Österreich

Mit Schulstart droht vielen Betreuungs-Chaos

Heute Redaktion
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Zweifach-Mama Kathrin E. (Name geändert, hier mit ihren Söhnen Julius, 7 und Moritz, 11) kritisiert die fehlende Lösung für Geschwisterkinder bei Schichtbetrieb der Schulen. Das Bildungsministerium sieht hingegen die Bildungsdirektionen der Bundesländer am Zug.
Zweifach-Mama Kathrin E. (Name geändert, hier mit ihren Söhnen Julius, 7 und Moritz, 11) kritisiert die fehlende Lösung für Geschwisterkinder bei Schichtbetrieb der Schulen. Das Bildungsministerium sieht hingegen die Bildungsdirektionen der Bundesländer am Zug.
Bild: Denise Auer

In zwei Wochen dürfen die 6- bis 14-Jährigen in die Schule zurückkehren. Der geplante "Schichtbetrieb" stellt Eltern vor neuen Herausforderungen, kritisiert eine Mutter.

Sieben Wochen ist es her, dass Julius (7) und Moritz (11) ihre Klassenzimmer zuletzt von innen gesehen haben. Seit sieben Wochen versuchen ihre Eltern den Spagat zwischen Homeoffice und Homeschooling zu schaffen – keine leichte Aufgabe, wie Kathrin E. (alle Namen von der Red. geändert) im "Heute"-Gespräch verrät. "Familien müssen in dieser Zeit viel mittragen. Aber wir befinden uns in einer Krise, da müssen wir durch", will sich die Wienerin E. nicht beschweren.

Umso größer war dann die Enttäuschung, als Bundesminister Heinz Faßmann seinen Fahrplan für die Öffnung der Schulen präsentiert hat. "Er hat dabei Familien mit Geschwisterkinder nicht mitgedacht", ärgert sich die Juristin (48).

"Schichtbetrieb" stellt Eltern vor neuer Herausforderung

Wie berichtet, kehren die Schüler der Volksschulen, Neuen Mittelschulen und der 1. bis 4. Klassen des Gymnasiums ab 18. Mai im "Schichtbetrieb" ins Klassenzimmer zurück. Dabei werden die Kinder in zwei Gruppen geteilt. Der eine Teil soll montags bis mittwochs Unterricht haben, der andere Teil donnerstags und freitags. Jede Woche wird gewechselt. "Dieses Modell wurde von Minister Faßmann öffentlich immer wieder getrommelt. In der Realität ist aber auch ein täglicher oder wöchentlicher Wechsel erlaubt – das dürfen die Schulen selbst entscheiden. Und damit stellt der Minister tausende Eltern vor die nächste große Herausforderungen", kritisiert die 48-Jährige.

Denn während Julius eine Volksschule im 16. Bezirk besucht, drückt Moritz (11) in einem Gymnasium im 15. Bezirk die Schulbank. "Es ist gut möglich, dass sie an unterschiedlichen Tagen Unterricht haben, dann muss ich mich erst recht wieder um eine Betreuung kümmern", ist die Wienerin sauer. Etlichen Eltern würde dadurch eine Berufstätigkeit unmöglich gemacht werden, ist sich Kathrin E. sicher.

Schulen setzen Mamas und Papas unter Druck

Die Politik würde zwar immer wieder versichern, dass kein Kind an unterrichtsfreien Tagen abgewiesen werden darf, "aber die Realität sieht anders aus", weiß die Zweifach-Mama. "Die Volksschule meinte schon, dass Kinder außerhalb des Schichtbetriebs nur in absoluten Ausnahmefällen betreut werden", erzählt. Kathrin E.

Scharfe Kritik an Bildungsminister

Weiterer Kritikpunkt: "Bis jetzt weiß ich nicht, wann meine Söhne die Schule besuchen sollen. Ich hab das Glück, meine Arbeitszeit flexibel einteilen zu können. Aber wie sollen das viele andere Berufstätige machen?", ärgert sich die Juristin. "Dieser 'Schichtbetrieb' ist nicht durchdacht und ist für alle schlecht, auch für Unternehmer. Niemand kann planen".

Ihre Kritik richtet sich aber nicht an Lehrer oder Direktoren, sondern allein an Bildungsminister Heinz Faßmann "Die Autonomie der Schulen geht zu Lasten der Eltern. Wieso gibt es keine einheitliche Lösung? Etwa eine alphabetische Unterteilung, dann wären 95 Prozent der Geschwisterkinder am selben Tag in der Schule", glaubt die Wienerin.

Ministerium kontert: "Bildungsdirektionen müssen Lösung finden"

Das Bildungsministerium verweist auf den unterschiedlichen Umgang mit der Schul-Autonomie in den Bundesländern. Aus dessen Sicht sei das Thema nicht geeignet, jeden Standort selbst entscheiden zu lassen. "Es braucht klare Vorgaben der Bildungsdirektionen im Sinne der Eltern", erklärt Generalsekretär des Bildungsministeriums, Martin Netzer.



Ab Dienstag sollen daher alle Schulen von den Bildungsdirektionen durchgerufen werden, um darauf hinzuweisen, dass Lösungen für Geschwisterkinder gefunden werden müssen, heißt es aus dem Ministerium.

Am simpelsten wäre es für Netzer, die einzelnen Kinder nach dem Alphabet auf die verschiedenen Gruppen aufzuteilen. Denn dann gebe es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Geschwisterkinder in der gleichen Gruppe sind. In jenen Spezialfällen, in denen dann doch die Kinder in unterschiedliche Gruppen fallen, könne man dann nach Einzelfalllösungen suchen.

Bildungsdirektion Wien verspricht Lösung bis 18. Mai

Auf "Heute"-Rückfrage erklärt die Bildungsdirektion Wien, man sei nun in engem Kontakt mit den Landeselternverbänden. Dabei schaue man sich gemeinsam die Problemfelder an. Bis der Unterricht in den Volksschulen, Neuen Mittelschulen (NMS) sowie für die Unterstufen der allgemein bildenden höheren Schulen (AHS) und Sonderschulen ab 18. Mai wieder losgeht, habe man eine Lösung gefunden, verspricht die Bildungsdirektion.