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Ciao, Silvio! Pfeifkonzert zum Abschied

Heute Redaktion
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Das Warten vieler Italiener hatte am Samstagabend ein Ende. Ministerpräsident Silvio Berlusconi reichte beim italienischen Präsidenten seinen Rücktritt ein.

Samstagabend war es soweit. Nach massivem Druck in den letzten Wochen ist Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi nun zurückgetreten. Der 75-jährige Regierungschef, der seit Mai 2008 im Amt war, reichte am Samstagabend bei Staatspräsident Giorgio Napolitano seinen Rücktritt ein.

Zuvor hatte das italienische Abgeordnetenhaus am Samstag ein neues Sparpaket mit Wirtschaftsreformen und Liberalisierungsmaßnahmen beschlossen. Das Maßnahmenpaket, zu dem sich Italien mit der EU verpflichtet hatte, wurde mit 380 Stimmen verabschiedet. 26 Parlamentarier stimmten dagegen, zwei enthielten sich ihrer Stimmen. Der Ministerpräsiden hatte im Vorfeld versprochen, .

Schmährufe und Freudengesänge

Im Abgeordnetenhaus hatte Berlusconi noch Standing Ovations von seinen Parteikollegen erhalten. Als er dieses in Richtung des Präsidentenbüros verließ, wurde er verschmäht. Mehrere hundert Demonstranten versammelten sich davor. "Rücktritt, Rücktritt" und "Ciao ciao Silvio!", war auf Plakaten zu lesen. Einige Demonstranten schwenkten die italienische Fahne.



Auch vor dem Sitz des italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano versammelten sich circa 500 Menschen. Eine Gruppe von Musikern veranstaltete ein "Befreiungskonzert", um das Ende der Regierung Berlusconi zu feiern. Ein Chor sang Händels "Hallelujah". Außerdem gab es ein grelles Pfeifkonzert.



Opposition feiert: "Schmerzhafte Phase zu Ende gegangen"

Die Demokratische Partei (PD), Italiens stärkste Oppositionspartei, feiert bereits vor dem offiziellen Rücktritt das Ende der Ära Berlusconi. "Eine schmerzhafte Phase für Italien ist zu Ende gegangen. Italien ist ein Land, das das Blatt wenden und aufs Neue anfangen will. Für uns alle beginnt eine neue Ära. Wir müssen alles neu aufbauen: Die Wirtschaft, die Justiz und das Wahlsystem", sagte der Fraktionschef in der Abgeordnetenkammer Dario Franceschini.



Die Parlamentarier der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega Nord skandierten hingegen laut "Wahlen, Wahlen!" - sie sind gegen eine Übergangsregierung.



Präsident startet Gespräche mit Parteien

Napolitano startet am Sonntag mit einer Konsultationsrunde unter den Parteien, um einen Ausweg aus der Krise zu finden. Napolitano unterstützt die Kandidatur des ehemaligen EU-Kommissars Mario Monti für das Amt des Premiers einer Übergangsregierung, das Italien bis Ende der Legislaturperiode 2013 führen soll.



Berlusconi traf sich am Samstag mit Monti. Er sprach ihm seine Unterstützung bei der Bildung einer Übergangsregierung zu. Bei einem zweistündigen Gespräch stellte Monti Berlusconi eine mögliche Ministerliste für seine eventuelle Regierung vor, die ausschließlich aus parteilosen Experten bestehen sollte. Berlusconi habe sich bereit gezeigt, das neue Kabinett zu unterstützen, aber nur unter der Bedingung, dass sein Staatssekretär Gianni Letta das Amt des Vizepremiers übernehme.