Ministerium rudert zurück

Chaos pur – Regierung führt Elternstrafen nun doch ein

Turbulente Tage im Bildungs-Ressort. Minister Martin Polaschek will für Eltern, die Pflichten vernachlässigen, nun doch Verwaltungsstrafen einführen.

Newsdesk Heute
Chaos pur – Regierung führt Elternstrafen nun doch ein
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) möchte nun doch Verwaltungsstrafen für Eltern, die ihre Pflichten vernachlässigen. Erst am Dienstag meinte er, solche Strafen würden nicht helfen.
Helmut Graf

Die Verwirrung war groß, als Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Dienstag bei einem Pressefoyer erklärte: "Ich glaube nicht, dass Strafen funktionieren. Wenn Eltern sich nicht für den Bildungserfolg ihrer Kinder interessieren, wird auch keine Verwaltungsstrafe helfen." Damit fuhr Polaschek einen anderen Kurs als das türkis-grüne Regierungsprogramm vorschreibt.

Mitwirkungspflichten, Verwaltungsstrafen & Co.

Im türkis-grünen Regierungsprogramm von 2020 ist die Formulierung zu den Elternpflichten unmissverständlich: "Darüber hinaus sollen weitere Mitwirkungspflichten gesetzlich definiert werden (z. B. Teilnahme am Elternabend, Zusammenarbeit mit dem schulischen Personal etc.). Bei Nicht-Erfüllung dieser Pflichten soll die Möglichkeit geschaffen werden, Verwaltungsstrafen zu verhängen, falls andere Maßnahmen nicht greifen." Wie hoch die Strafen ausfallen könnten, wurde nicht genannt.

Wiederkehr prescht vor – Ministerium rudert zurück

Zuletzt hat allerdings Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) bei diesem Thema Druck gemacht. Er forderte Strafen wie beim Schulschwänzen, wenn Eltern Sprechtage oder Vorladungen verpassen. Einen entsprechenden Vorschlag für eine bundesgesetzliche Regelung hat er nach eigenen Angaben bereits dem Ministerium übermittelt.

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Das Ressort ruderte nach den Aussagen des Bildungsministers am Mittwoch wieder zurück: "Wenn sie ihre elterlichen Pflichten gegenüber der Schule und ihren Kindern nicht erfüllen, braucht es Strafen", hieß es. Darüber hinaus seien aber klare Konzepte und Maßnahmen nötig, wie Eltern aktiv ins Schulgeschehen und die Bildungskarrieren ihrer Kinder eingebunden werden können.

ÖVP-Mahrer spricht von "Missverständnis"

"Es ist 5 nach 12: Die Lage in den Wiener Schulen ist dramatisch. Die Hilferufe von Lehrerinnen und Lehrern müssen ernst genommen werden", so der ÖVP-Stadtrat in Wien, Karl Mahrer in einer Aussendung am Mittwoch.

Er sprach von "Missverständnissen", das Regierungsprogramm gelte und auch die Wiener Volkspartei stehe seit langer Zeit für "Sanktionen von Eltern, die ihren Kindern die Bildungschancen nehmen". "Der Minister kennt unsere Forderungen und weiß auch, dass diese notwendig sind", so Mahrer. Bildungsstadtrat Wiederkehr müsse seinerseits "endlich aufhören, die Verantwortung von sich wegzuschieben" und müsse mit einem Bündel an Maßnahmen die Situation an den Schulen verbessern.

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg

    Auf den Punkt gebracht

    • Das Bildungsministerium hat seine Entscheidung bezüglich der Einführung von Verwaltungsstrafen für Eltern, die ihre Pflichten vernachlässigen, geändert, nachdem der Minister zunächst davon abgerückt war
    • Die Diskussion darüber wurde durch den Druck des Wiener Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr vorangetrieben, der für solche Strafen plädierte
    • Die ÖVP betonte die Notwendigkeit von Sanktionen für Eltern, die die Bildungschancen ihrer Kinder gefährden, während die Neos-Partei betonte, dass klare Konzepte und Maßnahmen nötig seien, um Eltern aktiv in das Schulgeschehen einzubeziehen
    red
    Akt.