Die Mischung aus anspruchsvollem Schleich-Gameplay, der cleveren Nutzung spezialisierter Einheiten und dem Szenario des Zweiten Weltkriegs war lange Zeit unerreicht. Nun, viele Jahre nach dem letzten vollwertigen Ableger, kehrt die Serie mit "Commandos: Origins" für PC, Xbox Series X|S und PlayStation 5 zurück. Die Erwartungen waren hoch, versprach das Spiel doch, die Wurzeln der Serie zu ehren und gleichzeitig moderne Akzente zu setzen. Nach ausgiebigem Test muss man festhalten, dass "Commandos: Origins" zwar Momente der Brillanz aufweist, aber auch an altbekannten Schwächen krankt und mit seinem Schwierigkeitsgrad frustriert.
Das Herzstück von "Commandos: Origins" ist das taktische Gameplay. Wir übernehmen die Kontrolle über eine Gruppe von Elite-Soldaten, jeder mit einzigartigen Fähigkeiten, die es im Kampf gegen die zahlenmäßig überlegene Wehrmacht klug einzusetzen gilt. Der Green Beret kann sich im Nahkampf behaupten und Kisten bewegen, der Sapper legt Sprengladungen, der Sniper eliminiert Gegner aus der Distanz, der Driver steuert Fahrzeuge, der Marine taucht und der Spion verkleidet sich. Dieses bewährte Konzept wurde im Kern beibehalten, was einerseits für sofortige Vertrautheit bei Veteranen der Serie sorgt. Andererseits tut sich wenig Neues.
Die Steuerung wurde leicht überarbeitet und wirkt nun etwas direkter als in den Vorgängern. Die Möglichkeit, Aktionen im Voraus zu planen und dann gleichzeitig auszuführen, ist nach wie vor ein zentrales Element und trägt zum befriedigenden Gefühl bei, wenn ein Plan reibungslos aufgeht. Neu hinzugekommen ist ein rudimentäres Deckungssystem, das es den Spielfiguren erlaubt, sich hinter Objekten zu verschanzen und so vor feindlichem Feuer geschützt zu sein. Diese Ergänzung ist zwar willkommen, fühlt sich aber oft wie ein Alibi an, da die meiste Zeit ohnehin auf lautloses Vorgehen und das Vermeiden von direkten Konfrontationen ausgelegt ist.
Ein traditioneller Stolperstein der Reihe war schon immer die teils unberechenbare KI der Gegner. Auch in "Commandos: Origins" schwankt die Intelligenz der feindlichen Soldaten stark. In manchen Situationen agieren sie clever, patrouillieren in sinnvollen Routen, reagieren auf Geräusche und entdecken getarnte Kommandos mit beunruhigender Präzision. In anderen Momenten wiederum scheinen sie blind und taub zu sein, ignorieren offensichtliche Leichen in ihrer Nähe oder laufen stur in vorbereitete Fallen. Diese Inkonsistenz kann zu frustrierenden Situationen führen, in denen ein perfekt geplanter Einsatz durch die "dumme" KI scheitert.
Der Schwierigkeitsgrad der Videospiel-Reihe ist traditionell hoch bis extremst hoch und "Commandos: Origins" macht hier absolut keine Ausnahme. Selbst auf der mittleren Schwierigkeitsstufe erfordert jede der etwas über ein Dutzend Missionen akribische Planung, präzise Ausführung und oft auch einiges an Trial-and-Error. Das kann durchaus befriedigend sein, wenn ein schwieriges Unterfangen gelingt. Allerdings tendiert der Schwierigkeitsgrad manchmal dazu, durch schiere Überzahl an Gegnern oder unfaire Platzierungen künstlich in die Höhe getrieben zu werden, anstatt durch cleveres Design und herausfordernde Taktik.
Die Schauplätze der Missionen des neuen "Commandos" sind vielfältig und reichen von besetzten Städten über U-Boot-Basen bis hin zu weitläufigen Militäranlagen. Optisch sind die Levels durchaus ansprechend gestaltet und vermitteln gut die Atmosphäre des Zweiten Weltkriegs. Allerdings hapert es manchmal an der spielerischen Freiheit. Oft fühlen sich die Levels sehr linear an, mit wenigen alternativen Routen oder Herangehensweisen. Dies schmälert den Wiederspielwert und nimmt dem Spieler das Gefühl, wirklich kreative Lösungen für die gestellten Aufgaben finden zu können. Sehenswert sind die Schauplätze aber dennoch.
