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Corona-Apps wirken auch bei wenigen Downloads

Bisher glaubte man, dass mindestens 60 Prozent der Bevölkerung Contact-Tracing-Apps nutzen müssen, damit sie wirksam werden. Das stimmt nicht.

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    Apple bietet neu selbst einen Contact-Tracing-Dienst direkt in den Systemeinstellungen an.
    Apple bietet neu selbst einen Contact-Tracing-Dienst direkt in den Systemeinstellungen an.
    Reuters

    Seit mehreren Wochen gibt es in Österreich nun die "Stopp Corona"-App. Es handelt sich dabei um die österreichische Contact-Tracing-App, um Ansteckungsketten zu verfolgen und allfällige weitere Ausbreitungen des Virus zu verhindern. Dass eine solche App nützlich ist, ist in wissenschaftlichen Kreisen unbestritten. Darüber, wie wirksam das Contact-Tracing bei nur geringen Download-Zahlen solcher Apps ist, konnte bisher allerdings nur spekuliert werden.

    Lange Zeit hieß es, dass Apps wie die "Stopp Corona"-App vor allem dann nützlich seien, wenn mindestens 60 Prozent der Bevölkerung sie aktiviert haben. Wie eine neue Studie der Oxford University in Zusammenarbeit mit Google zeigt, ist dem aber nicht so. Den Forschenden zufolge wirken Contact-Tracing-Apps bereits dann, wenn nur wenige Prozent der Bevölkerung die Applikation nutzen.

    Geringe Nutzung hilft auch

    Mit der Hilfe von automatischen Simulationen konnten die Wissenschaftler testen, wie sich die Nutzung von Contact-Tracing-Apps von verschiedenen Prozentzahlen der Bevölkerung auf die Ausbreitung des Virus und die Todesraten auswirkt. So konnte beispielsweise festgestellt werden, dass in einer Bevölkerung, in der 75 Prozent eine Corona-App nutzen, rund 78 Prozent aller Todesfälle verhindert werden könnten. Außerdem käme es zu 81 Prozent weniger Infektionen.

    Aber auch schon eine Nutzung von nur 15 Prozent der Bevölkerung zeigt signifikante Resultate. Hierbei könnten 11,8 Prozent der Todesfälle verhindert werden. Darüber hinaus würden sich 15 Prozent weniger mit Covid-19 infizieren. Die Autoren der Studie hoffen, dass ihre Resultate Klarheit in das Wirrwar an Informationen über Contact-Tracing-Apps bringen können, wie "MIT Technology Review" schreibt. In den letzten Monaten seien viele verschiedene Technologien vorgestellt worden, die im Kampf gegen das Coronavirus helfen sollen, ohne dass wirklich verstanden werde, wie diese Technologien wirken.

    Tech-Giganten helfen mit

    Contact-Tracing-Methoden – ob digital oder mit Papier und Stift – könnten auch dazu führen, dass weniger häufig Quarantänen verhängt werden und der Rückgang zum normalen Leben und einer normalen Wirtschaft schneller vorgenommen werden kann, so die Wissenschaftler. Dies haben auch Google und Apple erkannt und angekündigt, ihren Teil dazu beitragen zu wollen.

    So haben die Tech-Giganten am Dienstag mitgeteilt, dass sie in ihren jeweiligen Betriebssystemen neu eigene Corona-Warnsysteme lancieren. Konkret geht es um ein System, das Google und Apple Exposure Notification Express, also Kontakt-Benachrichtigungs-Express nennen. Dieser ist dazu gedacht, in Regionen zu helfen, in welchen die Behörden keine eigenständige Warn-App lanciert haben. So soll sich die Bevölkerung dennoch besser vor potenziellen Ansteckungen schützen können.

    Was ist Contact-Tracing?

    Contact-Tracing ist ein Mittel, mit dem die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie nachverfolgt und verlangsamt werden soll. Das Ziel dieser Strategie ist es, Personen, die mit Infizierten in Kontakt waren, schnellstmöglich zu identifizieren. Während die erkrankten Personen selbst Auskunft darüber geben können, welche Freunde oder Familienmitglieder mit ihnen in Kontakt standen, ist es schwieriger, nachzuvollziehen, mit welchen fremden Personen sie Kontakt hatten.

    So ist es ohne Contact-Tracing unmöglich, zu ermitteln, welche Personen sich gleichzeitig mit der erkrankten Person in einem Lebensmittelgeschäft aufhielten, Sport trieben oder in einem Restaurant saßen. Mit digitalem Contact-Tracing sollen aber selbst diese fremden Menschen ermittelt und gewarnt werden können. Sie können in der Folge die notwendigen Maßnahmen treffen wie beispielsweise Abstand zu anderen Menschen halten oder sich in Quarantäne begeben. Dies kann dazu beitragen, eine zweite Infektionswelle zu vermeiden oder abzuschwächen.