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Hat die Chemotherapie bei Leukämie ausgedient?

Heute Redaktion
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Das Wiener AKH.
Das Wiener AKH.
Bild: picturedesk.com

Mit einer neuen Generation an Medikamenten können Krebszellen gezielt angegriffen werden. Es ist ein Meilenstein in der Behandlung von Leukämie, der in Wien mitentwickelt wurde.

Extreme Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, beeinträchtigte Blutbildung und ein geschwächtes Immunsystem – all diese Nebenwirkungen einer Chemotherapie könnten für Patienten mit Chronischer Lymphatischer Leukämie (CLL) (siehe Box) der Vergangenheit angehören. Möglich macht es eine neue Behandlungsmethode, die maßgeblich in Österreich mitentwickelt wurde.

Medizinern an der Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der MediUni Wien ist es laut einem Bericht der "Presse" gelungen, die chemische Keule effektiv durch eine zielgerichtete Medikamententherapie zu ersetzen.

Die Inhibitoren genannten Wirkstoffe wurde bislang in Begleitung zur klassischen Chemotherapie eingesetzt, könnten diese nach den neusten Forschungsergebnissen aber komplett ersetzen.

Wird CLL im Frühstadium erkannt, wird üblicherweise erst beobachtet und abgewartet, da der Krankheitsverlauf zwischen Patienten stark variieren kann. Erst wenn Symptome auftreten, wird mit der Behandlung begonnen.

CLL ist die häufigste Leukämieform in den westlichen Industrienationen und betrifft etwa die Hälfte der 7.000 Leukämie-Patienten in Österreich. Sie ist eine Krankheit des fortgeschrittenen Alters, die Erstdiagnose liegt oft um das 70. Lebensjahr. Das liegt u.a. daran, dass die Krankheit in der Regel schleichend verläuft. Die Sympthome (Müdigkeit, plötzliches Fieber und Gewichtsverlust) treten oft erst spät ein.

Die im Rahmen einer Chemotherapie angewendeten Zytostatika (Zellgifte) verhindern die Teilung bösartiger Zellen – aber auch gesunde, sich rasch teilende Gewebe werden in Mitleidenschaft gezogen. Zielgerichtete Therapien sollen nun speziell die Botenstoffe blockieren, die das Überleben der Krebszellen ermöglichen, etwa das Protein BCL-2 dessen Überaktivierung zu Tumoren führt und gleichzeitig aber den programmierten Zelltod verhindern kann.

Die Wirksamkeit der neuen Therapie soll enorm sein. Laut Ulrich Jäger, dem Leiter der klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie am AKH konnte damit die Anzahl der Krebszellen im Blut in kurzer Zeit um den Faktor 10.000 reduziert werden. Das heißt: von einem Liter bösartiger Zellen blieb nach der Behandlung effektiv nur noch ein Fingerhut voll übrig. Der durchschlagende Erfolg spornt die Mediziner zu neuen Höhenflügen an. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die bösartigen Zellen vollends aus dem Körper zu entfernen. Ein Novum, denn bislang war Leukämie nicht heilbar.

Mit dem 2016 in der EU zugelassenen Wirkstoff "Venetoclax" können die behandelnden Mediziner durch die Blockade von BCL-2 die Krebszellen dazu bringen, sich selbst zu zerstören. Weil das Zellsterben so radikal auftritt, muss der Patient nach der Einnahme zur Sicherheit im Spital überwacht werden.



Als häufigste Nebenwirkungen wurden bisher neben Durchfall, Übelkeit, Müdigkeit und Neutropenie, der Abnahme der Zahl der weißen Blutkörperchen auch Infektionen der oberen Atemwege beobachtet. Je nach Schwere und Form der Nebenwirkungen können die Ärzte allenfalls mit anderen Medikamenten gegensteuern.

Mit einer einmaligen Sitzung ist es aber auch mit den neuen Behandlungsmöglichkeiten nicht getan. Zumindest finanziell sind die Patienten abgesichert. Die Kosten von bis zu 9.000 Euro im Monat werden laut Ulrich Jäger von den Krankenkassen übernommen.

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    (rcp)