Coronavirus

Corona-Betrüger erzählt, wie einfach er an 46.000 € kam

Die Corona-Hilfskredite wurden in der Schweiz nicht nur von bedürftigen Unternehmen genutzt. Sie lockten auch Kriminelle an. Ein Betrüger erzählt.

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Ein Mann hält Euro-Geldscheine in der Hand. (Symbolbild)
Ein Mann hält Euro-Geldscheine in der Hand. (Symbolbild)
picturedesk.com/dpa Picture Alliance/Fotostand

Im März schnürte die Schweizer Regierung ein milliardenschweres Hilfspaket, damit Firmen unkompliziert an Kredite kommen und es möglichst unbeschadet durch die Corona-Krise schaffen. Ein simples Formular soll genügen, um bei einer Bank an einen zinslosen Kredit von bis zu einer halben Million Franken zu kommen.

Wie der "Tages-Anzeiger" nun berichtet, ist dieses Kreditprogramm ein gefundenes Fressen für Betrüger wie Vasily A. In einem Gespräch mit der Zeitung, zu dem er mit einem Gucci-Rucksack kommt, gibt er zu, 50.000 Franken (46.337,70 Euro) erschlichen zu haben.

"Habe nie damit gerechnet, dass es klappt"

Der 23-jährige Vasily A. hat schon ein langes Vorstrafenregister und saß bereits im Gefängnis. Er ist bei der Justiz wegen Rauschgifthandel, diverser Betrugsdelikte, Urkundenfälschung und Misswirtschaft in Zusammenhang mit Konkursen aktenkundig. "Meine Masche war einfach: Du übernimmst eine Firma, kaufst auf Rechnung Waren ein, verkaufst diese Waren und schickst die Firma dann in den Bankrott", erzählt Vasily A.

Da er wegen dieser Vergehen schon aktenkundig sei, habe er auch nicht gedacht, dass er einen Corona-Kredit für eine seiner Firmen bekommen würde: "Ich hab das dann einfach mal versucht und nie damit gerechnet, dass es klappt."

Im April habe er ein Kreditformular für seine IT-Dienstleistungsfirma ausgefüllt, die ein Scheinunternehmen gewesen sei. Und tatsächlich: "Binnen 20 Minuten hatte mir meine Bank, die Postfinance, den Betrag als Kreditrahmen gutgeschrieben." Ohne einen Betreibungsregisterauszug vorzuweisen, sei er innerhalb kürzester Zeit zu den 50.000 Franken gekommen.

Geld abgehoben und Konkurs angemeldet

Noch im April habe er das Geld fast komplett in bar abgehoben. Auch hier habe es keine Nachfragen gegeben, obwohl die Abhebung die einzig bemerkenswerte Bewegung seit langer Zeit auf dem Konto gewesen sei. Kurz darauf habe er dann die übliche Masche abgezogen und für die IT-Firma Konkurs angemeldet. Auf die Frage des zuständigen Richters, was er mit den 50.000 Franken gemacht habe, gab Vasily an, "andere Schuldner" bezahlt zu haben.

Das Geld habe er einerseits für Luxusartikel verprasst. Den größten Teil habe er jedoch investiert: "Ich will das Geld auch zurückzahlen", verspricht er. Investitionen jeder Art sind laut den Kreditregeln jedoch verboten. Ein schlechtes Gewissen habe er aber nicht, einen Hilfskredit abgestaubt zu haben. Immerhin sei es so einfach gewesen, an das Geld zu kommen. Er sei auch nicht allein: "Auch viele meiner Freunde haben sich einen Covid-Kredit besorgt", erzählt er.

534 Fälle von Betrugsverdacht

Wer im Antragsformular für einen Corona-Kredit Falschangaben macht, begeht in der Schweiz Urkundenfälschung und riskiert ein Bußgeld von bis zu 100.000 Franken sowie fünf Jahre Haft. Abgeschreckt hat das aber längst nicht alle Betrüger. Die Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) hat bereits 534 Anzeigen wegen Betrugsverdacht erstattet.

Alleine im Kanton Zürich beträgt die mutmaßliche Deliktsumme rund 20,5 Millionen Franken, in Basel-Stadt rund 6 Millionen Franken. Zum Vergleich: Das Gesamtvolumen der insgesamt 136.250 Hilfskredite betrug knapp 17 Milliarden Franken.

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