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Chodorkowski: Familientreffen in Berlin

Heute Redaktion
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Michail Chodorkowski stellt sich nach zehn Jahren Haft erstmals der internationalen Presse. In der deutschen Hauptstadt Berlin will sich der Kreml-Kritiker Sonntagmittag zu seinen Zukunftsplänen äußern - und zwar im Mauermuseum nahe dem früheren Grenzübergang Checkpoint Charlie. Am Samstag hat der 50-Jährige seine Familie wiedergesehen.

Das Medien-Interesse ist enorm. Mehrere Fernsehsender wollen die Pressekonferenz des Erzrivalen von Russlands Präsident Wladimir Putin live übertragen - auch nach Russland.

Familie wiedergesehen

Putin hatte Chodorkowski am Freitag in einem spektakulären Schritt . Nach seiner Freilassung aus einem russischen Straflager reiste der 50-Jährige gleich nach Berlin, wo er am Samstag seine Eltern und seinen ältesten Sohn Pawel (27) in die Arme schließen konnte.

Treffen im Adlon

Er traf seine Mutter Marina und Vater Boris im Hotel Adlon, wo er seit seiner Ankunft in Deutschland wohnt. Beide waren am Vormittag an Bord einer Linienmaschine aus Moskau angetroffen. Pawel, der Sohn aus erster Ehe, lebt normalerweise in New York. Chodorkowskis Frau Inna lebt in der Schweiz. Das Paar hat auch gemeinsame Kinder.

"Freiheit, Freiheit, Freiheit"

"Nach zehn Jahren jetzt ist das ein unglaubliches Gefühl der Freiheit", sagte Chodorkowski in einem kurzen Anruf bei der kreml-kritischen Zeitschrift "The New Times" in Moskau, für die er aus dem Straflager heraus als Autor gearbeitet hatte. "Das Wichtigste ist jetzt: Freiheit, Freiheit, Freiheit." Die Freilassung des hatte der ehemalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher in zwei Geheimtreffen mit Putin vorbereitet.

Chodorkowski geht nicht mehr in die Politik

Der Regierungskritiker will nicht in die Politik gehen. Zwar seien an seine Begnadigung keine Bedingungen geknüpft, so Chodorkowski im Sonntagsinterview mit "The New Times". Er habe aber Präsident Putin in einem Brief erklärt, dass er nicht politisch tätig werden wolle.

Auch um eine Rückgabe seiner Anteile an dem zerschlagenen Ölkonzern Yukos wolle er nicht kämpfen, ergänzte Chodorkowski. Der 50-Jährige hat ein Visum, das ihn dazu berechtigt, ein Jahr in Deutschland zu bleiben.