Coronavirus

"Es gibt Hinweise auf Hintergrundimmunität"

Sind manche Menschen vor Sars-CoV-2 gefeit, weil sie schon einmal mit Erkältungs-Coronaviren infiziert waren? Unmöglich ist das nicht.

Heute Redaktion
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Wer sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert, stirbt nicht zwangsläufig. Bei den meisten Betroffenen verläuft Covid-19 völlig unproblematisch. Manche bekommen noch nicht einmal mit, dass sie sich angesteckt haben. Woran das liegt, ist bislang völlig offen.

Vorstellbar ist, dass die Patienten, die glimpflich davonkommen, einfach weniger Virus aufgenommen haben, aber auch, dass sie ein besseres Immunsystem haben als diejenigen, die um ihr Leben kämpfen müssen. In seinem Podcast berichtete der deutsche Virologe Christian Drosten nun von einer weiteren möglichen Erklärung, auf die seine Kollegen an der Berliner Charité gestoßen sind.

Abwehrzellen ohne Kontakt

Demnach könnten die milden und asymptomatischen Fälle auf frühere Infektionen mit Erkältungs-Coronaviren zurückzuführen sein: In der Bevölkerung bestehe offenbar "eine gewisse Hintergrundimmunität", so Drosten. Darauf lasse die Untersuchung von Abwehrzellen in Proben aus der Zeit vor der Pandemie schließen.

Wie Drosten berichtet, hat das Team um den Immunologen Andreas Thiel dabei gesehen, dass bei 34 Prozent der Patienten reaktive T-Zellen (Blutzellen, die der Immunabwehr dienen) vorlagen, die bestimmte Teile des neuen Coronavirus erkannten. Und das, "obwohl diese Patienten nie Kontakt mit Sars-CoV-2 hatten."

"Eine sehr gute Basis"

Dass diese Abwehrzellen trotzdem vorlagen, könne an durchgemachten Infektionen mit menschlichen Erkältungs-Coronaviren liegen, erklärt Drosten. Gleichzeitig warnt er davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Man dürfe nun keinesfalls annehmen, dass ein Drittel der Bevölkerung immun sei.

"Es ist im Moment nur eine sehr interessante immunologische Beobachtung", so der Virologe. Schließlich sei es die erste Beobachtung, die in dieser Richtung weltweit gemacht wurde. "Eine sehr gute Basis, um das im Rahmen von Beobachtungsstudien weiter aufzuklären."