Österreich

Firma sucht Corona-Geheilte für Wirkstoff

Heute Redaktion
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Andreas Bergmann hatte Corona, ist jetzt wieder gesund. Er spendete bereits. "Die Plasmaspende ist eine Möglichkeit, relativ schnell, Menschen zu helfen, die wirklich schwer erkrankt sind", sagt er.
Andreas Bergmann hatte Corona, ist jetzt wieder gesund. Er spendete bereits. "Die Plasmaspende ist eine Möglichkeit, relativ schnell, Menschen zu helfen, die wirklich schwer erkrankt sind", sagt er.
Bild: Takeda

Das Pharmaunternehmen Takeda sucht Corona-Geheilte, die in den BioLife-Zentren (gibt es in OÖ, NÖ und Wien) Blutplasma spenden. Unternehmenssprecherin Monika Wiesner erklärt im Interview, warum.

"Heute": Ihr Pharma-Unternehmen Takeda sucht derzeit geheilte Corona-Patienten, die in den BioLife-Plasmazentren (in OÖ, NÖ und Wien) Blutplasma spenden sollen. Warum?

Monika Wiesner: Takeda hat vor einigen Wochen bekanntgegeben, an einer möglichen Therapie für Covid-19 zu arbeiten. Wir haben auch schon erste Meilensteine erreicht. Und

die ersten von Covid-19 Genesenen haben bereits ihr Blutplasma in unseren BioLife-Zentren in ganz Österreich gespendet. Montag haben wir bekanntgegeben, dass sich global führende Unternehmen im Bereich Blutplasma zusammengeschlossen haben, um gemeinsam die Entwicklung einer potenziellen

Covid-19-Therapie zu beschleunigen. Unter den Unternehmen sind neben Takeda und BioLife auch Biotest, BPL, LFB, Octapharma und CLS Behring. Experten der Allianzpartner werden gemeinsam zusammenarbeiten, entlang aller wichtigen Aspekte wie Plasmasammlung, die Entwicklung klinischer Studien sowie den Herstellungsprozess. Weitere Unternehmen und

Institutionen können sich der Allianz ebenfalls anschließen.

Monika Wiesner ist die Leiterin der Takeda-Unternehmenskommunikation. Im Interview erklärt sie, warum derzeit in den BioLife-Zentren Blutplasma-Spender gesucht werden, die an Corona erkrankt waren und geheilt sind. Und das Spenden ist ganz unkompliziert. "Alles was man tun muss, ist sich zirka eine Stunde Zeit nehmen, in ein Plasmazentrum in der Nähe zu gehen, die Ärmel hochkrempeln und es sich auf einer Liege bequem machen – ähnlich wie beim Blutspenden", so Matthias Gessner, Leiter von BioLife in Europa. (Foto: Lukas Lorenz)

"Heute": Wie wird dieser Wirkstoff gewonnen? Was kann dieser Wirkstoff? Wie ist die Wirkungsweise?

Monika Wiesner: Ziel ist die Entwicklung einer nicht markengebundenen Hyperimmunglobulin-Therapie (I-HG) gegen Covid-19. Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren und erfolgreich genesen sind, haben in ihrem Körper erfolgreich Antikörper gebildet, um das Virus zu bekämpfen. Die mögliche Therapie basiert darauf, diese Antikörper zu sammeln und in einem Präparat zu konzentrieren. Die Entwicklung eines Hyperimmunglobulin-Präparates erfordert die Plasmaspende von vielen Personen, die sich vollständig von Covid-19 erholt haben und deren Blut Antikörper enthält, die das neuartige Coronavirus

bekämpfen können. Nach der Sammlung wird das sogenannte „Rekonvaleszenten"-Plasma zu Produktionsstätten transportiert, wo es einem etablierten Verfahren unterzogen wird, in dem unter anderem vorhandene Viren inaktiviert und entfernt werden und dann die Aufreinigung und Konzentration in das finale Produkt erfolgt.

"Heute": Für wen ist dieser Wirkstoff? Ein Medikament für schwer an Covid-19 Erkrankte? Ein Impfstoff für gesunde Menschen?

Monika Wiesner: Diese mögliche Therapie kann intravenös an Personen verabreicht werden, die einem schweren Krankheitsverlauf von Covid-19 unterliegen. Das heißt, dass diese Patienten die entsprechenden Antikörper in hoch konzentrierter Form direkt in den Körper verabreicht bekommen, wo diese sofort wirken können. Solch ein Präparat könnte dazu beitragen, dass der Virus schneller eliminiert wird, wodurch der Körper und andere Medikamente eine bessere Chance haben, die erkrankte Person zu heilen.

"Heute": Wie erfolgsversprechend ist so ein Wirkstoff?

Monika Wiesner: Dass die Antikörper funktionieren, wissen wir ja von den Menschen, die den Virus erfolgreich bekämpft haben. Zudem sind Hyperimmunglobuline bereits für verschiedene Erkrankungen auf dem Markt, einschließlich Tollwut und Tetanus. Es gibt auch etliche Daten zu diesem Prinzip, die die Wirkung bestätigen, wie etwa für das erste SARS Virus oder auch das H5N1. Die Wirksamkeit einer Covid-19-Hyperimmunität muss jedoch in Studien nachgewiesen werden. Wir bewegen uns sehr schnell und gehen davon aus, dass wir in den kommenden Monaten in die Klinik gehen können. Einer unserer größten unbekannten Faktoren ist die Anzahl der Rekonvaleszenz-Plasmaspenden. Je mehr Covid-19-Genesene ihr Plasma spenden, umso schneller können wir eine mögliche Therapie zur Verfügung stellen.

"Heute": Wenn ich als Geheilter beim Plasmaspenden einen Teil meiner Antikörper "hergeben muss", laufe ich dann Gefahr, wieder an Corona zu erkranken?

Monika Wiesner: Wichtig diesbezüglich sind die „Erinnerungszellen" im Körper, die sofort bei einer neuerlichen potenziellen Bedrohung Antikörper nachproduzieren. Und diese Zellen sind durch eine Plasmaspende nicht beeinträchtigt.

"Heute": Wohin können sich Corona-Geheilte wenden, wenn sie Blutplasma spenden wollen, um anderen zu helfen?

Monika Wiesner: In Österreich stehen Spendenwilligen elf Zentren von BioLife zur Verfügung. Sie finden alle Zentren unter www.plasmazentrum.at.

Weitere Informationen zur Covid-19-Plasmaspende gibt es auch hier oder telefonisch unter +43 (0) 120 609 2538.

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