Wien

Chemieprofessor schwimmt in Donau gegen Plastikmüll an

Jeden Tag spült die Donau vier Tonnen Plastik ins Schwarze Meer. "CleanDanube" will darauf aufmerksam machen, heute gab es ein Testschwimmen.

Louis Kraft
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    Ein Chemieprofessor schwimmt in der Donau gegen Plastikmüll an. Als Test-Runde für die geplante Durchschwimmung der Donau im April 2022 sprang Andreas Fath heute ins kühle Nass.
    Ein Chemieprofessor schwimmt in der Donau gegen Plastikmüll an. Als Test-Runde für die geplante Durchschwimmung der Donau im April 2022 sprang Andreas Fath heute ins kühle Nass.
    Mario Kümmel/AWP

    Ein Chemieprofessor im Schwimm-Marathon im Dienste der Wissenschaft: Nach Testrunden im Mai, sprang Andreas Fath heute erneut in die Fluten und schwamm eine Stunde lang in der Donau stromabwärts. Es war ein Test für die geplante Donau-Durchschwimmung im Frühling 2022. Dann will der Wissenschafter im Fluss nach mitschwimmenden Mikroplastik suchen. 

    Forscher wird mit "gepimpten" Neoprenanzug zum "Messgerät"

    Schon in seiner deutschen Heimat (Fath unterrichtet Chemie an der Hochschule Furtwangen), ist er als "schwimmender Professor" bekannt. Nach der Durchschwimmung des Rheins oder des Tennessee River nimmt er sich nun die "schöne, blaue Donau" vor. Ab Ende April 2022 will er hier nach Plastik forschen. "Ich bin als Schwimmer selbst ein Messgerät", wird Fath im ORF Wien zitiert.

    Dazu trägt er beim Schwimmen einen Neoprenanzug, der mit einer, ein paar Zentimeter im Durchmesser großen, Kunststoffmembran ausgestattet ist. Diese sammle wie Mikroplastik Schadstoffe ein, erklärte der Wissenschafter. Die Plastikteilchen heften sich stärker an die Membran an, als an das Wasser und ermöglicht so erstmals genaue Messungen. 

    Zusätzlich nimmt Fath alle hundert Kilometer einen Liter Test-Wasser. Dieses wird in Laboranalysen, an denen auch Thilo Hofmann und Thorsten Hüffer vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaften der Universität Wien beteiligt sind, untersucht. Außerdem soll es täglich einen Schnelltest geben, mit dem leicht Nitrate, Phosphate oder der sogenannte chemischen Sauerstoffbedarfswert ermittelt werden kann.

    Mikroplastik als "Gift" in unseren Nahrungsquellen

    Die kleinen Plastikpartikel gelangen über das Wasser in die Mägen der hier lebenden Tiere und damit weiter in unsere Nahrung. Das perfide am Mikroplastik ist, dass es ein besonderes Aroma besitzt, dass für manche Wasserbewohner sehr verlockend ist. Laut Fath würde etwa der Barsch lieber die kleinen Plastikteilchen als ihre natürliche Nahrung fressen. "Mikroplastik ist also ein Träger für den Eintrag von Giftstoffen in unsere Nahrungsquellen schlechthin", so der Professor.

    In der Zukunft drohe damit ein massives Ernährungsproblem. In vielen Bereichen der Welt werde der lebensnotwendige Proteinbedarf durch den Verzehr von Meeresbewohnern gedeckt. Vergiftet das Mikroplastik die Meeresfauna, so hat das direkte Auswirkungen für die Menschheit. 

    Auch in den europäischen Flüssen schwimmt das Mikroplastik längst mit. Bei seinen Forschungen konnte Fath bisher mehr als 100 Substanzen nachweisen, darunter Korrosionsschutzmittel aus Spülmaschinen, Weichmacher, Kontrastmittel und Antibiotika.

    Im Jahr 2050 werden 34 Milliarden Tonnen Plastik produziert

    Die steigende Verschmutzung durch Mikroplastik schadet nicht nur Fauna und Flora, sondern wird auch mit schweren Krankheiten wie Krebs in Verbindung gebracht. Laut Fath wird die Produktion von Plastik dennoch weiter steigen: "Seit Beginn der Massenproduktion 1950 wurden weltweit 8,6 Milliarden Tonnen Plastik erzeugt. Wenn es so weitergeht, werden es im Jahr 2050 rund 34 Milliarden Tonnen sein", so der Chemiker. 

    Und noch eine Schock-Nachricht hat Fath parat: "Davon wurden nur neun Prozent recycelt worden, zwölf Prozent verbrannt, der Rest ist entweder noch im Gebrauch oder als Abfall unterwegs, also unter anderem im Wasser, an Stränden, im arktischen Eis und in Fischmägen".

    Grund genug für das Projekt Cleandanube für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Die 2.850 km lange Donau sieht der Chemiker als gutes Beispiel: "Sie durchfließt zehn Länder, wo das Umweltbewusstsein, der Umgang mit Schadstoffen und die Kläranlagenbetreibung durchwegs unterschiedlich sind".

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