Coronavirus

Corona-Impfstoff soll Menschen in Affen verwandeln

Der Corona-Impfstoff der Universität Oxford soll schockierende Nebenwirkungen haben. Diese Horror-Story verbreiten jetzt gezielt russische Medien.

Roman Palman
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Zirkus-Schimpanse "Micky" bei einem Auftritt zur Feier des 100-jährigen Bestehens des Moskauer Staatszirkus am 19. September 2020
Zirkus-Schimpanse "Micky" bei einem Auftritt zur Feier des 100-jährigen Bestehens des Moskauer Staatszirkus am 19. September 2020
picturedesk.com/TASS/Vyacheslav Prokofyev

Es klingt ein bisschen wie eine Mischung der Plots der Hollywood-Blockbuster "Resident Evil" und "Planet der Affen", was russische Medien aktuell über den Corona-Impfstoff verbreiten, der an der Universität Oxford entwickelt wird. Darin wird behauptet, dass der Impfstoff, von dem der Pharmariese AstraZeneca Millionen Dosen produzieren will, Menschen in Affen zurückverwandeln würde, weil darin Vektorviren von Schimpansen zum Einsatz kommen.

Der Wahrheitsgehalt dieser Horror-Meldungen geht dabei gegen Null, wie die britische "Times" aufgedeckt hat, handelt es sich dabei um eine gezielte Desinformationskampagne durch Russland, mit dem Ziel die Reputation des Impfstoffes zu unterminieren und Angst in der Bevölkerung zu schüren.

Die diversen Schlagzeilen und oft kruden Fotomontagen und Memes, die den britischen Impfstoff als Gefahr darstellen, sollen in Russland produziert worden sein und nun durch Mittelsmänner weltweit in Sozialen Netzwerken verbreitet werden. Den Recherchen der "Times" zufolge, wird diese Fake-News-Kampagne gezielt in Ländern eingesetzt, in denen Russland hofft, seinen eigenen Impfstoff "Sputnik V" verkaufen zu können. Dazu gehören etwa Brasilien oder Indien, aber auch westliche Länder seien von der Desinformationskampagne betroffen.

Ein Sprecher der russischen Botschaft in London wies die Behauptungen der Journalisten vehement zurück. Dass man nun Russland Propaganda jedweder Art gegen AstraZeneca vorwerfe, ziele "offensichtlich darauf ab, Russlands Bemühungen bei der Bekämpfung zu diskreditieren, einschließlich der guten Zusammenarbeit, die wir mit Großbritannien in diesem Bereich aufgebaut haben".

"Risiko für öffentliche Gesundheit"

AstraZeneca-CEO Pascal Soriot wiederum, kritisierte die Desinformationskampagne gegen den eigenen Impfstoff aufs Schärfste: "Fehlinformationen stellen ein eindeutiges Risiko für die öffentliche Gesundheit dar. Dies gilt insbesondere während der gegenwärtigen Pandemie, die weiterhin Zehntausende von Menschenleben fordert, unsere Lebensweise erheblich beeinträchtigt und der Wirtschaft schadet", so der 61-Jährige gegenüber der "Times".

Wissenschaftler bei AstraZeneca und vielen anderen Unternehmen und Institutionen auf der ganzen Welt würden unermüdlich daran arbeiten, einen Impfstoff und therapeutische Behandlungen zu entwickeln, um dieses Virus zu besiegen. "Aber es sind unabhängige Experten und Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt, die letztendlich entscheiden, ob ein Impfstoff sicher und wirksam ist, bevor er zur Anwendung zugelassen wird."

Er appelliert an die Menschen, "zuverlässige Informationsquellen zu nutzen, den Aufsichtsbehörden zu vertrauen und sich an den enormen Nutzen zu erinnern, den Impfstoffe und Medikamente der Menschheit weiterhin bringen".

Impfstoff-Test zwischenzeitlich gestoppt

Die Gerüchte über mögliche Nebenwirkungen werden auch durch einen Vorfall Anfang September bei einer der klinischen Versuchsreihen von AstraZeneca angefacht. Einer der Probanden war während des Impfstoff-Tests erkrankt, worauf die Studie vorübergehend gestoppt werden musste. 

Dabei handele es sich aber um eine vorsorgliche Routinemaßnahme, hieß es damals seitens des Pharmeunternehmens. "In großen Versuchsreihen treten Erkrankungen zufällig auf, müssen aber von unabhängiger Seite untersucht werden, um das gründlich zu überprüfen." Im Grunde ging es lediglich darum festzustellen, ob die gesundheitlichen Beschwerden mit der Injektion des Impfstoffes zusammenhängen. Während der Test-Pause wurden keine weiteren Studienteilnehmer geimpft. Solche, die bereits eine Injektion erhielten, stehen unter genauer Beobachtung.