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Christoph Leitl: "Anreiz zu arbeiten ist niedrig"

Heute Redaktion
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Bild: Lisi Niesner

Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist auf einem Rekordhoch. Laut Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl müsste das nicht so sein. Denn wer arbeiten will würde eine finden. In Österreich sei jedoch der Anreiz nicht gegeben, weil die Mindestsicherung zu hoch sei. Eine Rüge gibt es dafür von der jungen Gewerkschaft.

waren Ende Juli in Österreich ohne Job. Laut Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl müsste das nicht so sein. In einem Interview mit dem "Volksblatt" antwortete Leitl auf die Frage, ob jeder, der arbeiten will, eine Arbeit findet, mit "Ja". "Vielleicht nicht immer vor der Haustüre und nicht immer in seinem Traumberuf. Arbeit wäre aber da."

Zur Mindestsicherung sagte Leitl deshalb, dass der Anreiz zu arbeiten gering ist. "Ja, es stört mich, dass man aus der Mindestsicherung plus den Transferzahlungen netto auf ungefähr das gleiche kommst, als wenn du für 1.700 Euro brutto arbeitest. Der Anreiz zu arbeiten ist niedrig".

Zur Wettbewerbsfähigkeit Österreichs meinte Leitl in dem Interview: "Wir müssen was Produktions- und Lohnkosten betrifft raus aus der Komfortzone und rein in die Realität eines weltweiten Wettbewerbs mit hungrigen Asiaten auf der einen Seite und dynamischen Amerikanern auf der anderen Seite."

ÖGJ empört über Leitls Aussagen

Empört zeigte sich die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) über die Aussagen Leitls gegen Arbeitslose. "Leitl hat keine Ahnung von der Lebensrealität der Menschen. Vor allem junge Menschen werden demoralisiert, wenn sie zuerst jahrelang in eine gute Ausbildung investieren, um dann branchenfremde, schlecht bezahlte Tätigkeiten anzunehmen. Das hat auch mit Wertschätzung zu tun", betont Sascha Ernszt, Vorsitzender der ÖGJ.

Darüber hinaus sei es auch volkswirtschaftlich nicht sinnvoll, wenn vorhandene Potentiale nicht genützt und branchenfremde Menschen eingestellt werden, nur weil sie billiger kommen als ausgebildete Fachkräfte: "Ich weiß nicht, ob Herr Leitl sein nächstes Autoservice wirklich von einem Bäcker durchführen lassen will", so Ernzst.

Auch die Aussage des Wirtschaftskammer-Präsidenten, dass er jede Arbeit annehmen würde, stellt der ÖGJ-Vorsitzende in Frage: "Ich empfehle Herrn Leitl, sich um sieben Euro in der Stunde als Türsteher vor eine Diskothek zu stellen, und dies ohne Fixanstellung. Ich glaube, er würde seine Einstellung schnell überdenken".