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Christoph Schönborn gilt als Papst-Kandidat

Heute Redaktion
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Für das Amt des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche gibt es keine Kandidaten, es gibt keinen Wahlkampf, Wahlversprechen sind verboten. Der Ausgang eines Konklave ist meist eine Überraschung. Einige Kardinäle gelten in Kirchenkreisen aber als "papabile" - zum Papst wählbar, darunter auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn.

Für das Amt des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche gibt es keine Kandidaten, es gibt keinen Wahlkampf, Wahlversprechen sind verboten. Der Ausgang eines Konklave ist meist eine Überraschung. Einige Kardinäle gelten in Kirchenkreisen aber als "papabile" - zum Papst wählbar, darunter auch der Doch Schönborn meint: "Mein Herz gilt Wien".

hat nach den Skandalen um Kardinal Hans Hermann Groer und Bischof Kurt Krenn den Ruf eines Krisenmanagers, gilt aber auch als versöhnlicher und Dialog-fähiger Pragmatiker.

Italienische Medien räumen Christoph Schönborn gute Chancen ein, Nachfolger Josef Ratzingers und damit der 266. Papst zu werden. "Unter den Ausländern gibt es einen Kardinal, den viele für Benedikts Nachfolge als perfekt erachten: Es handelt sich um den Österreicher Schönborn, einen ehemaligen Schüler Ratzingers. Auch wenn Benedikt im Konklave nicht über seinen Nachfolger entscheiden kann, wird sein Einfluss - und das ist ein vollkommen neuer Aspekt - als entscheidend erweisen", kommentierte die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag.

Auch die Mailänder Wirtschaftszeitung "Sole 24 Ore" betrachtete Schönborn als aussichtsreichen Anwärter auf den Stuhl Petri. "Unter den Europäern ist der starke Name jener des Wiener Erzbischofs Schönborn. Der Theologe und Schüler Ratzingers steht an der Spitze der innovativen und kämpferischen österreichischen Kirche, die Rom wegen seiner Beschlüsse bezüglich der Piusbrüder kritisiert hat", so "Sole 24 Ore".

"Im Zeichen der Kontinuität mit dem Papst steht die Kandidatur von Kardinal Schönborn, einem äußerst gebildeten Schüler Ratzingers und Nachfahren einer alten Familie der böhmischen Aristokratie, der für das Konklave 2005 mit dem Zug nach Rom reiste und sich selber am Bahnhof den Koffer trug. (...) Schönborn, der schon damals zu den Papst-Kandidaten zählte, ist ein ausgewogener Reformator, der eine Spitzenposition im Kampf gegen Kindesmissbrauch eingenommen und sogar die alte Garde in der Kurie kritisiert hat", so die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".

Quoten auf Schönborn stehen schlecht

Laut diversen britischen Buchmachern, die kurz nach Bekanntgabe des Papst-Rücktritts bereits Wettquoten auf dessen Nachfolger veröffentlichen, hat Schönborn allerdings höchstens Außenseiterstatus. Zwischen 25/1 und 33/1 stehen die Chancen, dass der Österreicher das Amt des Ponifex erhält.

Nach dem Rücktritt des in einen Kindersex-Skandal verwickelten Groer wurde er 1995 dessen Nachfolger. Machte sich als Redakteur für den Katechismus der Katholischen Kirche weltweit einen Namen. Seine liberalen Aussagen zum Thema Homosexualität haben in der Kirche für Debatten gesorgt.

Weitere, mögliche Nachfolger:

OSCAR ANDRES RODRIGUEZ MARADIAGA (70) aus Honduras, Salesianer, wurde zeitweise als aufgehender Stern der lateinamerikanischen Kirche gefeiert. Der polyglotte Kleriker spricht nach seinem Psychotherapie-Studium in Innsbruck auch passables Deutsch. Er gilt als begeisterter Musiker und ist auch offen für ökumenische Fragen.

JORGE MARIO BERGOGLIO (76), Argentinier und Erzbischof von Buenos Aires, macht sich für sozial Schwache stark. Ist Jesuit, ob das ein Nachteil oder Vorteil sein kann, ist schwer abzuschätzen. Noch nie in der Kirchengeschichte war ein Jesuit Papst.

PETER ERDÖ (60): Der Ungar ist seit 2003 Erzbischof von Esztergom-Budapest. Damit ist er auch Primas des Landes. 2006 wurde er zum Präsidenten des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen bestellt.

ANGELO SCOLA (71), Italiener, seit 2002 Patriarch von Venedig, gilt als aufgeschlossen. Der Moraltheologe und Philosoph leitet seit 1995 die Lateran-Universität und das Päpstliche Institut für Ehe-und Familienstudien. Ins Kardinalskollegium wurde Scola 2003 aufgenommen.

PETER KODWO APPIAH TURKSON (64), aus Ghana, Vorsitzender der nationalen Bischofskonferenz, Erzbischof von Cape Coast. Er gehört mehreren vatikanischen Kommissionen an, zu Hause setzte er sich für Entwicklung und Umweltschutz ein. Wurde 2003 völlig überraschend zum Kardinal ernannt. Er gilt bei den britischen Buchmachern als Topfavorit für die Nachfolge Benedikts.

ANGELO BAGNASCO (70): Italiener, Bagnasco ist Präsident der italienischen Bischofskonferenz. Der Erzbischof von Genua wurde im März 2012 vom Papst weitere fünf Jahre an der Spitze des italienischen Episkopats bestätigt.

MARC OULLEtT (69): Der Kanadier ist der Leiter der Bischofskongregation. Trotz seiner guten Beziehungen in der Kurie könnte die starke Säkularisierung in seiner Geburtsregion Quebec gegen ihn arbeiten.

Oben (l-r): Kardinal Peter Turkson aus Ghana (aufgenommen am 18.09.2012), Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Mailands Erzbischof Angelo Scola (aufgenommen 21.10.2003), Kurienkardinal Gianfranco Ravasi (undatiertes Archivbild) und der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn (Foto vom 31.03.2010). Mitte (l-r): Sao Paulos Erzbischof Odilo Pedro Kardinal Scherer (Archivbild vom 25 November 2007), Kurienkardinal Francis Arinze aus Nigeria (aufgenommen am 13.04.2005), der Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle (aufgenommen am 24.11.2012), und der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio (Foto vom 06.04.2005). Unten (l-r): Der französische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran (Aufnahme vom 12.04.2011), der Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone (Aufnahme vom 12.10.2009), der Erzbischof-Metropolit Laurent Monsengwo Pasinya aus Kinshasa (Kongo, aufgenommen am 19.11.2010) und Kardinal Angelo Bagnasco (Aufnahme vom 29.08.2010). (