"Hunderttausende Menschen werden sterben, bis effiziente Medikamente zur Verfügung stehen", warnt eine Wissenschafterin in einem Schreiben an die Österreichische Bundesregierung.
Am heutigen Freitag (24.April) ist der "Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche". 2020 fällt der Aktionstag mitten in die Corona-Krise. Mehr als 115 Millionen Tiere werden offiziell jedes Jahr für Tierversuche getötet. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. Dr. Tamara Zietek ist leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin von "Ärzte gegen Tierversuche" und hat aus aktuellem Anlass für ECEAE (European Coalition to End Animal Experiments) und deren Mitgliedsorganisationen eine Erklärung an politische Entscheidungsträger verfasst. In einer Stellungnahme wendet sich Zietek direkt an die Österreichische Bundesregierung.
„ "Hunderttausende Menschen werden an COVID-19 sterben, bevor effiziente Medikamente zur Verfügung stehen."“
, warnt Zietek.
Die Wissenschafterin appelliert daran, "menschenrelevante Modellsysteme" zu fördern und "angemessen" zu finanzieren, damit die medizinische Forschung "schnell" und "effektiv" ist. Denn die nächste Pandemie wird kommen. Man könne es sich nicht länger leisten, Zeit für Tierversuche zu verschwenden. Die Politik solle die aktuelle Corona-Pandemie als Chance für ein Umdenken erkennen.
Um einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus zu finden, wird mit Hochdruck weltweit an Tieren wie genetisch veränderten Mäusen oder Frettchen geforscht. Eine Sackgasse - kritisiert Dr. Tamara Zietek, leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin von "Ärzte gegen Tierversuche" und IBT-Mitglied in einem aktuellen Statement an die österreichische Bundesregierung. Die Organisation "ECEAE" plädiert dafür, in menschliche Technologien ("humanrelevante Forschungsmodelle") zu investieren, statt fast nur in die nicht zielführende Forschung mit Tieren.
„ "Die Geschichte hat uns gelehrt, dass Tierversuche nicht für die erfolgreiche Entwicklung von Impfstoffen geeignet sind"“
, warnt Zietek.
Abgesehen von unnötigem Tierleid seien Tierversuche (zu) langsam, teuer und die vielversprechenden wirkenden, tierischen Testergebnisse gelten selten auch für Menschen. Für Viruserkankungen wie MERS, SARS oder HIV konnte beispielsweise bis heute kein Impfstoff entwickelt werden, resümiert Zietek. Trotz jahrelanger, intensiver Forschung mit Tieren. "Um der menschlichen Sicherheit und so vieler Tiere willen" sollen Entscheidungsträger und Politik umdenken.
"Die nächste Pandemie wird kommen und wir sollten besser darauf vorbereitet sein.
, warnt der "IBM" eindringlich.
Es folgt die Stellungnahme von Dr. Zietek an die Österreichische Bundesregierung:
Der IBT ist Mitglied der europäischen Vereinigung ECEAE mit dem Ziel der Abschaffung ALLER Tierversuche!
Frau Dr. Tamara Zietek, leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin von "Ärzte gegen Tierversuche e.V." hat aus aktuellem Anlass für ECEAE und deren Mitgliedsorganisationen eine Erklärung / Stellungnahme verfasst – diese folgt hier in einer deutschen Übersetzung.
Wir als IBT werden diese unsere deutsche Übersetzung mit der Forderung um entsprechende Maßnahmen und Einleitung von zielführenden Schritten an die Österreichische Bundesregierung und an die im Parlament vertretenen Gremien und Parteien versenden und mit Nachdruck auf die in dieser Stellungnahme angeführten Tatsachen verweisen.
Das Corona-Virus SARS-CoV-2 wurde innerhalb weniger Wochen zu einer Pandemie. Wir alle hoffen auf eine schnelle Entwicklung von Impfungen und antiviralen Medikamenten. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass Tierversuche nicht das richtige Modell sind, um dieses Ziel zu erreichen, aber es ist die menschliche Natur, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Hunderttausende Menschen werden an COVID-19 sterben, bevor effiziente Medikamente zur Verfügung stehen. Wann wird die Welt endlich erkennen, dass menschenrelevante Modellsysteme gefördert und angemessen finanziert werden müssen, wenn wir wollen, dass die medizinische Forschung effektiv und schnell ist?
