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Corona-Whistleblower wird posthum Vater

Die Frau des verstorbenen Li Wenliang, jenem Arzt, der als Erster vor dem Coronavirus warnte, brachte in Wuhan einen gesunden Jungen auf die Welt.

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Am 3. Februar 2020, vier Tage vor seinem Tod, machte Dr. Li Wenliang ein Selfie aus seinem Krankenbett. Der chinesische Arzt starb an den Folgen von Covid-19. Wochen zuvor hatte er als einer der ersten auf die Gefährlichkeit des neuen Coronavirus aufmerksam gemacht.
Am 3. Februar 2020, vier Tage vor seinem Tod, machte Dr. Li Wenliang ein Selfie aus seinem Krankenbett. Der chinesische Arzt starb an den Folgen von Covid-19. Wochen zuvor hatte er als einer der ersten auf die Gefährlichkeit des neuen Coronavirus aufmerksam gemacht.
LI WENLIANG / AFP / picturedesk.com

Vier Monate nach dem Tod des chinesischen Arztes Li Wenliang, der frühzeitig vor dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus gewarnt hatte, hat seine Frau Fu Xuejie einen Jungen auf die Welt gebracht. Nach chinesischen Medienberichten wurde das Kind am Freitagmorgen in der zentralchinesischen Stadt Wuhan geboren.

Der Sohn eines Helden

Mutter und Kind gehe es gut. Das Baby habe 3.45 Kilo auf die Waage gebracht, wie "Global Times" berichtet. Fu Xuejie schrieb in sozialen Medien an ihren verstorbenen Mann: "Hast Du es vom Paradies aus gesehen? Dein letztes Geschenk für mich ist heute geboren worden, und ich werde es beschützen und sehr lieben."

Der Tod des 34-jährigen Augenarztes, der am Ende selbst an der Lungenkrankheit gestorben war, hatte große Anteilnahme ausgelöst. Das Schicksal des "Corona-Whistleblowers" symbolisierte für viele Chinesen die Folgen der langsamen Reaktion der Behörden auf den Ausbruch der Lungenkrankheit. In Wuhan war das Virus Anfang Dezember zuerst entdeckt worden, auch war die Elf-Millionen-Metropole in China am schwersten betroffen.

Warnte bereits im Dezember vor Coronavirus

Schon am 30. Dezember hatte Li Wenliang online in einer Diskussionsgruppe von Medizinern und Studenten unter Hinweis auf eine wachsende Zahl mysteriöser Virusfälle vor einer Rückkehr des Sars-Virus gewarnt, das vor 17 Jahren zu einer Pandemie mit 8000 Infizierten und 774 Toten geführt hatte. Die Polizei hatte ihn und andere Teilnehmer der Chatgruppe danach wegen der Verbreitung von "Gerüchten" vorgeladen und verwarnt. Sie mussten unterschreiben, dass sie nichts mehr über den Ausbruch enthüllen. Einige Tage später infizierte sich der Arzt selbst bei einer Patientin.

"Wir hoffen, dass der Geist von diesem guten Mann in seinem Sohn weiterlebt", kommentierte ein User auf der chinesischen Social-Media-Plattform WeChat.

"Es ist so rührend, dass die Leute Dr. Li nicht vergessen haben. Das ist die beste Nachricht des Tages für mich", meinte ein weiterer Nutzer.