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Casperst du, wenn du Schluss machst?

Der neuste Trend im Dating-Universum heißt Caspering. Was taugt die Abfuhr im Schongang? Experten nehmen Stellung.

Heute Redaktion
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Symbolbild
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Bild: iStock

Ghosting, Haunting, Benching, Hyping, Breadcrumbing – die Zahl der Verhaltensphänomene beim Dating und in der Liebe sind kaum mehr zu überblicken. Auch wenn sie sich in ihren Definitionen voneinander unterscheiden, haben sie eines gemeinsam: Man lässt den anderen im Unklaren über die eigenen Absichten, hält ihn hin oder zeigt ihm nur indirekt, dass man keine Lust auf die große Liebe hat. Kurzum: Die Methoden sind egoistisch, rücksichtslos oder gar verletzend.

Schlussmachen im Schongang

Ein neuer Trend bricht nun mit der fiesen Masche: Caspering – benannt nach dem liebenswürdigen Geist aus den Kinderfilmen. Im Prinzip handelt es sich um eine nette Form von Ghosting: Während bei Letzterem der Dating-Partner unvermittelt aus dem Leben verschwindet und nichts mehr von sich hören lässt, wird dem Gegenüber beim Caspering im Schongang beigebracht, dass man nichts mehr von ihm wissen will.

Schlussmachen im Caspering-Stil klingt etwa so: "Wir hatten eine tolle Zeit miteinander und ich mag dich wirklich, aber ich glaube nicht, dass wir längerfristig zusammenpassen." Oder: "Ich habe unglaublich viel Spaß mit dir, aber meine Gefühle reichen für eine ernsthafte Beziehung nicht aus." Man will der Person also klarmachen, dass man sie nicht mehr daten will, ihr aber das schlechte Gefühl vom plötzlichen Aus ersparen.

Achtung, Respekt, Ganzheitlichkeit

Fachleute können dem Caspern viel abgewinnen. Laut Daniel Baltzer, Experte bei Singleboersen-vergleich.ch, zeigt sich darin das Bestreben, die Verletzung beim Gegenüber in Grenzen zu halten: "Man signalisiert dem anderen, dass man ihn achtet, und zollt der gemeinsamen Zeit Respekt." Beziehungscoach Hugo Furrer sagt zudem, dass der Adressat so "in seiner Ganzheit wahrgenommen" werde – anders, als wenn bloß angesprochen wird, was alles nicht geklappt hat.

Auf lange Sicht könne sich die behutsame Trennung lohnen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass man dennoch befreundet bleibt, ist deutlich höher, als wenn ich mich bei der Person einfach nicht mehr melde", sagt Dating-Experte Baltzer.

Konfliktscheu als Motivation

Paartherapeut Rainer Grunert erachtet Caspering ebenfalls als würdige Trennungsmethode. Ihr liege aber nicht nur Wohltätigkeit, sondern auch die eigene Konfliktscheu zugrunde: "Menschen wollen gemocht werden und haben Angst vor Ablehnung." Darum würden unangenehme Wahrheiten gern schön verpackt.

Das berge aber auch Gefahren, warnt Grunert: "Wenn man zu sehr um den negativen Bescheid herumdruckst, dann kommt die gewünschte Botschaft beim Gegenüber nicht an. Dann verkommt das Caspering zum Kasperli-Theater."

Caspering muss aufrichtig sein

Die Trennung sollte also trotz schonendem Einstieg unmissverständlich sein. Mit den Komplimenten dürfe man es beim Caspering zudem nicht übertreiben, mahnt Baltzer: "Wenn man dem anderen zu viel Honig um den Mund schmiert, befeuert man erneut seine Hoffnungen."

Beziehungscoach Furrer fügt an, dass Caspering ehrlich gemeint sein müsse: "Ansonsten besteht die Gefahr, dass man unglaubwürdig ist und beim anderen Misstrauen aufkommt." Wichtig sei zudem, dass der Schlussmacher beschreibe, was in ihm vorgehe und warum es für sie oder ihn nicht mehr stimme. Furrer: "Nur so kann das Gegenüber ein Verständnis für den Entscheid entwickeln." (red)