Es ist ein bekannter und großer Nachteil von Tierversuchen: Sie sind langsam – zu langsam in Zeiten einer Pandemie wie SARS-CoV-2, mit der wir derzeit konfrontiert sind. Wissenschaftler und NGOs kritisieren seit langem, dass medizinische Forschung auf der Grundlage von Tierversuchen ineffizient ist – insbesondere wenn es um die Modellierung von Krankheiten und die Arzneimittelentwicklung geht. Darüber hinaus wird seit Jahren mit zahlreichen Stakeholdern diskutiert, dass menschenrelevante Modellsysteme etabliert, optimiert und validiert werden müssen. Viele fortschrittliche Forschungsmodelle wurden bereits entwickelt, wie z. B. dreidimensionale Zellmodelle der menschlichen Lunge und des Immunsystems oder fortgeschrittene Organ-on-a-Chip-Ansätze.
Dennoch werden Forschungsmittel weitgehend für Projekte im Zusammenhang mit Tierversuchen bereitgestellt, während sehr wenig in die Optimierung und Etablierung menschlicher Technologien investiert wird. Eine Verlagerung unseres wissenschaftlichen Paradigmas hin zu einer tierfreien Forschung wäre klug, um humanrelevante Forschungsmodelle für künftige Pandemien zur Verfügung zu haben, die sicherlich kommen werden. Solche In-vitro-Modelle sind schneller und effizienter als die Tierforschung, da sie nicht mit den Problemen artenspezifischer Unterschiede konfrontiert sind. Unzählige Tiere leiden derzeit in Tierversuchen im Zusammenhang mit COVID-19, um "das richtige Tiermodell" für die Untersuchung des Virus und seiner infektiösen Eigenschaften zu finden. Frettchen gelten nun als ausgezeichnetes "Modell", weil sie sich mit SARS-CoV-2 anstecken. Frettchen entwickeln jedoch keine Symptome der Krankheit, wie sie beim Menschen beobachtet werden, was den Ansatz zu einer Sackgasse macht.
Dieses Phänomen ist eine alteingesessene Strategie: Ergebnisse aus Tierversuchen, die höchstwahrscheinlich nie für den Menschen gelten werden, werden der Öffentlichkeit als große Erfolgsgeschichten präsentiert. Andere Tierarten werden für die COVID-19-Forschung verwendet, obwohl sie sich nicht einmal anstecken, zum Beispiel Mäuse. Genetisch veränderte Mäuse, die zuvor entwickelt wurden, um andere Corona-Viren zu untersuchen, werden jetzt als spezielle "Werkzeugkästen" verkauft, um auszuprobieren, ob sie für die SARS-CoV-2-Forschung nützlich sein könnten. Weitere Ansätze sind die Erzeugung von humanisierten Mäusen, um sie anfällig für Virusinfektionen zu machen, wenn menschliche Gene in das Mausgenom eingefügt werden. Abgesehen von einer sehr geringen Erfolgsaussicht sind solche Versuche unethisch und extrem zeitaufwändig. Die Erzeugung und Zucht gentechnisch veränderter Tiere dauert Monate, die In-vivo-Experimente erstrecken sich über mehrere Monate oder Jahre und die Chance, endlich menschenrelevante Versuchsergebnisse zu erzielen, ist sehr gering.
Die Geschichte hat uns oft gelehrt, dass Tierversuche nicht für die erfolgreiche Entwicklung von Impfstoffen geeignet sind. Der regelmäßige Prozess der Impfstoffentwicklung erstreckt sich über viele Jahre mit Kosten in Höhe von Hunderten von Millionen Euro oder sogar mehr. Für zahlreiche Viruserkrankungen wie HIV, MERS oder andere SARS-Viren konnten wir bisher keine wirksamen Impfstoffe entwickeln – trotz jahrelanger umfangreicher Forschung. Der erste Ebola-Impfstoff kam im November 2019 auf den Markt, fünf Jahre nach dem Ausbruch der Krankheit im Jahr 2014 – und es bleibt abzuwarten, wie effektiv dieser Impfstoff bei der Anwendung auf die Zielgruppen wirkt.
Jede Pandemie wie jene, der wir jetzt ausgesetzt sind, ist eine Chance für Politiker und Entscheidungsträger, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Die nächste Pandemie wird eines Tages kommen, und wir sollten mit menschenrelevanten Forschungsmodellen vorbereitet werden, die einen schnellen und zuverlässigen Arzneimittelentwicklungsprozess ermöglichen. Um der menschlichen Sicherheit und so vieler Tiere willen, die für eine Forschung leiden, die ihr Versprechen nicht einhält.
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