Wien

City Bikes gerettet: Wiener Linien übernehmen Betrieb

Gutes Ende im Streit um die City Bikes: Michael Ludwig (SPÖ) erteilte den Wiener Linien den Auftrag zu dessen Fortführung. Und deren Ausbau.

Louis Kraft
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    Nachdem bisher keine Lösung zwischen Stadt und Gewista zur Fortführung der City Bikes gefunden wurde, schloss das Unternehmen 60 Rad-Stationen. Darunter auch diese in der Reschgasse (Meidling).
    Nachdem bisher keine Lösung zwischen Stadt und Gewista zur Fortführung der City Bikes gefunden wurde, schloss das Unternehmen 60 Rad-Stationen. Darunter auch diese in der Reschgasse (Meidling).
    Denise Auer

    Die City Bikes sind gerettet. Nachdem die Fortführung der Stadträder daran gescheitert war, dass sich der Betreiber Gewista und Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (G) nicht über eine Übernahme der Kosten einigen konnten, (wir haben berichtet) stellte die Gewista 61 von 121 Standorte außer Betrieb.

    Nachdem auch andere Lösungen gescheitert waren, machte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Causa City BIke nun zur Chefsache. Wie Ludwig am Mittwoch vor Journalisten bekannt gab, habe er nun die Wiener Linien ersucht, die City Bikes zu übernehmen. Damit sei nicht nur die Wiederinbetriebnahme der geschlossenen Stationen gesichert, diese sollen sogar ausgeweitet werden. 

    Geschlossene City Bike-Station bleiben noch zwei Monate zu

    Nun werde mit der Gewista eine Auflösung des Vertrags sowie ein Neuvertrag für die Übernahme mit den Wiener Linien verhandelt. Diese soll längerfristig, konkret auf zunächst zehn Jahre abgeschlossen werden. Geht es nach Ludwig soll dies "mit Hochdruck" geschehen. Bis zum Herbst soll es eine Lösung geben, bis dahin werden die 60 außer Betrieb gesetzten Stationen wohl geschlossen bleiben. 

    Die Kosten konnte Ludwig noch nicht nennen, nur, dass eine Lösung mit der Gewista unter einer Million gelegen wäre. "Mit der Modifizierung und dem Ausbau wird es deutlich mehr", so Ludwig. 

    City Bikes sollen künftig auch in Transdanubien radeln

    Wichtig sei auch, dass die City Bikes "als ein System" geführt würden. Obwohl die Gewista alle City Bikes betrieb, teilten sich das Unternehmen und die Stadt die Kosten. Dies soll nun bei den Wiener Linien zusammengeführt werden.

    "Die City Bikes sind ein wichtiger Teil für das Modal Split, als die Aufteilung auf Öffentlichen und motorisierten Verkehr, Fußgänger und Radfahrer", erklärte Ludwig. Daher soll die Stadträder-Stationen künftig auch räumlich ausgebaut und technisch verbessert werden. Und könnten erstmals auch in Floridsdorf und der Donaustadt unterwegs sein. 

    "City Bikes können eine wichtige Rolle bei der Überwindung der ersten und letzten Meile spielen. Man ist zwar vom Rathaus mit der U-Bahn in 25 Minuten in der Seestadt, hat dann aber vielleicht noch 20 MInuten Fußweg vor sich", so Ludwig. Dieses letzte Stück könnten die City Bikes bedienen.

    Ludwig mit "namenlosen" Seitenhieben auf grüne Vizebürgermeisterin

    "Die Gewista hat bereits vor rund einem Jahr angekündigt, dass sie die City Bikes nicht fortführen wird", so Ludwig. Dennoch habe das "zuständige Ressort" keine Lösung zustande gebracht. Mit "zuständigem Ressort" ist Vizebürgermeisterin Hebein gemeint, die Ludwig jedoch nicht mit Namen nannte. 

    Er habe es nur ungern gesehen, dass es bei den City Bikes, die 2003 in Wien eingeführt und danach in vielen europäischen Metropolen kopiert wurden, lange keine Lösung gegeben habe. Vor allem in der vergangenen Woche ähnelte der rot-grüne Streit um die Zukunft der City Bikes einem Tennisspiel: 

    Rot-Grünes "Tennisspiel" auf dem Weg zur City Bike-Rettung

    Hebein kündigte eine Neuausschreibung der City Bikes im Herbst an. Dem roten Koalitionspartner ging das zu langsam. SP-Verkehrssprecher forderte von Hebein eine rasche(re) Lösung. Bis heute, Mittwoch, gab die SPÖ der grünen Vizebürgermeisterin Zeit, diese zu finden, sollte das nicht geschehen, würde die SPÖ übernehmen, drohte SP-Verkehrssprecher Gerhard Kubik. Die Grünen schossen zurück, schlugen vor, die Wiener Linien sollten die Stadt-Räder übernehmen.

    Nun platze Ludwig offenbar der Geduldsfaden. "Der grüne Klubobmann forderte mich auf, eine Entscheidung zu treffen und das habe ich jetzt gemacht", stellte Ludwig klar. Ihm gehe es darum, dass das Erfolgsmodell City Bikes den Wienern auch weiterhin zur Verfügung stehe. Die von Hebein angekündigte Neuausschreibung ist damit vom Tisch: "Wenn die Grünen gefordert haben, die Wiener Linien sollten die City Bikes übernehmen, wäre Gespräche durch die Vizebürgermeisterin nichts im Wege gestanden. Und wenn der Vizebürgermeisterin eine Neuausschreibung wichtig gewesen wäre, so hätte sie diese einleiten können", erklärte Ludwig süffisant. 

    Grüne "sehr zufrieden", FPÖ begrüßt Lösung, Neos finden Weg zur Lösung "peinlich"

    Im Gespräch mit "Heute" zeigte sich der Klubobmann David Ellensohn "sehr zufrieden" über die Lösung. "Birgit Hebein hat das bereits vor 13 Tagen vorgeschlagen, es ist gut, dass dies nun umgesetzt wird". Als "einzig vernünftige Lösung" bezeichnet der Verkehrssprecher der Wiener FPÖ, Klubobmann Toni Mahdalik, die angekündigte Übernahme von Citybike durch die Wiener Linien. Zum Glück seien die Verantwortlichen diesmal aufgewacht, bevor Citybike endgültig an die Wand gefahren wird.

    Als "erfreulich für die Stadt" sieht Neos-Klubchef Christoph Wiederkehr die Lösung. Der Weg dahin sei aber "peinlicher und unwürdiger" Streit zwischen SPÖ und Grünen gewesen. "SPÖ und Grüne haben sich gegenseitig die Schuld für das drohende Ende zugeschoben und am Ende kann sich Ludwig als Retter inszenieren. Es stellt sich die Frage, ob die SPÖ genau das nicht von Anfang an geplant hat, als die SPÖ-nahe Gewista mehr Geld für den Betrieb von Vizebürgermeistern Hebein gefordert hat", so Wiederkehr.

    Die ÖVP sieht die Lösung als "längst überfällig an". Nun gehe es darum, möglichst rasch für eine adäquate Übergangslösung zu sorgen. Es könne nicht sein, dass die über 60 Verleihstationen, vor allem im Innenstadtbereich, bis in den Herbst hinein geschlossen bleiben, so Verkehrssprecher Manfred Juraczka.