Ein weiteres Problem ist die teils unübersichtliche Kartenansicht. Gerade in größeren Levels fällt es schwer, den Überblick über alle Gegner und potenziellen Gefahren zu behalten. Eine verbesserte Zoomfunktion oder die Möglichkeit, Markierungen auf der Karte zu hinterlassen, wären wünschenswert gewesen. Die Geschichte von "Commandos: Origins" ist dagegen spannend und erzählt die Vorgeschichte der bekannten Kommandoeinheit. Die Handlung ist solide erzählt und wird durch Zwischensequenzen und Dialoge vorangetrieben. Hier lernt man endlich die Persönlichkeiten der Kommandos etwas besser kennen, das bindet an die Figuren.
Die grafische Präsentation ist zeitgemäß, aber nicht bahnbrechend. Die detaillierten Umgebungen und die gelungenen Animationen tragen zur Atmosphäre bei, aber grafische Wunder sollte man nicht erwarten. Dennoch ist der optische Sprung im Vergleich zu den Vorgängern auch der Zeit geschuldet riesig. Der Soundtrack ist wunderbar stimmig und untermalt die Action passend, ohne aber vom Wesentlichen, nämlich dem Gameplay, abzulenken. Die Sprachausgabe ist in Ordnung, die Stimmen sind glaubhaft, bleiben allerdings nicht wirklich lange im Gedächtnis. Das ist dann aber bereits Jammern auf höchstem Niveau.
Einer der größten Kritikpunkte an dem neuen "Commandos: Origins" ist der Mangel an echter Innovation. Das Spiel fühlt sich in weiten Teilen wie ein Remaster oder eine sehr konservative Fortsetzung an, die sich kaum von ihren Vorgängern aus der Spiele-Reihe unterscheidet. Zwar wurden hier und da einige kleinere Anpassungen vorgenommen, aber ein wirklich neues und atemberaubendes Gameplay-Element oder eine signifikante Weiterentwicklung der Spielmechaniken sucht man vergebens. Dies betrifft auch die Langzeitmotivation. Neben der Kampagne gibt es nämlich auch einen Mehrspielermodus, der ebenfalls etwas schwächelt.
Der Mehrspielermodus erlaubt es, Missionen kooperativ mit Freunden zu spielen. Diese Möglichkeit ist zwar eine nette Ergänzung, bietet aber keine wirklich neuen Inhalte oder Herausforderungen. Und Spaß macht er nur, wenn alle Mitspieler die Mission ernst nehmen. Tanzt einer aus der Reihe, ist die Mission so gut wie gelaufen und der Frust bei den anderen Mitspielern regelmäßig groß. Ein kompetitiver Mehrspielermodus oder ein Missionseditor, der es den Spielern erlaubt, eigene Szenarien zu erstellen, hätten die Lebensdauer deutlich verlängern können – was nicht heißt, dass diese nicht noch per Update kommen könnten.
"Commandos: Origins" ist ein solides Taktikspiel, das Fans der Serie durchaus gefallen dürfte. Es fängt die Essenz der "Commandos"-Reihe gut ein und bietet anspruchsvolles Gameplay in einem atmosphärischen Setting. Allerdings fehlt es dem Spiel an echter Innovation und dem Mut, neue Wege zu gehen. Die altbekannten Schwächen der Serie, wie die unberechenbare KI und der manchmal unfaire Schwierigkeitsgrad, sind nach wie vor präsent. Wer nostalgisch an die alten "Commandos"-Teile zurückdenkt und sich nach einer ähnlichen Spielerfahrung sehnt, kann mit "Commandos: Origins" sicherlich einige sehr unterhaltsame Stunden verbringen.
Wer jedoch auf eine revolutionäre Weiterentwicklung der Serie gehofft hat, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. "Commandos: Origins" ist ein guter Genrevertreter, aber eben auch nicht mehr. Es kratzt an der Oberfläche seines Potenzials und fühlt sich ein bisschen wie eine verpasste Chance an, die legendäre Reihe in die moderne Zeit zu führen. "Commandos: Origins" ist somit ein Spiel zwischen Nostalgie und Innovationsmüdigkeit, das zwar seine Momente hat, aber letztendlich hinter den hohen Erwartungen zurückbleibt. Die taktische Tiefe ist nach wie vor vorhanden, schlecht ist das Game deshalb keineswegs – Taktik-Freunde wird es freuen.