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Mahnwache für Killerhund: "Unser Freiheitskämpfer"

Heute Redaktion
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Kampfhund "Chico" biss vor Wochen seine Besitzer tot. Das Ordnungsamt ließ ihn einschläfern. Am Sonntag versammelten sich 80 Menschen zu einer bizarren Mahnwache.

Seit Wochen beschäftigt das Schicksal des Kampfhundes "Chico", der seine beiden Besitzer, eine 52-jährige Frau im Rollstuhl und deren 27-jährigen Sohn, totgebissen hat.

Vergangene Woche beschloss das Ordnungsamt trotz lautstarker Proteste von Tierschützern und Hundeliebhabern im Internet die Einschläferung des Vierbeiners. Am Sonntag hielten 80 Menschen eine bizarre Mahnwache für den Killerhund ab.

"Unser Held, unser Freiheitskämpfer"

Der Organisator der Mahnwache hielt über ein Mikrophon eine Wutrede: "Die Zeit des Redens ist vorbei! Wir fordern den Rücktritt aller Beteiligten", brüllte er. Unter dem Beifall der Anwesenden reckte er anschließend den Arm hoch und brüllte: "Für uns ist Chico unser Held, unser Freiheitskämpfer, unser Chico Guevara." Schließlich drehte er sich um und spuckte auf den Boden vor dem Amt, wie ein "Spiegel"-Reporter vor Ort berichtet.

"Chico - Ermordet am 16.04." steht auf einigen der Plakate zu lesen, die zwischen Blumen und Kerzen vor dem Ordnungsamt in Hannover aufgestellt wurden. Viele der Teilnehmer fühlten sich von der Stadt Hannover "getäuscht". Zwischenzeitlich hatten die Behörden erwogen, Chico doch nicht einzuschläfern, sondern ihn in eine Spezialeinrichtung zu bringen, etwa auf einen Gnadenhof.

Zu diesem Zweck war im Internet eine Petition mit dem Namen "Lasst Chico leben" gestartet worden, die knapp 300.000 Unterzeichner fand. Zahlreiche Menschen erklärten sich zudem bereit für die Operation des Hundes – er wies schwere Verletzungen am Kiefer auf – zu bezahlen. Doch das Ordnungsamt entschied anders.

Verschwörungstheorien um Fall "Chico"

Die Wut darüber ist bei der Mahnwache erkennbar: "R.I.P. Chico - Ermordet von Medien, Politik und Inkompetenz", steht auf einem Plakat. "Das Volk wurde getäuscht", sagte ein Teilnehmer dem "Spiegel"-Reporter. "Ich sage, der Hund war's nicht", meinte eine Teilnehmerin. Auf Bildern habe sie kein Blut an der Schnauze gesehen und keines am Fell.

Offenbar kursieren auch im Internet verschiedene Verschwörungstheorien zu dem Fall. Denn die Polizei Hannover warnte am Freitag auf Twitter vor "Behauptungen rund um den Fall Chico".

Zudem musste sie dazu aufrufen, das Öffentlichmachen von Personendaten und Fotos zu unterlassen. Mitarbeiter des Ordnungsamtes und Tierärzte, die mti dem Fall "Chico" betraut waren, haben bereits mehrfach Todesdrohungen erhalten.

(red)

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