforha.

    Kein Geld für Arztfahrten

    Oforha erzählt von einer 56-jährigen Frührentnerin aus Niederösterreich, die mit 50 Euro in der Woche auskommen muss. Die Dame ist schwer krank und muss öfters zum Arzt fahren.

    "Doch sie lebt auf dem Land und muss auf Öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen. Sie kann sich die Fahrten schlichtweg nicht leisten, sonst bleibt ihr nichts zum Essen", erörtert die Teamleiterin. Die 56-Jährige meldet jetzt das Gas ab, sie kann die Rechnungen nicht mehr zahlen.

    Kalt ist es auch in der Wohnung einer Dreifach-Mutter. Sie ist alleinerziehend und wohnt in einer desolaten Wohnung. Aufgrund ihrer finanziellen Lage wird nur mehr ein Zimmer beheizt. Hier lebt und schläft sie mit ihren Kindern. Mittlerweile schimmelt die ganze Wohnung. "Es muss unbedingt bei der Wohnbeihilfe nachgebessert werden. Diese sollte für alle Wohnungen bewilligt werden. Denn unsere Klienten können sich keine Genossenschaftswohnung leisten", bemängelt Oforha.

    "Wissen auch oft nicht, wie wir helfen können"

    Laut ihr sollten auch die Sozialleistungen an das reale Leben angepasst werden. "Die Teuerungen werden uns noch länger begleiten. Daher muss jetzt gehandelt werden. Sonst rutschen noch mehr Menschen in die Armut. Wir versuchen unsere Klienten von Monat zu Monat zu retten. Wir wissen es auch oft nicht, wie wir den Leuten helfen können", schließt sie ab.